Beichten in Berlin
Berlin, 18. Juli 2020
Kaum zu glauben. Als ich vor dreizehn Jahren katholisch wurde, da hatte ich den Eindruck eines kleinen geistlichen Biotops.
Hier ein Teich, dort ein Bächlein – und sogar mancherorts ein kleiner See.
Wer aus der Quelle des lebendigen Wassers schöpfen wollte, der konnte nehmen und nehmen und nehmen. Für jeden Geschmack, der willens war, war etwas da.
Zunehmend konnte ich feststellen, wie der geistliche Grundwasserspiegel, wie er allseits zu Recht genannt wird, versiegte.
Ich streckte meine Fühler aus. Sogar nach Polen. Meine Lieblingsheilige Schwester Faustina Kowalska ist eine Polin – ob die lieben Polen einfach ein bisschen mehr Heiligen Geist abbekommen haben?
Aber ich kann kein Polnisch. Meine liebste katholische Zeitschrift ‚Liebt einander‘[1] wird von der ‚Gesellschaft Christi‘ (Societas Christi)[2] herausgegeben; ein Orden, der im Westen Deutschlands die katholische Auslandsmission betreibt.
Zuletzt hatte ich im letzten Jahr im Rheingau ein Kloster besucht. Leider gab es dort die gleichen Streitigkeiten, wie im ganzen Rest Deutschlands: krasse Modernisten gegen Fans der Alten Messe.
Tja, und nun Corona. Wenn Jesus Christus leibhaftig in der Eucharistie ist, dann muss er in Reinheit, frei von Sünden, in jedem Fall ohne Todsünde, empfangen werden. Dafür brauchen wir die Beichte. Das war schon immer so. Und jetzt ist es nicht anders.
Bis zu dieser Woche wusste ich von drei Kirchen, die regelmäßige Termine für die Beichte angeboten haben. In zwei dieser genannten Kirchen saßen die Priester im Kirchenraum, so dass das Beichtgeheimnis nicht sichergestellt war. Es ist die Frage, ob die Beichte für den dortigen Priester ein Sakrileg ist. Die Nachfrage dürfte überschaubar gewesen sein.
Jetzt bleibt nur noch dieses eine Schlupfloch, dessen Foto oben zu sehen ist: wie lange noch?
Und was sollte ich tun, wenn auch dieses Schlupfloch verstopft ist?
[1] https://liebt-einander.org/
[2] https://www.bistum-hildesheim.de/seelsorge/orden-gemeinschaften/maennerorden/societas-christi-pro-emigrantibus-polonis/
Stephan Gröne 