Freie Sicht auf das Mittelmeer – dank Kontaktlinsen
Berlin, 23.Januar 2021
Ich bin behindert. Genauer: sehbehindert. Ich trage ein echt goldenes Schieleisen. Schon dreißig Jahre lang. Und war stolz darauf.
- Masken und kein Ende
Dann kam im März 2020 Corona. Es wurde alles anders: anstrengender. Die Stoffmasken im Frühling waren ganz OK. Die meisten habe ich heute noch.
Dann kam der Herbst. Wird schon nicht so schlimm, dachte ich. Also Maske auf, nicht so tief durchatmen und rein in den Bus. Dann ausatmen. Boh äh: keine Sicht auf das Mittelmeer. Wie ein Aufguss in der Sauna, nur nicht so schön kuschelig warm. Also Neues ausprobieren: neue Masken, neues Glück.
- Vorletzte Hoffnung: Gesichtsschilde
Dann die Erinnerung an die Gesichtsschilde. Astronauten-Look pur, eher unter- als überirdisch.[1] Sofort gekauft: erst ein kleineres, dann eine Art Gesichtskondom aus Plexiglas. Gruselig. Insgesamt habe ich wohl bisher um die dreihundert Euro für die gesamte Maskerade ausgegeben.
Dann die Ernüchterung Mitte Dezember: im Frühjahr die Empfehlung des strengen Erzbistums Berlin schlechthin, ab Oktober 2020 nicht erwünscht.[2]
Ich war also mal wieder nicht up to date, etwas, was uns allen im Corona-Jahr 2020 ständig geschieht.
Nur: mit dem Gesichtsschild hatte ich freie Sicht auf das Mittelmeer, nur ein bisschen Kondenswasser in der Mitte, ansonsten ziemlich gut.
Eine wirklich gute Lösung, zwei Wochen getestet: gut. Dann die Belehrung: nein, verboten!
Schließlich versuchte ich zwei verschiedene FFP2-Masken. Fehlanzeige No.20.
- Die Erleuchtung: keine Brille tragen
Wenn Brillen beschlagen, dann könnte man sie durch etwas Anderes ersetzen, so dachte ich. Aber was? Die Erleuchtung: sie kam am 8.Januar 2020 – Kontaktlinsen!
Ich dachte immer als glücklicher Träger einer Brille: Kontaktlinsen sind etwas für Mädchen, weil sie mit Brille Angst haben, keinen Mann abzubekommen – und sie weinen gerne.
Nun ja, weit gefehlt. Weinen muss ich zwar jetzt auch mindestens beim Einsetzen und beim Herausnehmen. Aber was für eine Freiheit: kein Kondenswasser mehr!
Und ich sehe besser – sowohl aus als auch weit hinaus, denn, das wusste ich wirklich nicht, Kontaktlinsen können die Sehschärfe einer Brille übertreffen. Jetzt in der Weite.
Nach dreißig Jahren – mit 55 Plus – noch eine Überraschung: jetzt ist alles möglich, mindestens seit dem 11.1.2021!
[1] Wie ich zum Corona-Vollhonk wurde – Stgroene (stephanusberolinensis.blog)

Ein Gedanke zu “Beschlagene Brillen ausbremsen – mit Kontaktlinsen”