Entfernung von männlichem Brusthaar

4 Selbstversuche und 1 Erfolg

                                                                                                              Berlin, 27.Februar 2021                                         

Nun ja, ein etwas delikates Thema, das muss ich zugeben. Aber ein lebenswichtiges, denn es gibt diese wahrhaft traurige Tatsache: oberhalb der Stirn immer nimmer – am Restkörper umso schlimmer.

Und wie schlimm! Als würde Gott Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um dem armen älteren Mitbürger ab 55Plus (bei mir: 55 Jahre 1 Monat 24 Tage), zur Verzweiflung zu treiben.

Nun ja: ich war immer megastolz auf mein wallendes Brusthaar, fast wollte ich schon Zöpfe binden. Je oller, desto doller. Wirklich.

Leider hat mein lieber Vater mir so Einiges vererbt, unter anderem seine Schuppenflechte. Die machte sich bisher mehr im Gesicht und auf dem Kopf bemerkbar.

Und mit zunehmendem Alter leider auch auf der Brust. Und diese ist, wie ich zart angedeutet habe, umrankt mit Vielem von dem, was Wikipedia „langen Hornfaden“[1] nennt. Haare also.

 

Und dann auch noch dunkel: auf dem Kopf schütter grau und Geheimratsecken – fünfunddreißig Zentimeter tiefer dann der Dschungel. Der ganz tiefdunkle Dschungel.

Und kein Durchkommen für die beste Anti-Schuppenflechte-Creme. Keines. Weil Haare überall.

In diesem Covid-19-Homeoffice-Sommer machte sich der Dschungel besonders bemerkbar, denn er juckte ohne Ende. Nicht der Dschungel selbst, sondern die Haut unterhalb desselben. Tonnen von Creme schillerten auf dem Haar, aber milderten nicht den Juckreiz. Gar nicht.

 

Eigentlich kein neues Problem. Und eigentlich nicht so schlimm, wie in den letzten Jahren. Da erreichte die Zimmertemperatur tropische 30 Grad Innentemperatur. Dieses Homeoffice-Jahr waren es nur sage und schreibe 28 Grad – dank eines drei Stunden dauereinsetzenden, kalte Morgenluft hereinschaufelnden und Stiftung-Warentest-geprüften Ventilators!

Aber vielleicht deswegen: im Homeoffice ist das Augenmerk etwas größer, jedenfalls auf das eigene Leid und Weh.

Kurz gesagt: das Brusthaarproblem musste irgendwie gelöst werden.

 

Tja, aber dann gibt es noch das Mentale: ja, richtig gelesen, die mentale Seite des Mannes. Die beginnt nicht, wie viele vermuten, oberhalb der Stirn, sondern in seiner, des Mannes, Brust. War ich doch felsenfest davon überzeugt, dass echtes Brusthaar, besonders dann, wenn es so intensiv und widerborstig ist, wie das meine, so richtig männlich ist, ähem!

Und die Entfernung desselben käme also quasi eine Kastration gleich, jedenfalls einer haarigen.

Nun, dachte ich mir im Sommer 2020, also ein halbes Jahr vor der Zeitenwende des 55Plus: und dann und dann und dann?

Männliche Logik ist unbestechlich: was also ist, wenn ich wirklich Zöpfchen flechten müsste, weil ich ja schnellstens auf die Sechzig zu strebe? Und wie bekomme ich dann den letzten Rest Anti-Schuppenflechten-Creme auf die Haut?

 

Ich musste also etwas tun, das war klar. Je näher mein 55.Geburtstag rückte, umso entschlossener war ich.

 

 

  1. Kaltwachsstreifen

Die Frauen machen es uns Männern vor – und wir müssen an diesen scheitern.

Jetzt mal ehrlich: wir Männer sind nicht nur statistisch größer, sondern auch stärker. Und dann erst die Behaarung – auch hier: größer und stärker.

Kaltwachsstreifen sind etwas für kleine und süße Fräuleins: ein bisschen ziehen – fertig!

Also bei mir: gefühlt tausend Mal ziehen – niemals fertig! Dabei reden wir nur vom Brusthaar. Rücken können auch entzücken – und dann och noch de Beene und Arme…

 

Kaltwachsstreifen: echt nur für die Damenwelt – Finger weg, meine Herren!

 

 

  1. Sugaring

Wer gefühlt tausendmal die oben genannten Streifen hin- und her gezogen hat, meint, abgebrüht zu sein.

Mitnichten!

Sugaring klingt so ganz Easy Bessy – und hat es in sich: Wasser, Zucker und Zitronensaft aufkochen, kann jeder, nicht wahr?

Hände weg davon, das kann ich nur sagen!

Nach der von mir benutzen Anleitung soll man diese Mischung 15mal aufkochen lassen: ich kochte es ganz 10 Minuten lang ununterbrochen, also wohl tausend Mal.

Heraus kommt ein Sirup, der so zähflüssig ist, dass er nur siedend heiß aufgetragen werden kann.

ABER: der Sirup hat einen höheren Siedepunkt als reines Wasser, der ja bekanntlich bei 100 Grad liegt.

Ich so: nehme einen Backpinsel und erkenne, dass der kochend heiße Sirup schwer aufzutragen ist, aber als echter Mann – alle Männer sind ja genetisch irgendwie Indianer – ist man doch experimentierfreudig, denn Mann denkt: „So schlimm kann es nicht werden!“

Oh doch, dachte meine Brusthaut gleich beim ersten Aufschlagen des Pinsels mit dem Zucker-Sirup auf der Oberfläche der Brust – und machte einfach: PENG!

Also, die Haut platzte mal eben. Feine Brusthaut in der Größe eines Zwei-Euro-Stücks, holla die Waldfee.

Trotz der Warnung durch meine eigene Natur sollten innerhalb einer gefühlten Ewigkeit von fünfzehn Minuten noch knapp drei Dutzend (34!) Brandblasen vom Allerfeinsten hinzukommen.

Normalerweise kennen echte Indianer keinen Schmerz. Hier musste ich mich erst einmal in Ruhe ins Bett legen, um diese intensive Erfahrung zu veratmen.

Au warte: heute, nach zwei Monaten sind noch knapp ein Dutzend Narben zu sehen, langsam verblassend.

Sugaring-Sirup bitte im Fachhandel kaufen – oder eine geübte Waxing-Fee zum Austesten einladen.

FINGER WEG!

 

 

  1. Plastering: Obi-Modelliergips

Weil die Kaltwachsstreifen in ihrer Wirkung nicht durchschlagend waren und das Sugaring mich beinahe um den Verstand brachte, hatte ich trotzdem nicht genug.

Als echter Kerl gibt man einfach nicht schnell auf, irgendwie.

Auf den Heimwerkerkonzern ‚Obi‘ schwöre ich: bisher nur gute Erfahrungen, da gibt es nichts zu meckern.

Während der Gips von ‚Toom‘ einfach mal den Geist aufgibt, zum Beispiel beim Auftrag von Haarfestiger zur Haltbarmachung eines schönen Modellbauberges, schweißt das Obi-Produkt quasi alles zusammen, was nur zusammengeht, z.B. Holz.

Warum also nicht auf mein Brusthaar auftragen? Im Internet las ich von einer Frau, die es wohl ähnlich mit Gipsbandagen für die Knochenstabilisierung nutzt.

Ja, also Gips mit Wasser mischen, Auftragen – und ein bisschen Föhnen. Dann den Gips herzhaft abbröckeln…

Eine fast ähnlich intensive Erfahrung wie die des Sugaring, allerdings ohne weitere Nebenwirkungen am Körper. Nur überall ein bisschen Gips am Boden…

FINGER WEG!

 

  1. Die Lösung: Epilierer

Also doch von der Damenwelt lernen!

Dort lässt sich Nachlesen, dass das Epilieren brutal schmerzhaft wäre…

Wer aber das Sugaring und das Plastering überlebt hat, freut sich auf diese an und für sich harmlose Methode – selbst auf dem angeblich gefürchteten 2-Gang-Modus des Epilierers ist ein echtes Schmerzempfinden wenig nachvollziehbar – zumindest im Vergleich zum Selbst-Sugaring sowie –Plastering

Epilierer[2] funktionieren tadellos: ein Fließband von kleinen Pinzetten – und dann über die Haare, die eigentlich beliebig lang sein können.

Dann noch eine sanfte Hautcreme, damit sich alles gut erholt.

Praktisch keine Nebenwirkungen: super – geballte Technik der Damenwelt, die auch wir Herren unbedingt nutzen sollten!

[1] Haar – Wikipedia

[2] Epilierer – Wikipedia

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