Ich, katholisch I
Berlin, 16.Mai 2021
- Mein Status
Nicht exkommuniziert, also wahrscheinlich rechtgläubig – bis zum Beweis des Gegenteils.
- Mein Gemütszustand
Glücklich, in der einen, heiligen, apostolischen und katholischen Kirche zu sein und Jesus wenigstens jeden Sonntag wahrhaftig genießen zu dürfen.
- Mein Frömmigkeitsstil
Dem Wunsch nach frei von allen Sonderlehren, also genau das, was vollkommenen Seltenheitswert hat: katholischer Mainstream, der nirgendwo gelebt wird.
- Mein Gottesdienstideal
Als ich vor mehr als 14 Jahren in die heilige katholische Kirche von einem guten Gemeindepfarrer aufgenommen wurde, hatte er eine begnadete Pastoralreferentin: traumhaft gelungene Anspiele, superschöne Kinderlieder aus der Schönstatt-Bewegung und dazu einfachste und dafür durchschlagende Ideen, z.B. eine Teelichterprozession aller Kinder mit einem Edelstahlservierwagen (für Teller und Tassen!), auf welchem sich das Kerzenlicht in der abgedunkelten Kirche wunderbar spiegelte.
- Mein Gebetsschatz
Das ist und muss sein die lateinische Komplet: ein wahres Kleinod – durch nichts zu übertreffen. So wenig ich die Tridentinische Messe mag, weil sie eigentlich nur ein notdürftiger Schutzwall gegen den ketzerischen Protestantismus ist, so klar ist der eigentliche Schatz der Kirche – die unverfälschte Tradition.
Die Komplet ist deshalb so überaus schön, weil sie zutiefst Marienverehrung ist und durch die Frömmigkeit der Ordensleute gewachsen ist.
Die katholische Tradition ist Gott sei Dank frei von irdischen Namen, weil sie als Gottesgeschenk vom Himmel gestaltet wurde.
Wie anders ist das Salve Regina zu verstehen, für die es weder eine gute Übersetzung ins Deutsche noch eine gute Melodie für diese Übersetzung gibt?
Alle Namen können dem Unnennbaren niemals das Wasser reichen.
- Meine Ökumene
Natürlich nicht die wachsweiche Perversion des ewig kleinsten Nenners für feige Kapitulanten, sondern die Erkenntnis: Manchmal springen selbst kleine protestantische Hühnchen höher als der katholische Adler fliegen könnte.
Will sagen: so gut unsere katholische Lehre sein mag – wenn sie nicht gelebt wird, ist der Schaden größer als bei den Protestanten. Denn uns Katholiken ist mehr gegeben – umso mehr wird der Eine von uns verlangen.
Meine große Hochachtung hat und wird immer haben der liebe Reinhold George, seines Zeichens Superintendent des Kirchenkreises Berlin-Schöneberg, altes preußisches Urgestein, ein Mann Gottes der Bekennenden Kirche, an dessen Grab ich am Allerheiligentag zu finden bin: seinesgleichen habe ich auf Erden nicht gefunden.
Ja, das ist es, was das Zweite Vatikanische Konzil mit dem subsistit meinte: die höchste Form des Seins gebührt nur Gott – und Seiner Kirche auf Erden. Im Kirchenlatein bedeutet nämlich subsistere die höchste Seinsstufe, die allein Gott zukommt – wie in den These 3 der 24 Thesen zur thomistischen Philosophie zu lesen ist.[1]
Und gerade deshalb wissen wir Katholiken um die anderen Stufen des Seins, die weder Gott gleichgültig sind noch uns. Denn: alles Sein fließt aus ihm!
Irrlehren lässt der Eine zu – uns Sündern zur Schande und zur Sühne!
