Das Evangelium leben: Umkehr und Buße
Berlin, 25.Juli 2021
- Grausame Statistik: 5,9% katholische Kirchenbesucher
Vor zwei Wochen die neuesten Zahlen: wenn etwas in Deutschland klappt, dann sind es die bürokratischen Erbsenzähler.
Offiziell waren es 2020 noch 9,1% der offiziell registrierten Katholiken, die der Sonntagspflicht entsprachen – Corona bedingt sind es 2020 nur noch 5,9%: fast eine Halbierung könnte man Pi-mal-Daumen[1] sagen.[2]
Und wie viele gehen wohl zur heiligen Beichte? Im Promillebereich, also weniger als null Prozent?
Eines kann ich als geübter Beicht-Junkie, der bis Mitte März diesen Jahres wöchentlich ging, sagen: es ist unsagbar schwer geworden, überhaupt Beichtväter zu finden, die im Beichtstuhl zu finden sind, weil sie ihrer Pflicht nachkommen.
Und noch schwerer ist es, Beichtväter zu finden, die weder liberal einen von jeder Sünde einfach frei sprechen noch konservativ aus einer Mücke einen Elefanten machen.
Wirklich anstrengend ist es geworden, den katholischen Glauben zu leben. In der Heiligen Schrift ist davon die Rede, dass wir wie Gold geläutert werden: so ist es!
Und deswegen brauchen wir die Selbstvergewisserung über unseren heiligen katholischen Glauben.
- Umkehr und Buße: Kern und Stern des Evangeliums
Nein, wer zur Beichte geht ist kein ewig gestriger Anhänger einer mittelalterlichen Kirche, sondern lebt genau das, was Petrus folgendermaßen von allen Christen fordert:
„Also kehrt um und tut Buße, damit eure Sünden getilgt werden“[3], ruft er den Juden auf dem Jerusalemer Tempelplatz zu.
Auf Latein wurde die heilige Beichte ganz genau so definiert, wie es Petrus hier in ganz genau der richtigen Reihenfolge nennt:
- Zerknirschung des Herzens: Contritio cordis
- Ohrenbeichte: Confessio oris
- Wiedergutmachung in guten Werken: Satisfactio operum
- Zerknirschung des Herzens
Um die Blickrichtung vom engstirnigen Egoismus auf die gottgefällige Nächstenliebe zu ändern, braucht es die Umkehr der Herzen, metanoia auf Griechisch (metanoia).
Das ist eine echte Selbsterkenntnis, die schon in sich zutiefst wertvoll ist: ich darf mich anhand der Zehn Gebotes Gottes spiegeln und wissen, wer ich bin.
Da geht es nicht um esoterische Selbstbespiegelung, sondern um das Überprüfen des eigenen Handelns: hat es Bestand in den Augen Gottes?
Und die Hauptregel dazu ist kinderleicht zu verstehen. Jesus selbst lehrt sie uns in seiner Goldenen Regel in der Bergpredigt: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen!“[4]
Ich brauche also nicht Gesetzeswerke wälzen, nein, ich schaue auf meine eigenen Wünsche, prüfe sie und frage mich: „handele ich so, wie ich es wünsche, dass es die anderen auch tun?“
Dabei geht es noch nicht einmal darum, ob alle meine Wünsche erfüllbar sind, nein, es geht um den Perspektivenwechsel: gebe ich dem anderen, was er verdient – nach meinem ureigenen Maßstab?
Alleine darüber nachzudenken, wie ich meinen Mitmenschen ein wertvoller Kamerad werden kann, ist schon in sich gut.
Und noch besser ist es, wenn ich dem anderen weniger von dem nehme, was ihm schon immer gehört hat: sein Eigentum, seine Ehre und seine Zeit.
Für mich war es schon immer einer der wichtigsten Gründe, Christ zu sein: nachzudenken über mich selbst, nicht in immerwährender Selbstbespiegelung, sondern im Angesicht des lebendigen Gottes – in Seinen Zehn Geboten, die uns Jesus so lebensnah in der Bergpredigt auslegt.
- Ohrenbeichte
An dieser Stelle wäre der Einwand möglich, wonach es weder den Begriff noch das Handeln am Einzelnen im Sinne eines Beichtgespräches im Evangelium gegeben hat. Ein wichtiger Einwand, der allerdings zu nichts führt, wenn wir uns vor Augen führen: Sünde ist immer die Sünde eines Einzelnen, die von einem anderen Einzelnen, sei es Jesus oder sein Beauftragter, vergeben wird.
Sünde erkennen kann in einer Gruppe geschehen, dennoch muss der Sünder als Einzelner vor Gott treten, der ihm vergibt oder auch nicht.
So gesehen ist einiges denkbar, was sicher schon zur Zeit der Apostel stattfand, ohne dass es schriftlich aufgezeichnet und institutionalisiert wurde.
Im Vaterunser der Bergpredigt lehrt Jesus seine Apostel, wie sie recht beten sollen: „Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben!“[5]
Genau genommen geht es immer um die je einzelne Sünde des je einzelnen Sünders. Wenn zum Beispiel Petrus seinen Meister Jesus dreimal verrät, noch ehe der Hahn gekräht hat, dann wir dieser Petrus sicher ein Beichtgespräch mit Jesus geführt haben.[6]
Es ist sicher außerordentlich unwahrscheinlich, dass die Prophezeiung Jesu, die ja leider in Erfüllung gegangen war, nicht noch zur Versöhnung geführt hat.
Mag der eine oder andere diese Erwägung für zu weitgehend halten: Sünde hat Raum und Zeit – und Vergebung ebenso. Punkt.
- Wiedergutmachung in guten Werken
Ja, wer sündigt, schädigt objektiv den anderen. Wir nehmen dem anderen etwas, was ihm zutiefst gehört. Wir stören ihn und manchmal zerstören wir ihn.
Ohne die Wiedergutmachung, die manchmal nur geistlich aus einem Gebet bestehen kann, ist unsere Gesinnung eigentlich wertlos.
Wenn ich von dem Unrecht, das ich begangen habe, nicht zutiefst überzeugt bin: warum sollte ich dann dem anderen nicht gerechterweise Beistand leisten?
Wenn ich ein fremdes Haus angezündet habe, muss ich mich selbstverständlich um die Folgen kümmern. Anders kann es nicht gehen.
Die von Martin Luther so viel geschmähten guten Werke haben hier ihre Grundlegung: Ersatz muss derjenige leisten, der für Schaden gesorgt hat – wenn er dazu in der Lage ist.
Und noch eines ist wichtig: Wiedergutmachung führt zur Demütigung, indem sie uns nochmals vor Augen führt, wie schlecht es war, was wir taten – und so wird es nochmals unwahrscheinlicher, dass wir wiederum sündigen, gelle!
- Meine Ratschläge
Ja, es ist geradezu furchterregend, wenn wir als gute Katholiken versuchen, unseren Glauben zu leben und dabei in der eigenen Kirche auf so große Widerstände stoßen, weil viele Priester ihrer Pflicht einfach nicht nachkommen.
Ich empfehle dreierlei:
- Schauen wir auf die gute Lehre der Kirche – und lesen das Evangelium: es ist auf unserer Seite!
- Schauen wir auf Jesus Christus und seine Priester, die Ihn vertreten und beten wir für sie; denn noch haben wir sie, wer weiß, wie lange noch! Denn die Zeiten sind schwer zu deuten, aber alles scheint in Richtung Verwüstung zu gehen: Priester sind Menschen wie wir – manchmal schwächer als wir!
- Und Beichten wir zu einer festen Regel: die allerseligste Jungfrau von Fatima empfiehlt einmal im Monat – halten wir daran fest, komme, was wolle![7] Ich persönlich kann meinen Wunsch, wöchentlich zu beichten, aufgrund der Verwüstung nicht mehr durchführen.
[1] Pi mal Daumen – Wiktionary
[3] Act 3,19: Apostelgeschichte 3 | Einheitsübersetzung 2016 :: ERF Bibleserver
[4] Mt 7,12a.
[5] Mt 6,12.
[6] Vgl. dazu Mt 26,30-35.
[7] Die Jungfrau von Medjugorje bekräftigt dies: Tägliche Botschaften (medjugorje.de)
