Die katholische Kirche: Zeichen für die Welt
Berlin, 9.August 2021
Im Folgenden soll es um die Frage gehen, ob die katholische Kirche als älteste Institution der Welt bezeichnet werden kann.
Dabei sollen öffentlich nachprüfbare Fakten genannt werden, die jedermann zugänglich sind, damit der Beweis erbracht wird, die katholische Kirche sei seit zweitausend Jahren dieselbe.
Hierbei geht es um die Begriffe der Institution und der Identität.
Vorbild ist hier, was schon Vinzenz von Lérins um 434 definiert hat: katholisch ist das, was überall, immer und von allen geglaubt wird („quod ubique, quod semper, quod ab omnibus creditum est“[1]).
- Begriffe Institution und Identität
Unter einer Institution wird laut Wikipedia: „ein Ordnungs- und Regelsystem verstanden, das soziales Verhalten und Handeln von Individuen, Gruppen und Gemeinschaften in einer Weise formt, stabilisiert und lenkt, dass es im Ergebnis für andere Interaktionsteilnehmer erwartbar wird.“[2]
Zusammenfassend kann man sagen: die Regeln und Merkmale einer Institution bleiben dieselben, beziehen sich aufeinander und die Glieder einer Organisation von Menschen, deren Verhalten sie ermöglicht und bestimmt.
Damit klingt an, dass eine Organisation von Menschen, die eine Institution bilden, Merkmale aufweist, die sich nicht verändern: eine Institution stiftet Sinn durch Identität: „Identität (von mittellateinisch identitas, Abstraktum zu lateinisch īdem ‚derselbe‘) ist die Gesamtheit der Eigentümlichkeiten, die eine Entität, einen Gegenstand oder ein Objekt kennzeichnen und als Individuum von anderen unterscheiden.“[3]
- Ökumenische Konzile
Ungefähr 18 Jahre nach dem Tode Jesu im Jahre 48 n.Chr. trafen sich die Apostel und Ältesten der Urgemeinde in einer Versammlung, Konzil genannt, um eine wichtige Frage zu klären.[4]
Es ging darum, ob die unbeschnittenen Heiden sich rituell beschneiden lassen müssen, um sozusagen zuerst Juden zu werden, um sich sodann zu Jesus Christus bekehren zu können.
Die Apostelversammlung verneinte dies.
Dabei ist Folgendes hilfreich zu verstehen: das Urchristentum bestand ausschließlich aus beschnittenen Juden, die Zugang zum Jerusalemer Tempel hatten.
Jesus, seine Mutter Maria und alle Apostel waren Juden, so dass man sagen kann: das Christentum war zu Anfang eine jüdische Splittergruppe[5], deren einziger Unterschied zu anderen jüdischen Gruppen die war, dass sie meinten, der Jude Jesus von Nazareth sei der Messias, der Gesalbte Gottes, der Christus.
Und wir reden von der römischen Provinz Syria[6], zu dem der schmale Küstenstreifen zwischen Jericho und dem Mittelmeer gehörte.
Die unbeschnittenen Römer waren klassische Heiden, die fremden Göttern huldigten und das jüdische Israel mit Steuern belegten und es quasi aussaugten.
Auf dem Konzil in der Hauptstadt Israels, Jerusalem, ging es also um mehr als nur um die Frage, ob Jesus der Sohn des lebendigen Gottes, der Messias, ist.
Nein, es ging darum, ob die heidnischen römischen Besatzer, die Mörder Jesu, zu Freunden, ja zu Teilhabern des göttlichen Erbes werden konnten.
Waren die Apostel in der Lage, ihre Todfeinde zu lieben, um das Gebot Jesu von der Feindesliebe zu erfüllen?
Und nur 18 Jahre nach dem Mord an Jesus Christus erklärten seine Nachfolger unumwunden und ohne Umschweife: Ja, die Barbaren, wie die Heiden im Griechischen heißen, haben die gleichen Rechte und Pflichten wie die christlichen Juden selbst.
Das ist Völkerverständigung und kulturelle Übereinkunft, die in der Menschheitsgeschichte ihres gleichen sucht.
Es gibt nur eine einzige Kirche, die seit zweitausend Jahren Konzile einberuft, um ihre wichtigen Fragen zu klären: es ist die katholische.[7]
Katholisch heißt einfach: „‚allumfassend‘“[8].
Wer seine Feinde zu Freunden machen kann, wer fremde Sprachen sich aneignet, wer andere Kulturen versteht, wer das Gemeinsame in anderen Religionen erkennt: der ist katholisch – wir Katholiken wollen alle!
Und das ist auch die wörtliche Bedeutung von Ökumene: „‘die Bewohnte‘“[9]. Katholiken streben die Einheit mit allen Menschen an, die auf der Erde wohnen.
Die römisch-katholische Kirche ist die Einzige, die seit dem Jahre 48 bis zum heutigen Tage Konzile einberuft und in ihnen lebenswichtige Fragen klärt.[10]
- Alle Nationen, Klassen und Geschlechter
Der heilige Paulus, der Völkerapostel schlechthin, schreibt es in seinem Galaterbrief so: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“[11]
Das ist die Quintessenz dessen, was das Konzil beschlossen hat. Und das ist das, was Paulus den Heiden in Galatien schreibt: sieben Jahre nach dem Apostelkonzil.[12]
Galatien liegt in Zentralanatolien, also der heutigen Türkei.[13]
Das Evangelium von Jesus Christus geht um die Welt und erobert den ganzen Weltkreis.
Erinnern wir uns an die Bekehrung von Heiden im Judentum. Sie durften religiös am Judentum teilhaben, nur nicht teilnehmen:
- Die Männer mussten sich beschneiden lassen
- Religiöse Orte wie der Jerusalemer Tempel blieben ihnen verboten
- Religiöse Rechte hatten sie keine
- Sie mussten um die Gunst der Teilhabe selbst bitten
- Heiden und Judenchristen durften nicht dasselbe Essen zu sich nehmen und die Wohnungen der anderen betreten
Ganz anders das Christentum, das auf die Menschen zugeht, sie annimmt und sie einfach aufnimmt: laut dem Missionsbefehl Jesu Christi.
Jesus fordert seine Christen auf: „Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern“[14].
Keine Buchreligion, sondern eine Missionsreligion: nicht die Unbekehrten haben die Bringschuld, sondern die Bekehrten schulden den Heiden die Frohe Botschaft!
- Hierarchie
Derselbe Völkerapostel beschreibt die katholische Rangordnung der weltweiten Institution, wie sie seit zweitausend Jahren bestanden hat, schon früh[15] in seinem ersten Brief an die Korinther: „So hat Gott in der Kirche die einen erstens als Apostel eingesetzt, zweitens als Propheten, drittens als Lehrer; ferner verlieh er die Kraft, Machttaten zu wirken, sodann die Gaben, Krankheiten zu heilen, zu helfen, zu leiten, endlich die verschiedenen Arten von Zungenrede.“[16]
So stellt das heilige Zweite Vatikanische Konzil in seiner dogmatischen Konstitution Lumen gentium 7,3 rund 1910 Jahre später fest: „Unter diesen Gaben ragt die Gnade der Apostel hervor, deren Autorität der Geist selbst auch die Charismatiker unterstellt (vgl.1 Kor 14).“[17]
- Liturgie
Das heilige Zweite Vatikanische Konzil stellt in seiner liturgischen Konstitution Sacrosanctum concilium (10,1) im Jahr 1963 fest: „die Liturgie [ist] der Gipfelpunkt, zu dem das Tun der Kirche strebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt.“[18]
Und weiter in 26: „Die liturgischen Handlungen sind keine privaten Handlungen, sondern Feiern der Kirche, die das ‚Sakrament der Einheit‘ ist, nämlich das heilige Volk, unter den Bischöfen geeint und geordnet.“[19]
Und weiter in 55: „Sehr empfohlen wird jene vollkommenere Teilnahme an der Messe, bei der die Gläubigen nach der Kommunion des Priesters aus demselben Opfer den Herrenleib zu sich nehmen.“[20]
So geschieht genau das, was der heilige Völkerapostel Paulus im Jahre 55 an die Korinther als getreue Überlieferung weitergeben hat.
Er tat dies in der damaligen Volkssprache Koine[21], dem Alltagsgriechisch: „Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis!“[22]
Der Einsetzungsbericht nach dem Evangelium spiegelt sich originalgetreu in der Messordnung wider: von Golgatha im Jahre 30 bis zum heutigen Jahre 2021.[23]
- Die Einheit der Kirche ist göttlich bedingt
Keine andere Institution der Welt ist so alt wie die katholische Kirche. Keine andere Institution der Welt umfasst alle Völker, Sprachen und Kulturen.
Und keine andere Institution der Welt tut all dies ununterbrochen.
Weil wir Katholiken in Christus ein Leib sind, haben wir die Stärke, um mit unseren Todfeinden Frieden zu schließen: sie ist von Gott selbst.
Also ist die heilige katholische Kirche das Zeichen Gottes in der heutigen Welt: seit Golgatha.
[1] Commonitorium (Vinzenz von Lérins) – Wikipedia (abgerufen am 9.8.2021)
[2] Institution – Wikipedia (abgerufen am 6.8.2021; Hervorhebungen im Original verändert)
[3] Identität – Wikipedia (abgerufen am 6.8.2021; Hervorhebungen im Original verändert)
[4] Apostelkonzil – Wikipedia (abgerufen am 6.8.2021)
[5] Manche sagen: Sekte Eine jüdische Sekte wird zur Staatsreligion | NZZ (abgerufen am 6.8.2021)
[6] Syria – Wikipedia (abgerufen am 6.8.2021)
[7] Römisch-katholische Kirche – Wikipedia (abgerufen am 6.8.2021)
[8] katholisch – Wikipedia (abgerufen am 6.8.2021)
[9] Oikumene – Wikipedia (abgerufen am 6.8.2021)
[10] Liste der ökumenischen Konzilien – Wikipedia (abgerufen am 6.8.2021)
[11] Gal 3,28.
[12] Brief des Paulus an die Galater – Wikipedia (abgerufen am 6.8.2021)
[13] Brief des Paulus an die Galater – Wikipedia (abgerufen am 6.8.2021)
[14] Mt 28,19a.
[15] Um 55: vgl. 1. Brief des Paulus an die Korinther – Wikipedia (abgerufen am 6.8.2021)
[16] I Kor 12,28.
[17] Zitiert nach der Übersetzung von Peter Hünermann, in: Die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils, zweisprachige Studienausgabe, hg. v. Peter Hünermann, Freiburg-Basel-Wien 3.Aufl.2012, 81.
[18] Ders., 10.
[19] Ders., 17.
[20] Ders., 28.
[21] Vgl. Koine – Wikipedia (abgerufen am 9.8.2021).
[22] I Kor 11,23-25.
[23] Heilige Messe – Wikipedia (abgerufen am 9.8.2021)
