Scholastik at his best

Anselm von Canterbury

Berlin, 4.September 2021

Gestern las ich, wie in den letzten Tagen öfters, den Vater der Scholastik, Anselm von Canterbury.

Wie dieser gegen das sola gratia disputierte, nämlich um 1107/1108[1], über das, was Martin Luther rund vierhundert Jahre später auf den Leuchter hob.[2]

Genauer geht es um seine Schrift ‚De concordia praescientiae et praedestinationis et gratiae Dei cum libero arbitrio‘.[3]

Der Anselm ist der ganz Hammer: gestern fiel es mir wie Schuppen aus den Augen.

Ich hatte es zuletzt so gesehen, dass die ewige Vorhersehung und Gnadenwahl (praescientia sowie praedestinatio) sowie der freie Wille Glaubenssätze sind, die sich vernünftig nicht in Einklang bringen lassen. Weit gefehlt.

Es ist mir eine riesige Freude zu lesen, wie spielend leicht, Anselm die Schwierigkeit löst.

  1. Vorherwissen Gottes: von der Ewigkeit in unserer Zeit offenbart

Wenn wir das Wissen Gottes von der ewigen Vorherbestimmung der Auserwählten lesen, so sagt dies eigentlich nur zweierlei. Gott ruft Menschen, und mehr als einer, Plural, erreicht die Ewigkeit.

Genauer gesagt: Gott schenkt mehr als einem verdorbenen Menschen die Gnade, sich Ihm zuzuwenden, die mehr als einer tatsächlich annimmt.

  1. Willensfreiheit der Menschen: ringen um die Berufung in der Gegenwart

Die Gnadenwahl Gottes kann durch den Menschen in der Zeit abgelehnt werden. Die Tatsache also, dass ein einzelner Christgläubiger in der Gegenwart im Stand der Gnade ist, muss nicht bedeuten, die Ewigkeit bei Gott zu verbringen.

  1. Prädestination Gottes: zwei Arten von Wissen
  2. Mehr als ein Mensch wird es bis zu Gott schaffen (Plural): Offenbarung Gottes an den Menschen.
  3. Das Vorherwissen Gottes ist als theologische Lehre die Weiterführung der Gnadenwahl Gottes.

[1] Einleitung, Anselm von Canterbury, De Concordia praescientiae et pradestinationis et gratiae Dei cum libero arbitrio, in: ders., Freiheitsschriften, Fontes Christiani 13, Freiburg-Basel-Wien-Barcelona-Rom-New York 1994, 249-361, 7.

[2] Vgl. Sola gratia – Wikipedia (abgerufen am 29.8.2021).

[3] Anselm von Canterbury, De Concordia praescientiae et pradestinationis et gratiae Dei cum libero arbitrio, in: ders., Freiheitsschriften, Fontes Christiani 13, Freiburg-Basel-Wien-Barcelona-Rom-New York 1994, 249-361.

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