Unterstützen wir ihn!
Berlin, 25.September 2021
Wir erinnern uns: unser Heiliger Vater Franziskus wurde 2013 in das höchste geistliche Amt auf Erden gewählt[1], weil sein Vorgänger, Benedikt XVI., in den Ruhestand ging, um seine Bücher zu Ende zu schreiben – ein Vorgang, den zu kommentieren, nicht notwendig ist, weil er für sich selbst spricht.
Während der Slowakei-Pilgerfahrt spricht Franziskus am 12.September 2021 Klartext mit seinen jesuitischen Ordensbrüdern und bekundet große Widerstände im Vatikan gegen seine Reformen: wer Englisch beherrscht lese hier “Freedom Scares Us”: Pope Francis’ conversation with Slovak Jesuits | La Civilta Cattolica
Eine lesbare Übersetzung von einigen Zitaten bringt der Journalist Lucas Wiegelmann: Brisante Papstzitate: „Einige hätten mich gern tot gesehen – sie haben das Konklave vorbereitet“ – WELT
Wer diese Worte des amtierenden Papstes liest, muss erschrecken und sich fragen lassen: wollen wir ihn unterstützen und beten wenigstens für ihn oder hängen wir zusätzliche Lasten an ihn?
- Benedikt XVI.
Vier Dinge sind mir bei ihm in Erinnerung.
Zum ersten: Die von ihm getragenen roten Schuhe stammen nicht von Prada[2].
Zum zweiten: ein deutscher Papst hebt die Exkommunikation eines Lefevbre-Bischofs auf, der offen den Holocaust leugnet – als wäre nicht hinlänglich bekannt, dass erzkonservative Katholiken manchmal am deutlich rechten Rand fischen. Gott sei Dank zogen die Pius-Brüder selbst die Reißleine und taten, was der Papst damals nicht tat: sie schlossen ihn aus.[3]
Zum dritten: Er ist seit zweitausend Jahren der ersten Stellvertreter Gottes, der in den Ruhestand ging[4] – der erste Papst namens Petrus nahm seinen Job so ernst, dass er doch glatt den Kreuzestod auf sich nahm.[5]
Zum vierten: nach dem Bemühen des Heiligen Vaters um abschließende Worte zur Amazonas-Synode, die am 2.Februar 2020 erschienen[6], spuckt ihm Papa Emeritus zwei Wochen[7] vorher kräftig in die Suppe, indem er sich selbst zum Zölibat äußert, um diesen quasi gegen die ganze Tradition als Ideal des Priesters schlechthin zu deuten, fast wie ein neues Dogma[8]; dabei lehrte die Kirche schon immer, dass der Zölibat rein disziplinarisch ist und es nicht nur in der Orthodoxie verheiratete Männer gab, die Priester waren, sondern schon zur Apostelzeit.[9]
Wahrscheinlich wird er als derjenige talentierte Theologe im Gedächtnis bleiben, der in seiner letzten Lebenszeit nicht sein Werk sicherte, sondern es regelrecht zerstörte. Bleiben wird die Erinnerung an den monumentalen ‚Katechismus der Katholischen Kirche‘[10], in dessen Vorwort der heilige Papst Johannes Paul II ihn würdigte, die wichtige Erklärung Dominus Iesus[11] sowie einige bedeutende Aufsätze, z.B. mein Liebling: ‚Die Ekklesiologie der Konstitution Lumen gentium‘[12].
- Kardinal Sarah
Er war bis zu seinem Rücktritt Präfekt der Gottesdienstkongregation. Seine beiden Anliegen waren:
Zum einen die Ostung der Zelebrationsrichtung, also der Blick des Priesters in Richtung Osten (ad orientem)[13], was bedeutet hätte, dass die Priester dem Volk Gottes den Rücken zu wenden, was wiederum das Priesterbild des Tridentinischen Messe beinhaltet.
Zum anderen die Verteufelung aller, die die Tridentinische Messe nicht mögen und die Volkssprache eingeführt haben, indem er diese Kleriker als „nur von einem Dämon inspiriert“[14] klassifizierte.[15]
- Kardinal Müller
Seine Berufung zum Präfekten der Glaubenskongregation habe ich damals begrüßt: seine gute Dogmatik besitze ich.
Doch was soll man sagen? Er ist und bleibt ein intriganter Querulant, der immer seine eigene Politik gemacht hat und sich dann darüber beschwert, wenn er zu wenig Beifall bekommt.[16]
Schrecklichstes Beispiel war der Wunsch von Papst Franziskus, die Aussöhnung mit der schismatischen Pius-Bruderschaft endlich zu vollziehen.
Lefevbre-Bischof Fellay war genau der Richtige zur richtigen Zeit, Kairos[17], wie man es theologisch nennt. Dann kam Kardinal Müller im Sommer 2017 angepoltert und zerstörte das Einigungswerk.[18]
Es lag gewiss nicht am Heiligen Vater Franziskus, der die Einigung wollte; der ehemalige Regensburger Bischof Müller wollte Rache für seinen Ärger mit den Priesterweihen von FSSPX im Priesterseminar Zaitzkofen, das im Bistum Regensburg liegt.[19]
- Kardinal Becciu
Er ist der ehemalige Präfekt für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse.[20] Und ausgerechnet er hat sich wohl eine Geheimagentin gehalten, die öffentlich zu gab, 200.000 Euro empfangen zu haben, um damit shoppen zu gehen.[21]
Und die Dame meinte, sie habe diese Summe verdient, eine Summe aus dem Peterspfennig, die dem Vatikan für seine Aufgaben gewidmet ist.[22]
- Kardinal Burke[23]
War es bisher die Pius-Bruderschaft FSPX, die versuchte, dem Apostolischen Stuhl Irrlehre nachzuweisen, so gab es 2016 eine kleine Gruppe von vier Kardinälen, die fünf Zweifel (dubia) an der Rechtgläubigkeit der Ermutigung (exhortatio), dem nachsynodalen Schreiben Amoris laetitiae[24], äußerten, die der Heilige Vater Franziskus im Nachgang zur Familiensynode zusammenstellte: Kardinal Meisner, Kardinal Burke, Kardinal Brandmüller und Kardinal Caffarra.[25]
Ich selbst war damals von den dubia erschüttert, was mir ein Jahr Tridentinische Messe bei den Piusbrüdern einbrachte (echt!), weil ich wirklich dachte, der Heilige Vater wäre nicht ganz bei Trost. Dies hatte vor allen Dingen den Grund darin, dass ich von Kardinal Meisner bis dahin viel gehalten habe, der sich ja leider mit den drei anderen zusammentat.
Wenn ich die ominöse Fußnote 351 richtig verstehe, geht es nur darum, dass Priester die Möglichkeit haben, die Sakramente in Einzelfällen zu spenden: etwas, was ihnen vorher niemals verboten war. Der scheinbare Skandal ist gar keiner.
Und war da noch etwas? Ach ja, Papa Emeritus hatte seine roten Schühchen, der Kardinal dafür seine purpurrote Cappa Magna, eine meterlange Schleppe.[26] Nein, beide Männer sind nicht eitel, nein, sie sind liturgisch extravagant, oder so.
- Erzbischof Viganò
Es gibt nur einen einzigen Kleriker weltweit, der sich dem Machtbereich des Apostolischen Stuhls durch Untertauchen widersetzt und zugleich die heftigsten Vorwürfe gegen ebendiesen erhebt.[27]
Es sind solche Leute, die lauthals aus dem Untergrund alle nur möglichen Beschuldigungen ausstoßen und dabei gar nicht merken, wie schwer sie durch sich selbst in Mitleidenschaft gezogen werden.
Ich kenne das Buch ‚Der Dikator-Papst‘[28] nicht. Allein die Tatsache, dass der Heilige Vater diesen Wüstling nicht wenigstens seines Amtes enthebt, geschweige denn exkommuniziert, zeigt, wie tolerant Franziskus immer war.
Viganò ist weiterhin Titularbischof von Ulpiana.[29]
Pikant ist: das von Papa Emeritus über eine Stiftung[30] finanzierte Medium ‚Die Tagespost‘ gibt diesem Herrn publizistische Rückendeckung, indem sie seine ‚Enthüllungen‘ seitenweise veröffentlicht.[31]
- Fazit
Jetzt mal ehrlich: unser Heiliger Vater ist sicher beileibe kein Konservativer, offensichtlich nicht. Wenn allerdings diese neun genannten Herren – ein Papa Emeritus, sieben Kardinäle und ein Erzbischof –, höchstrangige Kleriker also, so dermaßen gar keinen Gemeinschaftssinn haben, dann läuft etwas schief.
Unser Heiliger Vater hat bisher eine Engelsgeduld bewiesen und gerade nicht einfach so abgesetzt oder gar exkommuniziert. Das ist eben nicht sein Stil.
Er wartet einfach die Laufzeit ab: wann gehen sie offiziell in den Ruhestand, wie im Fall Sarah, und wann läuft ihre Amtszeit ab, wie im Fall Müller.
Also, zeigen wir Papa Francesco, dass wir hinter ihm stehen – und beten wenigstens einen Rosenkranz für ihn – und sind so vereint mit den Piusbrüdern[32], gelle!
[1] Konklave 2013 – Wikipedia (abgerufen am 25.9.2021).
[2] Die roten Schuhe – Des Papstes Schuster – Gesellschaft – SZ.de (sueddeutsche.de) (abgerufen am 24.9.21).
[3] Umstrittener Bischof – Piusbrüder schließen Holocaust-Leugner Williamson aus – Bayern – SZ.de (sueddeutsche.de) (abgerufen am 25.9.2021).
[4] Liste von Päpsten, die auf das Amt verzichtet haben – Wikipedia (abgerufen am 25.9.2021).
[5] Simon Petrus – Wikipedia (abgerufen am 25.9.2021).
[6] “Querida Amazonia”: Nachsynodales Apostolisches Schreiben an das Volk Gottes und an alle Menschen guten Willens (2. Februar 2020) | Franziskus (vatican.va) (abgerufen am 25.9.2021).
[7] Am 15.Januar 2020: Das katholische Priestertum | Die Tagespost (die-tagespost.de) (abgerufen am 25.9.2021).
[8] Das katholische Priestertum | Die Tagespost (die-tagespost.de) (abgerufen am 25.9.2021).
[9] Vgl. die Bischofsspiegel in den Pastoralbriefen des heiligen Paulus: Titus und 1.+2.Timotheus.
[10] Katechismus der Katholischen Kirche (vatican.va) (abgerufen am 25.9.2021).
[11] Erklärung Dominus Iesus über die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche, 6. August 2000 (vatican.va) (abgerufen am 25.9.2021).
[12] Joseph Cardinal Ratzinger Die Ekklesiologie der Konstitution Lumen gentium Kirche Vaticanum II Text (uni-muenster.de) (abgerufen am 25.9.2021).
[13] Robert Sarah – Wikipedia (abgerufen am 25.9.2021).
[14] Im Interview vom 13.9.2019 mit Edward Pentin klingt dies im Original so: „The Guinean cardinal also explains why Africa’s grace is to remain ‚a child of God,‘ discusses the positive and negative effects of liturgical reform, and says a ‚demon‘ wanting our ‚spiritual death‘ is what makes some prohibit Mass in the extraordinary form of the Roman Rite.“(zitiert nach Cardinal Sarah’s Cri de Coeur: The Catholic Church Has Lost Its Sense of the Sacred| National Catholic Register (ncregister.com) (abgerufen am 25.9.2021).
[15] kath.net (abgerufen am 25.9.2021).
[16] Genial beschreibt ihn meine Lieblingstageszeitung FAZ: Verschwörerischer Pandemieaufruf von Kardinälen (faz.net) (abgerufen am 25.9.2021).
[17] Kairos – Wikipedia (abgerufen am 25.9.2021).
[18] Fellay: Dieser Kardinal wollte unsere Exkommunikation – katholisch.de (abgerufen am 25.9.2021).
[19] Internationales Priesterseminar Herz Jesu – Wikipedia (abgerufen am 25.9.2021).
[20] Giovanni Angelo Becciu – Wikipedia (abgerufen am 25.9.2021).
[21] Geliebte eines früher allmächtigen Kardinals? : Eine Agentin des Vatikans sorgt in Italien für Aufregung – Panorama – Gesellschaft – Tagesspiegel (abgerufen am 25.9.2021).
[22] Geliebte eines früher allmächtigen Kardinals? : Eine Agentin des Vatikans sorgt in Italien für Aufregung – Panorama – Gesellschaft – Tagesspiegel (abgerufen am 25.9.2021).
[23] Raymond Leo Burke – Wikipedia (abgerufen am 25.9.2021).
[24] Amoris laetitia: Nachsynodales Apostolisches Schreiben über die Liebe in der Familie (19. März 2016) | Franziskus (vatican.va) (abgerufen am 25.9.2021).
[25] Vgl. kath.net (abgerufen am 25.9.2021).
[26] Debatte um Kardinal Burke in der Cappa Magna | DOMRADIO.DE – Katholische Nachrichten (abgerufen am 25.9.2021).
[27] Carlo Maria Viganò – Wikipedia (abgerufen am 25.9.2021).
[28] Anonymer Autor von „Diktator Papst“ jetzt bekannt | DOMRADIO.DE – Katholische Nachrichten (abgerufen am 25.9.2021).
[29] Titularbistum Ulpiana – Wikipedia (abgerufen am 25.9.2021).
[30] Die Tagespost Stiftung für katholische Publizistik (abgerufen am 25.9.2021).
[31] Ex-Nuntius Viganòs Schreiben exklusiv auf deutsch | Die Tagespost (die-tagespost.de) (abgerufen am 25.9.2021).
[32] Der Rosenkranz in der Not unserer Zeit – Distrikt Deutschland (fsspx.de) (abgerufen am 25.9.2021).
