Nächstenliebe IX

Nächstenliebe IX: Barmherziger Samariter – personelle Universalität

In meinen Augen begreift unsere neuheidnische und entchristlichte Gesellschaft nicht, was sie an uns Christen verliert, wenn sie uns an den Rand drängt.

Damit wir Christen unseren Wert, den uns Jesus Christus schenkt, erkennen, entfalte ich hier ein paar Gedanken am Beispiel des barmherzigen Samariters.

  1. Der barmherzige Samariter

Jesus erzählt die Geschichte vom barmherzigen Samariter[1], die im zehnten Kapitel des Lukasevangeliums geschrieben steht[2], um auf die Frage eines Gesetzlehrers „wer ist mein Nächster?“[3] zu antworten.[4]

So wie er die Perspektive des Handelnden umdreht, so geht es um eine zufällige Begegnung, die bestimmt, wer mein Nächster ist: nicht wir haben es in der Hand zu bestimmen, wer unser Nächster ist, sondern Gott führt uns Seinen Weg zum Nächsten.

Es ist also der Hilfsbedürftige am Wegesrand, der bestimmt, wer unser Nächster ist, nicht mein eigenes Ego.

Eigenartig ist auch, dass derjenige, der barmherzig handelt, im Sinne des orthodoxen Judentums sowohl aufgrund seiner Abstammung als auch aufgrund seiner religiösen Praxis als unrein gilt.[5]

Der Samariter sieht auf dem Weg von Jerusalem nach Jericho einen schwerverletzten Mann, den er rettet, indem er ihn mit seinem Reitesel in eine Herberge bringt und in Vorkasse für seine Unterkunft sorgt.

  1. Religionsüberschreitend: Samariter und Juden

Kurz vor der Erzählung vom barmherzigen Samariter im neunten Kapitel tadelt Jesus seine Apostel, weil sie zur Strafe für die mangelnde Bereitschaft zur Aufnahme des Evangeliums in einem samaritanischen Dorf „Feuer vom Himmel“[6] fallen lassen wollen.

Jesus möchte also nicht, dass wir Christen erst einmal eine religiöse Kommission gründen, damit in einer gemeinsamen Grundsatzerklärung religiöser Führer aus Judentum und den Samaritanern erklären, dass Barmherzigkeit im Sinne der Religionen beider Menschengruppen möglich ist und in welchen Grenzen.

Nein, die Goldene Regel ist revolutionär, weil sie universell anwendbar ist: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen!“[7]

Menschen gibt es viele: in allen Völkern, Klassen, Rassen und Geschlechtern.

  1. Hilfe zur Selbsthilfe: Alltagsmedizin

Der Samaritaner „goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie.“[8]

Öl benutzte der Geschäftsreisende wohl für sich selbst zum Kochen und Wein für den abendlichen Schlummertrunk, Alltagslebensmittel also.

Und das Verbinden konnte mit jedem Kleidungsstück aus Stoff geschehen.

Wer von uns heutzutage hätte den Mut zur Selbsthilfe mit diesen bescheidensten Mitteln? Sicher ist es gut möglich, den Gesundheitszustand durch eine falsche Behandlung zu verschlimmern.

Sicher ist aber auch, dass unterlassene Hilfeleistung in unserer Gesellschaft weit größeren Schaden anrichten dürfte.

Die Regel der Nächstenliebe heißt also: verbessere ich den Zustand des Nächsten durch mein Handeln?

  1. Vertrauensbeweis ersetzt polizeiliche Untersuchung

Der Samaritaner hat nicht die Umgebung nach den Räubern abgesucht, die den armen Hilfsbedürftigen ausplünderten.

Denkbar ist ja, dass sie den Samaritaner ebenfalls überfallen würden, während dieser sich über den Schwerverletzten beugt.

Selbstschutz ist gut und angebracht. In diesem Fall dachte der Samaritaner vielleicht nicht daran, in welcher Gefahr er möglicherweise schwebte. Oder rief in seinem Gottvertrauen nach übernatürlicher Hilfe.

In jedem Fall handelte er zügig und ohne Zeitverschwendung.

  1. Vorkasse ersetzt Rechnungslegung

In der Herberge angekommen gibt er dem Wirt in der Herberge „zwei Denare“[9] mit der Bemerkung: „Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.“[10]

Dies ist genau die Stelle, in welcher das Gottvertrauen des Samariters aufscheint – und Jesus Christus in der kirchlichen Überlieferung als guter Hirt gedeutet wird: das Wiederkommen ist die Wiederkunft Jesu, wenn Er die guten Taten Seiner Christen belohnt.[11]

  1. Fazit

Genau besehen ist die christliche Nächstenliebe revolutionär, weil sie am besten ohne staatliche Hilfe auskommt.

Sie fragt nicht: „Was denkt meine Regierung?“ Und sie fragt nicht: „Was denken meine religiösen Führer?“ Und sie fragt nicht: „Was denken die Leute?“

Die Liebe fragt: was braucht mein Nächster?

Diese Antwort wiederum ist ein rein persönlicher Liebesbeweis, der Zeit und Raum überschreitet und letztlich in Jesus Christus selbst wurzelt.

Und die Nächstenliebe ist allumfassend, universell[12], weil sie niemanden ausschließt.

Wenn wir Christen also von den vielen egoistischen Neuheiden belächelt werden, sollten wir ihnen erklären können, warum christliche Nächstenliebe nichts, aber auch gar nichts mit Romantik zu tun hat.

Die neuheidnische Gesellschaft funktioniert einfach nicht, weil sie ohne Liebe auskommt Sie setzt auf Gesetze und Verbote, weil sie letztlich dem Mammon dient.

Denn die Schubkraft der Neuheiden ist nicht die Liebe, sondern das Geld, das andere arbeiten lässt, weil man selbst die Hände in Unschuld wäscht.

[1] Lukas 10 | Einheitsübersetzung 2016 :: ERF Bibleserver (abgerufen am 11.12.2021)

[2] Lk 10,25-37.

[3] Lk 10,29b.

[4] Barmherziger Samariter – Wikipedia (abgerufen am 11.12.2021).

[5] Samaritaner – Wikipedia (abgerufen am 11.12.2021).

[6] Lk 9,54b.

[7] Mt 7,12.

[8] Lk 10,34.

[9] Lk 10,35a.

[10] Lk 10,35b.

[11] Barmherziger Samariter – Wikipedia (abgerufen am 11.12.2021).

[12] Universalität – Wikipedia (abgerufen am 11.12.2021).

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