Meine Heiratsratschläge

Ein staatlich geprüfter Nicht-Frauenversteher spricht

Berlin, 12.Februar 2022

Ich bin zivilrechtlich seit mehr als zwölf Jahren geschieden. Amtlich wurde festgestellt: ich verstehe Frauen nicht. Das ist natürlich kein Ruhmesblatt, weshalb meine Erkenntnisse unbedingt mit Vorsicht zu genießen sind.

Zudem ist klar, dass ich keine Anleitung für das Glücksein geben kann, wohl aber weiß, welche Fehler unbedingt vermieden werden sollten.

  1. Darum prüfe, wer sich ewig bindet: Äußerlichkeiten

Wer eine neue Arbeitsstelle antritt, sollte vorher überlegen, ob ihm die neue Funktion und die Firmenkultur liegt.

Ähnlich ist es bei der Ehe: wenn Grundlegendes wie Wohnort und berufliche Interessen nicht im Einklang stehen, sollte man tunlichst die Hände vom zukünftigen Partner lassen.

Mann und Frau sollten füreinander die wichtigsten Personen der Welt sein – und haben dennoch ihre berechtigten Interessen und Fähigkeiten.

Der Wohnort hat mit Heimat und Familie zu tun und ist keine Frage der Geographie. Und der Beruf kann Berufung sein und ist nicht einfach Broterwerb.

Die beiden Geschlechter fühlen sich aufgrund ihrer Andersartigkeit zueinander hingezogen; sie haben eine tiefe Sehnsucht nach dem ganz Anderen.

Und haben dennoch ein Eigenmoment, das nicht zum anderen passen muss.

Es muss gute Gründe geben, die eigene Heimat für den anderen zu verlassen und den eigenen Beruf aufzugeben. In jedem Fall handelt es sich um ein großes Opfer, über das berechtigt gesprochen werden muss. Was nutzt ein Opfer, das als ein solches nicht verstanden wird? Ich rede aus Erfahrung.

  1. Kann ich meinen Zukünftigen glücklich machen?

In der Frage steckt mehr als es aussieht. Es geht um Dreierlei.

Zum ersten muss ich meine eigenen Fähigkeiten, aber auch Grenzen erkennen.

Zum zweiten muss ich die Fähigkeiten und Grenzen des anderen erkennen.

Und zum dritten muss ich mich fragen: Bin ich bereit, dem Anderen Gutes zu tun und meinen Egoismus im Zaum zu halten?

Diese erste Frage ist die Wichtigste: sie setzt voraus, dass es in einer ehelichen Partnerschaft um Güterteilung geht. Das, was mir gehört, wird in Zukunft dem anderen ebenfalls gehören. Bin ich also bereit zu teilen?

Und: Was kann ich teilen und was will ich nicht teilen?

Und: Habe ich den Kampf gegen meinen eigenen Egoismus schon einmal gewonnen? Oder wird mein Partner ein verzärteltes Muttersöhnchen bekommen?

Diese Frage zielt auf meine eigene Prüfung: kann ich das, was ich berechtigt von meinem Zukünftigen erwarte, selbst einlösen?

Wer diese Frage für sich verneint, sollte nicht heiraten: das Glück des Anderen ist das Ziel einer guten Ehe.

  1. Kann mein Zukünftiger mich glücklich machen?

Hier geht es um die nicht weniger wichtige Frage: kann mein Zukünftiger mich glücklich machen? Denn vielleicht bin ich ein charakterlich reifer Mensch, mein Zukünftiger ist es aber nicht.

Was nützt es, wenn ich meine echte Liebe an den Anderen verschwende und Opfer bringe, mein Zukünftiger aber weder meine Liebe noch meine Opfer als solche versteht?

Das macht keinen Sinn. In der katholischen Ehelehre sind seelisch kranke Menschen für die Ehe nicht geschaffen: die Ehe ist ungültig.

  1. Werden unsere Kinder glücklich aufwachsen?

Die Sehnsucht nach Kindern gehört unbedingt zu den Zielen einer Ehe, neben der gegenseitigen Liebe und der Heiligung.

Und dieses Kriterium, die Kindererziehung, ist an sich das Allerhärteste.

Die Frage muss sein: wo werden unsere gemeinsamen Kinder stehen – in zwanzig Jahren?

Eine gute Ehe bedeutet Glück zu haben, sei es in Eigentumsfragen, in der Gesundheit, in gemeinsamen Hobbys, in Familie, Verwandtschaft und Freunden.

Und es bedeutet noch mehr: ein Nest zu bauen für die Allerkleinsten.

Ein Nest für Kinder ist eine eigene Welt für die Allerschwächsten, für diejenigen also, die auf Gedeih und Verderben an den Großen buchstäblich hängen.

Für einen katholischen Christen muss die Frage lauten: bin ich fähig, meine Kinder nicht nur zu Jesus Christus zu führen, sondern so, dass sie bei Gott in der Kirche Zeit ihres Lebens ausharren?

Hand auf das Herz: welche Eltern stellen sich überhaupt diese Frage? Wer allerdings Kinder hat, weiß: Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen. Ich spreche aus Erfahrung.

Wenn ihr also gute Katholiken seid, wisst ihr: die Hölle wartet und sie ist riesengroß. Die Frage aller Fragen muss also lauten: ist dieser Heiratskandidat bereit, euch mit samt den kleinen Mäusezähnchen in das Paradies zu führen?

Wer sich diese Frage wirklich stellt, muss alle anderen Fragen nach Eigentum, Gesundheit, Hobbys und so weiter und so fort deutlich relativieren.

Nein, nur ein Frommer darf uns ins Haus kommen, denn wenn unser Herz mit Jesus Christus ist, dann sind die Schmerzen, die eigenen Kinder in die Höllen kommen zu sehen, die Allergrößten. Ich spreche aus Erfahrung.

Herzblut ist der kostbarste Stoff der Welt, mit ihm hat uns Jesus Christus teuer erkauft. Vergeuden wir nicht, was uns Gott geschenkt hat.

  1. Partnerlook‘ oder ‚Gegensätze ziehen sich an‘?

Natürlich ist es die gesunde Mischung aus Gemeinsamkeiten (‚Partnerlook‘) und der Überraschung durch die ganz anderen Vorlieben des Partners.

Sinnvoll ist es sicher, wenn Hundefreunde sich nicht mit Katzenliebhabern kreuzen. Geduld ist eine Tugend und muss nicht unbedingt auf das Äußerste getestet werden.

Und doch: wer schon älter ist, zum Beispiel 56 Jahre wie ich, sollte sich deutlich überlegen, ob nicht gemeinsame Hobbys im Alter und ähnliche Filmwünsche (Stichwort ‚Kampf um das Fernsehen‘) einen Partnerlook eher sinnvoll erscheinen lassen.

  1. Einbettung der eigenen Familie in den größeren Verwandtschafts- und Freundeskreis

Eine Sache, die ich ziemlich spät verstanden habe, ist: Frauen sind Familienmenschen – viel stärker als wir Männer.

Sie sind zarter und feinfühliger, weil sie wie ein Baum viele tausend Wurzeln in alle Richtungen haben.

Als ich ein Narr war – ich bin es sicher noch –, habe ich mich darüber geärgert, weil ich zu stark egoistisch war. Ich wollte sie halt ganz für mich alleine. Ich wollte alle Zeit alleine mit ihr sein: eine tödliche Dummheit!

Heute weiß ich: ich muss meine Ehefrau mit vielen anderen teilen – und das ist gut so.

Warum ist es gut, sein Eheweib zu teilen? Weil der Mann der Baumstamm ist – und nur dann groß und stark werden kann, wenn seine Süße ganz fest im Boden verankert ist, eben durch ein Wurzelwerk, so dicht und so fein und so saftig (!), wie es eben nur seine liebe Frau sein kann. Wer seine Frau nicht ihr weibliches Eigenleben führen lassen will, welches nun einmal in den vielen Verästelungen von Verwandtschaft und Freunden besteht, der will sie nicht. Der will ein Liebchen, aber keine starke Frau. Eine Frau ist eben stark in ihren vielfältigen Beziehungen, darin ist sie uns Männern deutlich überlegen.

Wir Männer setzen mehr auf Technik, Frauen sind da klüger: sie setzen auf lebendige Menschen. Beides muss, denn beides ergänzt sich. Wehe dem Mann, der das weibliche Bauchgefühl nicht nur nicht schätzt, sondern sich darüber lustig macht. Ich spreche aus Erfahrung.

Wir Männer sind stark und vernünftig. Die Frauen aber sind sanft und süß, weil sie durch ihre Intuition mit Kraftquellen verbunden sind, die wir Männer nur ein bisschen kennen, manchmal. Ich spreche aus Erfahrung.

Wer also eine gute Ehe führen will, schaut sich die Eltern und Freunde seiner Zukünftigen genau an: passt zusammen, was bis zum Tode halten soll?

Dann muss der Mann sein Mädchen glücklich machen, indem er sie quasi in die Freiheit entlässt – wie seine Königin!

Jede gute Ehe durchläuft Krisen, das geht nicht anders. Und deswegen braucht jede gute Ehe Menschen, die Verständnis haben und helfen.

Ein guter Blick der Eheleute für mögliche Neider, Grantler und sonstige Kotzbrocken ist vor der Ehe notwendig. Die Eheleute sollten sich nicht über alle Fragen einig sein, sie sollten sich allerdings im klaren Urteil in wesentlichen Fragen einigen können.

  1. Die wichtigsten Regeln
  2. Liebt mein Zukünftiger Jesus Christus?
  3. Wie häufig geht mein Zukünftiger zur Beichte?
  4. Ist mein Zukünftiger in der katholischen Gemeinde aktiv?
  5. Hat er schon einmal mutig Jesus Christus vor den Menschen bezeugt?
  6. Liebt mein Zukünftiger Kinder?
  7. Besitzt mein Zukünftiger gesunden Menschenverstand?
  8. Gibt er mir das Gefühl, nach Jesus Christus, der Allerseligsten Jungfrau und allen Heiligen das einzig wichtige Wesen auf diesem Planeten zu sein?
  9. Habe ich mit ihm schon lauthals gelacht?
  10. Ist er fähig, über sich selbst Witze zu machen?
  11. Ist er fähig, über seinen eigenen Schatten zu springen?
  12. Ist es glaubhaft, dass er im äußersten Notfall mit mir in einer Hütte bei Wasser und Brot aushalten würde?

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