Franziskus verurteilt den Krieg in der Ukraine

Vatikan spricht Klartext

Berlin, 12.März 2022

Beim Angelusgebet vom letzten Sonntag, 6.März 2022, sprach Papst Franziskus Klartext: „In der Ukraine fließen Ströme von Blut und Tränen. Es handelt sich nicht nur um eine Militäroperation, sondern um einen Krieg, der Tod, Zerstörung und Elend mit sich bringt. Die Zahl der Opfer steigt ebenso wie die Zahl der Menschen auf der Flucht, insbesondere der Mütter und Kinder. Der Bedarf an humanitärer Hilfe in diesem gepeinigten Land steigt von Stunde zu Stunde dramatisch an.“[1]

Und: „Ich danke allen, die Flüchtlinge aufnehmen. Vor allem aber bitte ich flehentlich um ein Ende der bewaffneten Angriffe, darum, dass den Verhandlungen der Vorrang eingeräumt werde – und dass sich der gesunde Menschenverstand durchsetzen möge. Und dass das Völkerrecht wieder respektiert werde.“[2]

Ein besonderer Dank gilt den Journalisten: „Außerdem möchte ich den Journalistinnen und Journalisten danken, die ihr Leben riskieren, um Informationen zu bieten. Danke, Brüder und Schwestern, für diesen Dienst, den ihr leistet! Ein Dienst, der es uns ermöglicht, die Tragödie dieser Bevölkerung hautnah mitzuerleben und die Grausamkeit eines Krieges zu beurteilen. Danke, Brüder und Schwestern.“[3]

Zwei hochrangige Kardinäle sind im persönlichen Auftrag des Heiligen Vaters im Kriegsgebiet, in der Ukraine: „In diesen Tagen sind zwei Kardinäle in die Ukraine gereist, um den Menschen zu dienen, um zu helfen. Kardinal Krajewski, Almosenpfleger, um den Bedürftigen zu helfen, und Kardinal Czerny, kommissarischer Präfekt des Dikasteriums für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen. Diese Anwesenheit der beiden Kardinäle dort ist die Anwesenheit nicht nur des Papstes, sondern diejenige des ganzen christlichen Volkes, das sich nähern und sagen will: ‚Der Krieg ist Wahnsinn! Haltet bitte ein! Seht euch diese Grausamkeit an!‘“[4]

Nein, in der Ukraine geht es nicht um eine ‚spezielle Militäroperation‘, wie uns die Kreml-Propaganda weismachen will: es geht um Krieg!

Zu einem Vatikan-Video vom Aschermittwoch, 2.März 2022, heißt es offiziell: „Unter dem Titel ‚Krieg ist Wahnsinn‘ zeigt es in einem 40-sekündigen Zusammenschnitt die jüngsten Appelle von Papst Franziskus für den Frieden in der Ukraine.

‚Wer Krieg führt, vergisst die Menschlichkeit‘, ‚Wie traurig ist es, wenn Menschen und Völker an Krieg denken‘ und ‚Lasst die Waffen schweigen‘ sind einige der Zitate des Heiligen Vaters zur aktuellen Situation. Der Papst wendet sich seit Wochen gegen den Krieg. In zahlreichen Sprachen, darunter auch auf Russisch und Ukrainisch, nutzte er auch wiederholt den Kurznachrichtendienst Twitter, um seine Friedensappelle zu verstärken. In einem der Tweets zitierte Franziskus aus seiner Enzyklika Fratelli tutti die Worte: ‚Jeder Krieg hinterlässt die Welt schlechter, als er sie vorgefunden hat.‘

Am Freitag, 25. Februar, hatte der Papst überraschend die Russische Botschaft beim Heiligen Stuhl besucht. Wie das vatikanische Presseamt bestätigte, brachte der Heilige Vater im Gespräch mit Botschafter Alexander Awdejew persönlich ‚seine tiefe Sorge über den Krieg zum Ausdruck‘.“[5]

Unter der Überschrift ‚Wollen die das Ende der Welt?‘ in einem Leitartikel von Vatican News stellt Sergio Centofanti folgende Fragen: „Was will man besetzen? Was will man zerstören? Welche Waffen werden zum Einsatz kommen? Werden auch andere Länder angegriffen werden? Mit welchen törichten und verlogenen Rechtfertigungen? Wir wollen nicht glauben, dass es jemanden gibt, der so verrückt ist, das Risiko einzugehen, die ganze Welt zu verwüsten, um seine Macht noch ein Stückchen weiter auszudehnen. Die Macht dieser Welt vergeht. Und dann kommt das Gericht Gottes. Aber die Geschichte lehrt uns, dass in solchen Fällen vorher oft noch das Gericht der Menschen kommt.“[6]

Und: „Wird irgendjemand den Befehl verweigern, Unschuldige zu töten? Wird sich jemand gegen den Befehl auflehnen, wahllose und grausame Bombardierungen auszuführen? Oder werden alle stolz darauf sein, die Schwächsten zu vernichten?“[7]

Der Artikel schließt mit einem glühenden Aufruf zum Gebet: „Angesichts solchen Geschehens fühlt man sich wehrlos, sprachlos. Uns bleibt nichts übrig als zu beten. Und zu helfen, jeder so gut er kann. Wir alle müssen beten. Unsere schwache Stimme zu Gott erheben. Auch diejenigen, die von sich glauben, Atheisten zu sein, können beten. Ein Gedanke genügt. Der Schöpfer hört den Schrei all seiner Geschöpfe. Jetzt müssen wir alle zusammenstehen, alles vergessen, was spaltet, jeden Gegensatz, jedes Ressentiment, um alle zusammen sagen zu können: Herr, erlöse uns von dem Bösen.“[8]

Wie schön ist es, katholisch zu sein und einen Heiligen Vater zu haben, der so klare Worte findet.

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[1] Das Drama eines Volkes – L’Osservatore Romano (abgerufen am 12.3.2022).

[2] Ebd.

[3] Ebd.

[4] Ebd.

[5] Wer Krieg führt, vergisst die Menschlichkeit – L’Osservatore Romano (abgerufen am 12.3.2022).

[6] Wollen die das Ende der Welt? – L’Osservatore Romano (abgerufen am 12.3.2022).

[7] Ebd.

[8] Ebd.

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