Am Grabe eines großen Christen
Berlin, 4.November 2024
Gestern war es wieder soweit: meine Gebete für die Familie meines Lieblingschristen, Reinhold George.
- Ein Mann
Damals war die Berliner Republik noch jung, sieben Jahre alt, als derjenige starb, der ein Mann war. Der bisher einzige echte Mann in meinem Leben.
Ein Mann ist einer, der eine Überzeugung gewonnen hat, die lebenswichtig ist, so dass er lieber stirbt, als sie preisgibt.
So wie Jesus lieber gestorben ist, als seine Lehre preiszugeben. Und so wie Petrus lieber gestorben ist, als seinen Herrn Jesus zum vierten Mal zu verleugnen.
Ein Mann ist einer, der den Tod fürchtet, aber es noch mehr fürchtet, sein Gewissen zu verraten und sein Gewissen zu verlieren.
Wer sich selbst verrät, ist ein Sklave seiner Angst geworden, die ihn zum Verrat geführt hat.
- Ein Mahner in der Wüste
Damals, als ich das Glück hatte in seine ehemalige Gemeinde in Berlin-Schöneberg ‚Zum Heilsbronnen‘ zu gehen und wirklich wunderschöne Gottesdienst als damaliger Protestant zu erleben, damals wusste ich noch nichts von der Wüste, aus der er kam.
Die Bibeltreuen, die Frommen, diejenigen, die die Zehn Gebote leben, weil sie unentbehrliche Richtschnur ihres Lebens sind, erlitten eine Niederlage nach der anderen.
Die Achtundsechziger haben alle Burgen und Festungen des damaligen West-Berlins eingenommen, nur Reinhold George blieb standhaft und verleugnete seine Überzeugungen nicht.
Nein, er war publizistisch tätig und gab eine Zeitschrift heraus: ‚Evangelische Sammlung‘, wie die Gruppe von Getreuen, die er um sich scharte, hieß.
Damals las ich das Unerhörte in seiner Zeitschrift, die Ablehnung der Frauenordination, etwas, was mir als Orientierung im Christenleben half, aber nicht zur Karriere diente.
Nein, es half mir nicht zur Karriere, aber die Argumente, die er nannte, waren stichhaltig und entsprachen dem biblischen Zeugnis.
Wie wunderbar und frisch war seine Botschaft gegen die Abtreibung: dem Zeitgeist hat er tapfer ins Gesicht gespuckt.
Von 1968 bis zu seinem Tod Ende der neunziger Jahre war eine einzige Wüstenzeit von Niederlagen ohne Ende.
Es wäre Zeit gewesen, sich anzupassen, wie es alle anderen taten.
- Wunden um Jesu willen
Es gibt nicht viele Zeugnisse im Internet über Reinhold George. Auf ein wertvolles bin ich gestern gestoßen.
Vom 28.Februar 1953 bis zum 4.September 1953 war er im Stasi-Gefängnis, weil er den Ostberliner Kommunisten nicht in den Kram passte.[1]
Das war acht Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Und acht Jahre nach dem er seine Heimat Königsberg verloren hatte.
- Fazit
Gedenken wir unserer Helden: es lohnt sich immer, uns an sie zu erinnern!
Und Kerzen anzuzünden an ihrem Grab, so wie ich als Katholik meinen Bruder ehre, den ehemaligen Superintendenten, mit dem Aufdruck des barmherzigen Christus!
Im Reich Gottes zählt alles, denn jede Hand, die mit am Reich Gottes zupackt, ist willkommen!
[1] Vgl. WELT-Schlagzeilen: 1953 – Als die Stasi ihren Kirchenkampf eröffnete – WELT (abgerufen am 4.11.24).
