Feindesliebe ist ein Gebot Jesu

j                                                                             Karfreitag 2025

Sehr geehrter Herr Pfarrvikar,

wie Sie komme ich aus der evangelischen Kirche und war einmal ein Lutheraner. Deshalb erlaube ich mir, über zwei Gedanken Ihrer Predigten der letzten Zeit zu schreiben.

  1. Für uns Katholiken ist Jesus der Legislator nova, der neue Mose, der das Gesetz des Mose tatsächlich sowohl erneuert als auch verschärft, nämlich über das Gebot der Feindesliebe. In der Bergpredigt lehrt uns Jesus, unsere Feinde zu lieben. Das ist das neue königliche Gesetz, die Lex Christi. Unseren Feinden zu vergeben, wie es uns das Vaterunser lehrt, ist eine Forderung des Gesetzes. Demzufolge hat die Forderung der Aussöhnung mit dem Feind seinen Ort in den Werken der Genugtuung, die Teil des Bußsakramentes sind. Anders als Sie es lehren, kennt das Beichtsakrament natürlich die Feindesliebe und ihre Entsprechung in der satisfactio operum, der Wiedergutmachung in den Werken der Barmherzigkeit. Für den Feind zu beten ist ein geistliches Werk der Barmherzigkeit. Unversöhnlichkeit führt in die Hölle.

Ihrer Vermutung, in der katholischen Lehre fehle es in Hinsicht auf das Gebot der Vergebungsbereitschaft an Stringenz, ist irrig.

  1. Damit sind wir beim heutigen zweiten Thema: der Hölle. Wenn Jesus von der Hölle spricht, redet er von einem Ort der ewigen Verdammnis.

Der Katechismus lehrt: „Die Lehre der Kirche sagt, dass es eine Hölle gibt und dass sie ewig besteht.“ (KKK 1035) Zu einer spiritualistischen Deutung, die Hölle sei schon in uns, wenn wir böse sind, besteht kein Anlass.

Denn die Hölle ist genau der ewige Ort, wo eine Umkehr nicht mehr möglich ist; eine Umkehr in dieser Weltzeit ist allerdings jederzeit möglich.

  1. Ich wünsche mir nichts mehr als den Tag, an dem Sie wieder zur festgesetzten Zeit in Ihrem Beichtstuhl sitzen und das schönste Amt auf Erden ausführen, nämlich Ihren Beichtkindern die Vergebung ihrer Sünden mit gutem Gewissen zusprechen, weil Sie sie in Ihren Predigten zur ganzen Fülle der katholischen Lehre geführt haben.

Gottes reichen Segen!

Ihr Stephan Gröne

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