Evangelium vom 22.Juni 2025
Berlin, 28.Juni 2025
Jesus sagt uns allen im Evangelium des Evangelisten Lukas: „Zu allen sagte er: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt? Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich der Menschensohn schämen, wenn er in seiner Herrlichkeit kommt und in der des Vaters und der heiligen Engel.“[1] (Lk 9,23-26)
Auf Griechisch heißt es im Original: „Ἔλεγεν δὲ πρὸς πάντας· εἴ τις θέλει ὀπίσω μου ἔρχεσθαι, ἀρνησάσθω ἑαυτὸν καὶ ἀράτω τὸν σταυρὸν αὐτοῦ καθ’ ἡμέραν καὶ ἀκολουθείτω μοι. 24ὃς γὰρ ἂν θέλῃ τὴν ψυχὴν αὐτοῦ σῶσαι ἀπολέσει αὐτήν· ὃς δ’ ἂν ἀπολέσῃ τὴν ψυχὴν αὐτοῦ ἕνεκεν ἐμοῦ οὗτος σώσει αὐτήν. 25τί γὰρ ὠφελεῖται ἄνθρωπος κερδήσας τὸν κόσμον ὅλον ἑαυτὸν δὲ ἀπολέσας ἢ ζημιωθείς; 26ὃς γὰρ ἂν ἐπαισχυνθῇ με καὶ τοὺς ἐμοὺς λόγους, τοῦτον ὁ υἱὸς τοῦ ἀνθρώπου ἐπαισχυνθήσεται, ὅταν ἔλθῃ ἐν τῇ δόξῃ αὐτοῦ καὶ τοῦ πατρὸς καὶ τῶν ἁγίων ἀγγέλων.“[2]
- Das Rätselwort: Wer sein Leben retten will, wird es verlieren
Unabhängig davon, inwieweit es im Evangelium um die Nachfolge geht, bleibt es rätselhaft, wie es möglich ist, sein eigenes Leben zu gewinnen und es doch zu verlieren.
Jesus möchte uns zum Nachdenken bringen, damit wir nicht fehlgehen, denn seine Worte haben es in sich.
Wie also ist es dem Menschen möglich, sein eigenes Leben zu retten und doch am Ende ein Verlierer zu sein?
- Schöpfungstheologische Betrachtung
Jesus ist der Erstgeborene der ganzen Schöpfung, wie es Paulus schreibt: „Er ist Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen. Er ist vor aller Schöpfung und in ihm hat alles Bestand. Er ist das Haupt, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang.“[3](Kolosser 1, 16-18)
Wenn wir erkennen wollen, wer wir sind, müssen wir zuerst unsere Geschöpflichkeit erkennen: wir sind als Geschöpfe von Gott erschaffen und schulden ihm Dankbarkeit. Wir sollen Jesus den ganzen Tag loben.
- Soteriologische Betrachtung
Da wir unter der Sünde gelebt haben, bevor uns Jesus neues Leben ohne Sünde schenkte, schulden wir Jesus ebenfalls Dank für die Rettung durch Seinen Opfertod am Kreuz.
Paulus schreibt an die Kolosser: „Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes. Durch ihn haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden.“[4](Kol 1, 13f)
- Das doppelte Liebesgebot
Jesus selbst gebietet uns mit einem Wort des Moses aus dem Alten Testament: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst.“[5](Lk 10,27)
Es gibt keinen Bereich des menschlichen Lebens, der nicht Gott gehört: mein Herz mit seinen Empfindungen, meine körperliche Kraft und mein vernünftiges Denken gehören Gott, weil ER meine Seele ins Dasein rief.
- Kreuznachfolge
Die Nachfolge mit dem Kreuz Jesu hat wiederum zwei Aspekte.
Zum einen sollen wir in der Gemeinschaft mit Jesus bleiben und IHM weiterhin die Ehre geben, indem wir den Weg der Gottesliebe weitergehen und IHN nicht verleugnen. Jesus kennt den Weg und will das wir ihn mit IHM gehen.
Und zum anderen ist das Kreuz geprägt von den Schmerzen dessen, der mir seine Kronen aufdrückt: die von Jesus gewünschte Nächstenliebe ist zutiefst Feindesliebe, die uns große Schmerzen bereitet.
Wer also sein Kreuz nicht trägt, macht sich doppelt schuldig: in der Verweigerung der Liebe zu seinem Schöpfer und in mangelnder Nächstenliebe.
- Philosophische Betrachtung
Wer ein Geschenk in vollem Bewusstsein ohne Hintergedanken frei geben kann, hat es im tiefsten Sinne wahrhaft besessen.
Wer sein eigenes Leben nicht dem schenken kann, dem er es verdankt, hat es im tiefsten Sinne niemals besessen.
- Eschatologische Betrachtung
Wer die Kreuznachfolge nicht will, der will weder ein Geschöpf sein noch gerettet werden. Er will sein eigener Gott sein und ist damit des Gerichtes schuldig.
Auf ihn wartet die ewige Verdammnis.
[1] Lukas 9 | Einheitsübersetzung 2016 :: ERF Bibleserver (abgerufen am 28.6.25)
[2] Lukas 9 – Novum Testamentum Graece – www.die-bibel.de (abgerufen am 28.6.25).
[3] Kolosser 1,16 | Einheitsübersetzung 2016 :: ERF Bibleserver (abgerufen am 28.6.25)
[4] Kolosser 1,13 | Einheitsübersetzung 2016 :: ERF Bibleserver (abgerufen am 28.6.25)
[5] Lukas 10,27 | Einheitsübersetzung 2016 :: ERF Bibleserver (abgerufen am 28.6.25)
