Meine Nachlese
Berlin, 27.September 2025 (Update 28.9.2025)
Es war das erste Mal, dass ich als Ordner und Helfer von Anfang an dabei war; um 9 Uhr 30 ging’s los; für mich bis 15 Uhr, da ich abends noch Rosenkranzvorbeter in meiner Kirchgemeinde war.
Meine Anregungen finden sich im Folgenden.
- Mehr Gebet wagen
Meine große Sorge war das Wetter: bei Regen zu demonstrieren verdirbt die Laune – die Sonne strahlte uns alle an; wir konnten selbst nur strahlen. Und ich bin so braun im Gesicht, als hätte ich eine Woche Mallorca hinter mir.
Und wir wurden in Ruhe gelassen: keinen Streit zwischen den Christen, und die Gegendemonstranten auf dem Europlatz ließen uns in Ruhe gewähren.
Einer, der lange Jahre schon dabei ist, meinte, es wären noch nie so wenige Helfer und Ordner gewesen – und es war noch nie so harmonisch.
Ja, Gott hat mitgeholfen, denn die Lücken waren zu sehen.
- Mehr Verantwortung wagen
Die Polizei meint, es seien 2.200 gewesen, die Veranstalter sprechen von 4.000. So viele Demonstranten passen nicht auf den Europaplatz.
Weil die Anzahl der standhaften Christen so klein ist, die sich dazu verpflichtet fühlen, den Tag über dabei zu sein, gab es erkennbar drei riesige Lücken.
Zum einen die ganze Zeit während des Aufbaus: alle Helfer waren voll mit dem Aufbau beschäftigt, da blieb kaum eine Reserve übrig.
Zum zweiten während des Kollekte Einsammelns: alles, was eine Ordnerbinde auf dem linken Arm hatte, wurde von den verschiedenen Orten abgezogen und ging durch die Reihen.
Und zum dritten dann die Zeit, nachdem der Marsch sich in Bewegung gesetzt hatte, waren wir wohl nur vier Ordner und einige andere an den Ständen gebunden.
Wir müssen vielmehr Menschen dazu bringen, mehr Zeit zu investieren, denn sonst droht Chaos.
Es ist zutiefst unwahrscheinlich, dass unsere großen Löcher unbemerkt geblieben sind. So nett die Polizei seit ein paar Jahren ist, so unfähig war sie es zu den Anfängen des Marsches für das Leben: brutal desinteressiert war meine Berliner Polizei damals, leider.
- Mehr Vielfalt wagen
Argwöhnisch werden wir Lebensrechtler beobachtet, dabei ist es nicht so einfach, seine abweichende Meinung so darzustellen, dass es möglichst nicht missverstanden werden kann.
Das verstehe ich. Ich war einmal bei den Anfängen direkt vor dem Kanzleramt dabei, als es noch die Kreuze gab. Damals gab es noch keinen Bauzaun um die Veranstaltung herum, so dass die Abtreibungsbefürworter mit ihren Farbkondomen, Trillerpfeifen und Stinkbomben die Kundgebung praktisch-faktisch verhinderten.
Ein ohrenbetäubendes Konzert von Trommlern gleich neben der Bühne verhinderte es, auch nur ein einziges Wort zu verstehen.
Ich war so schockiert, dass ich dem Regierenden Bürgermeister Müller damals einen geharnischten Brief geschrieben habe – und drei Jahre nicht mehr kam, weil es wirklich nackter Terror war. Demokratie sieht anders aus.
In den Jahren danach wurde immerhin ein Bauzaun aufgestellt und es gab Einlasskontrollen. Gott sei Dank. Die ohrenbetäubende Beschallung der Abtreibungsbefürworter machte es dennoch unmöglich, ein Wort zu verstehen.
Dann wurden wir stärker und größer. Höhepunkt war 2016 mit 6.000 Teilnehmern.
Ich kann also gut verstehen, wenn es eine Art Uniformierung und damit Kontrolle von Inhalten gibt, z.B. durch vorgegebene Plakate, weil es sicher schwierig ist, ein Chaos zu verhindern.
Schön war es deshalb, eine große Jesus-Fahne zu sehen und Ikonen von orthodoxen Christen: Wagen wir es, selbst Transparente zu malen und unsere Buntheit zu zeigen! Selbst wenn Abtreibungsbefürworter eine Jesus-Fahne tragen sollten – was kann schöner sein?
Wir Lebensrechtler sind keine Sekte mit vorgegebenen Bewusstseinsinhalten!
- Mehr Diskussion wagen
Der ermordete Charlie Kirk stand vor allem für eines: er wollte Menschen für Jesus gewinnen, nicht zuletzt, um die Babys im Mutterleib zu retten.
So genial wie er es war, braucht von uns niemand zu sein: Charlie Kirk hatte viele Talente, eines hatte er aber begriffen, wie es niemand sonst hat – es geht um jeden Einzelnen.
Und es geht um die Abtreibungsbefürworter. Sie kamen nicht mit Farbkondomen, Trillerpfeifen und Stinkbomben, sondern mit Mikrofonen und Fotografen.
Sicher ist, sie wollten den einen oder anderen in eine Falle locken. Ich sage: na und? Sie haben eine Meinung, wir haben eine bessere.
Lasst uns reden und reden und reden. Diejenigen, die nicht fremdes Eigentum in Gestalt von Kleidern mit Farbe beschmieren oder gotteslästerliche Parolen vor kleinen Kindern grölen, können gewonnen werden.
Ganz sicher ist: die Abtreibungsbefürworter im Teenager-Alter stehen bald vor ihrer ersten Abtreibung oder haben sie schon hinter sich: haben sie keine Seele?
- Mehr Einheit wagen
Seit 2007 bin ich glücklich katholisch. Und natürlich sind mir Unterschiede in den Auffassungen der Lebensrechtsbewegung niemals verborgen gewesen.
Da gibt es diejenigen, besonders in Nordamerika, die sich an die Pforten von Abtreibungsklinken anketten (wie z.B. die Franciscan Friars of the Renewal). Da gibt es diejenigen aus dem Osten Deutschlands, die vorwiegend protestantisch orientiert sind (wie z.B. KALEB). Da gibt es diejenigen aus dem Land der Bayern, die besonders gut organisiert sind (wie z.B. ALfA). Und dann gibt es diejenigen mit pfiffigen Sprüchen aus dem Lager der Freunde der Lateinischen Messe (wie z.B. 1000plus). Und noch diejenigen, die in einheitlicher Kleidung von sich reden machen (wie z.B. TFP von Mathias von Gersdorff).
Alle haben etwas für sich, alle haben auch Recht. Sicher ist es nicht einfach, wenn wir Lebensrechtler letztlich nur geduldete Fast-Kriminelle in den Augen von nicht wenigen Menschen sind, und das ist sicher nicht nur die Meinung der öffentlich-rechtlichen Medien.
Ja, es ist heutzutage nahezu kriminell, wenn man nicht einfach der Meinung ist, dass alles geht. Das war einmal anders.
Nicht derjenige muss sich heute rechtfertigen, der hilflose Menschen tötet, so klein oder alt sie sind, sondern derjenige, der starke Erwachsene daran hindert, sie zu töten und sie an Pflichten erinnert. Wer körperlich liebt, hat Pflichten.
Wenn wir Christen sind, dann sollte das Wort von der Sünde kein Fremdwort sein. So sehr es darum geht, der totalen Vergreisung unserer europäischen Gesellschaft zu wehren, indem wir Kindern zum Leben verhelfen, dürfen wir die geistliche Dimension nicht vergessen: die Seele jedes Einzelnen ist wichtiger – besonders der Abtreibungsbefürworter!
- Mehr Ökumene wagen
Ich bin eingeborener West-Berliner. Und ich bin stolz, dass es im alten West-Berlin keine Nazis gab und keine Ausländerfeindlichkeit. Mir ist ein dummer Spruch gegen Ausländer in der U-Bahn bisher nur einmal untergekommen. Ich war verblüfft. Ausländerfeindlichkeit gab es nicht.
Als Pastor Martens von den Selbständigen Lutheranern einmal mit seinen getauften Afghanen und Iranern den Marsch für das Leben beehrte – es war damals auch auf dem Washingtonplatz –, staunten die anwesenden Abtreibungsbefürworter nicht schlecht. Ausländer gegen Abtreibung? Das passte ihnen wirklich gar nicht in ihr Lebenskonzept: wir Lebensrechtler haben alt, weiß und langweilig zu sein – ein paar depperte Tattergreise, die keine Zukunft haben.
Viele Moslems sind ebenfalls gegen Abtreibung – so wie es sicher möglich ist, eines schönen Tages achtzig Prozent der deutschen Bevölkerung für uns zu gewinnen, wenn wir überhaupt noch vorhanden sein werden.
Sicher, wir machen dann aus einem kleinen und manchmal feinen Christen-Club etwas Neues, das angesichts von vielen unbekannten Faktoren vielleicht nur eine Majorisierung der Moslems mit sich bringt: am Anfang sind einige wohlgesinnte aufgeschlossene Moslems dabei (vielleicht Aleviten), dann werden wir in der eigenen Demonstration zur Minderheit – weil noch nicht einmal in Berlin der Marsch für das Leben am Sonntag davor auf den Kanzeln der christlichen Kirchen abgekündigt wird, und leider aus vielen anderen Gründen mehr.
Und doch: die konfessionslose Bewegung ‚La Manif pour tous‘ (Demo für alle) macht es vor: was in Deutschland scheinbar ein Verliererthema ist – Öffnung der Zivilehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften –, mobilisierte 2013 viele Hunderttausend Menschen.
Leben ist Menschenrecht – es geht alle an und alle können kommen!
- Mein Versprechen
- Ich komme wieder zum Marsch für das Leben am 19.September 2026
- Ich bete für alle mir bekannten Verantwortlichen der Lebensrechtsbewegung und gutes Wetter sowie für alle Abtreibungsbefürworter, besonders für ihre Seelen
- Ich gebe 100 Euro, wenn das Schild ‚Echte Kerle tragen Verantwortung‘ wieder gedruckt wird
- Ich gebe 100 Euro, wenn das Schild ‚Nie wieder lebensunwertes Leben‘ wieder gedruckt wird
- Ich gebe 100 Euro, wenn es ein Schild ‚Abtreibung = Auftragsmord (Papst Franziskus‘ gibt
- Ich gebe 100 Euro, wenn es ein Schild mit einem Foto von Charlie Kirk mit einem guten Spruch von ihm gibt
Gottes reichen Segen für alle Lebensrechtlicher und für alle, die es noch nicht sind!
