Humani generis unitas von 1938
Berlin, 26.Juli 2025
Der prophetische Papst Pius XI hat kurz vor seinem Tod 1938 einen Entwurf für eine Enzyklika in Auftrag gegeben, in welcher der Antisemitismus entschieden verurteilt werden sollte. Leider verhinderte der Tod Seiner Heiligkeit das Erscheinen dieser großartigen Verteidigung des jüdischen Volkes, welche sie zugleich in Schutz vor jeder Gewaltmaßnahme nehmen wollte.
Ich veröffentliche den Text aus dem Buch ‚Die unterschlagene Enzyklika – Der Vatikan und die Judenverfolgung‘ von Georges Passelecq und Bernard Suchecky in der deutschen Übersetzung des Hanser-Verlages (München-Wien 1997) der französischen Originalausgabe ‚L’encyclique cachée de Pie XI (Paris 1993).
Meinen Wunsch, die deutsche Übersetzung des französischen Entwurfes des Enzyklika veröffentlichen zu dürfen, beantwortete der Hanser-Verlag mit einem Verweis auf den französischen Verlag Éditions La Découverte, der wiederum nicht antwortete, was ich als stillschweigende Bejahung werte (argumentum e silentio): Bitte um Abdruck von Humani generis unitas
Hier die PDF-Datei des entsprechenden Kapitels mit der deutschen Übersetzung: Pius XI Humani Generis Unitas
Und hier einige Zitate des prophetischen und unermüdlichen Heiligen Vaters.
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132: „Ist die Verfolgung einmal in Gang gekommen, dann werden Millionen von Menschen auf dem Bogen ihres eigenen Vaterlandes der elementarsten Bürgerrechte und -privilegien beraubt, man verweigert ihnen den Schutz des Gesetzes gegen Gewalt und Diebstahl, Beleidigung und Schmach harren ihrer, man geht sogar so weit, das Brandmal des Verbrechens Personen aufzudrücken, die das Gesetz ihres Landes bis dahin peinlich genau befolgt haben. Sogar jene, die tapfer für das Vaterland gekämpft haben, werden wie Verräter behandelt, aufgrund der alleinigen Tatsache, wer ihre Eltern sind, für außerhalb des Gesetzes stehend erklärt. Die patriotischen Werte, an die man zugunsten einer bestimmten Klasse von Bürgern so lauthals appelliert, werden der Lächerlichkeit preisgegeben, sobald man sich zugunsten jener Unglücklichen auf sie beruht, die ihre Rasse aus der Gemeinschaft ausschließt.
Diese eklatante Verweigerung elementarer Rechte gegenüber den Juden treibt Millionen völlig mittellos über diese Erde, den Unwägbarkeiten des Exils ausgesetzt. Von Land zu Land irrend, sind sie sich selbst und der Menschheit insgesamt eine Last.“
133: „Und dennoch hat diese ungerechte, erbarmungslose Kampagne gegen die Juden unter dem Deckmäntelchen des Christentums, wenn man so sagen darf, zumindest den einen Vorteil gegenüber dem Rassenkampf, daß sie die wahre Natur, die eigentliche Grundlage der gesellschaftlichen Sonderstellung der Juden gegenüber der übrigen Menschheit in Erinnerung ruft. Diese Grundlage besitzt unmittelbar religiösen Charakter, die sogenannte Judenfrage ist ihrem Wesen nach weder eine Frage der Rasse noch der Nation, noch des Volkstums oder des Staatsbürgerrechts. Es handelt sich um eine Frage der Religion und seit der Menschwerdung Christi um eine Frage des Christentums.“
134: „Vom historischen Standpunkt aus stellt man fest, daß im Laufe der Entwicklung der Menschheit einem einzigen Volk eine Berufung im eigentlichen Sinne des Wortes zuteil wurde. Dies ist das jüdische Volk, vom Allmächtigen erwählt, um der Fleischwerdung seine einzigen Sohnes in dieser Welt den Weg zu bereiten.“
135: „Die Berufung des Volkes Israel nahm im erhabensten Augenblick seiner Entwicklung in einem unerhörten und beispiellosen Ereignis Gestalt an, einem Ereignis, das den Lauf der Geschichte erschüttert und tiefgreifend verändert hat. […] Die Erlösung öffnete der ganzen Menschheit die Pforten des ewigen Heiles; sie schuf ein universelles Reich, in dem es keine Unterscheidung zwischen Juden und Heiden , zwischen Griechen und Barbaren gibt. Sogar die Tat, mit der das jüdische Volk seinen Erlöser und König tötet, diente, um mit den energischen Worten des heiligen Paulus zu sprechen, dem Heil der Welt.“
136: „Darüber hinaus wurde dieses unglückliche Volk, das sich selbst ins Unglück stürzte, dessen verstockte Führer den göttlichen Fluch auf ihre eigenen Häupter herabbeschworen, das, wie es scheint, dazu verurteil ist, ewig über die Erde zu irren, durch eine geheimnisvolle Vorsehung vor dem völligen Untergang bewahrt und erhielt sich durch Jahrhundert bis in unsere Tage hinein.“
140: „Israel hat den Zorn Gottes auf sich gezogen, weil es das Evangelium zurückgewiesen hat. Und dennoch hat es gerade dadurch die Evangelisierung der Welt vorangetrieben und in der Folge die Bekehrung der Heiden. Israel bleibt das ehemals erwählte Volk, denn Gott hat seine Wahl niemals widerrufen.“
Lieber Pius XI, hilf deiner Kirche auf dem Weg durch die Zeit, ebenfalls so klare prophetische Worte zu finden. Amen.
