Biblische, theologische und philosophische Gottesbeweise
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Berlin, 6.August 2025
- Vorwort
An einem schönen Sommertag tauchte ich als kleiner Junge im Freibad bei uns in Lichterfelde einmal tief unter und verlor die Orientierung; ein Fuß hatte mich getroffen und meinen Gleichgewichtssinn durcheinandergebracht; ich wusste nicht mehr, wo oben und unten ist.
Ich wollte bekam große Angst, denn ich wollte leben; ich überlegte und folgerte logisch, dass oben da sein musste, wo es hell ist, weil dort die Sonne scheint; ich musste also nach oben schwimmen; und ich tat es.
Der Sinneseindruck von Helligkeit in Verbindung mit meiner Gedächtnisvorstellung, wonach die Sonne hell ist, führte zur logischen Folgerung: oben ist da, wo es hell ist.
An einem nicht weniger schönen Sommertag wanderte ich mit meinem Sohn im Grunewald in einem Waldstück, das ich bisher nicht kannte. Dort ist der Wald in praktische Quadrate aufgeteilt, damit er besser bewirtschaftet werden kann: gegen Wildverbisse eingezäunte Flächen mit Jungbäumen wechseln sich mit solche ohne mit kahlen Baumstümpfen ab. Alles sah gleich aus, menschliche Planung eben. Keine Orientierung war möglich, da es keine Wegbeschilderung gab.
Es war schon recht spät am Nachmittag, es dämmerte; Wildschweine konnten uns in den Weg kommen; für einen Vater mit einem minderjährigen Jungen nicht schön.
Was also tun? Ich erinnerte mich daran, dass eine Autobahn parallel zum Grunewald entlangführt, die Avus. Ich versuchte, meine Ohren zu spitzen. Und richtig: das Motorengeräusch war weit entfernt und doch gut zu hören. Wir mussten ihm folgen. War die Avus gefunden, mussten wir ihr nur parallel auf einem Waldweg folgen, in welcher Richtung war unwichtig. Wir waren gerettet.
Wenn es Gott gibt, dann ist ER allwissend und kennt die Zukunft; wenn es ein guter Gott ist, der die Menschen liebt, sagt ER die Zukunft den Menschen voraus. ER bietet im besten Sinne die beste Orientierung.
Unser menschlicher Verstand hilft uns, diesem guten Gott zu erkennen und zu folgen.
- Daniel 9,24-27: biblische Prophetie auf Jesus Christus
- Was ist biblische Prophetie?
Prophetie ist das Vorherwissen von zukünftigen Ereignissen. Es ist also möglich, Ereignisse, die viele Jahre im Voraus liegen, genau in der Gegenwart zu umschreiben.
Nur ein Wesen, dem ein Wissen der Zukunft in der Gegenwart möglich ist, ist fähig, solche Erkenntnisse zu beschreiben. Dieses Wesen muss göttlich sein.[1]
Der Prophet Daniel hat in seinem Buch gleichen Namens so einen Bericht über zukünftige Ereignisse, die innerhalb von siebzig Jahrwochen geschehen sollen, aufgeschrieben: im neunten Kapitel geht es um die vier Verse 24-27.
Kurz gefasst handeln sie vom Schicksal des Volkes Israel, dessen Hauptstadt Jerusalem samt seinem Tempel zerstört und das nach Babylonien verschleppt wurde.[2]
In einem ersten Teil soll in den Versen 25-27 herausgearbeitet werden, wie der Ausdruck ‚Jahrwoche‘ zu verstehen ist, der eine tragende Rolle spielt. Sodann geht es um die Auslegung von Vers 24.
- Die Verse 25-27 im Zusammenhang des neunten Kapitels
Im neunten Kapitel wird der fromme Jude Daniel in Babylonien geschildert, wie er am Abend Buße für sein Volk Israel tut. Er ist zerknirscht über die Zerstörung Jerusalems und erkennt, dass die Verstrickung in Sünde die tragende Rolle für die Vertreibung aus Israel spielte. Er selbst nennt den Propheten Jeremia, der von siebzig Jahren Verwüstung sprach.[3]
Daniel schreibt die Worte des Engels Gottes namens Gabriel an ihn auf, die dieser zur „Zeit des Abendopfers“[4] an ihn richtet: „Nun begreif und versteh: Von der Verkündigung des Wortes über die Rückführung des Volkes und den Wiederaufbau Jerusalems bis zur Ankunft eines Gesalbten, eines Fürsten, sind es sieben Wochen; und zweiundsechzig Wochen lang baut man die Stadt wieder auf mit ihren Plätzen und Gräben, obwohl es eine bedrängte Zeit sein wird. Nach den zweiundsechzig Wochen wird ein Gesalbter umgebracht, aber ohne Richterspruch. Das Volk eines Fürsten, der kommen wird, bringt Verderben über die Stadt und das Heiligtum. Er findet sein Ende in der Flut; bis zum Ende werden Krieg und Verwüstung herrschen, wie es längst beschlossen ist. Vielen macht er den Bund schwer, eine Woche lang. In der Mitte dieser Woche setzt er den Schlachtopfern und Speiseopfern ein Ende. Oben auf dem Heiligtum wird ein unheilvoller Gräuel stehen, bis das Verderben, das beschlossen ist, über den Verwüster kommt.“[5]
- Kurze Zusammenfassung der Prophetie
Es geht um siebzig so genannte Jahrwochen, wonach eine Jahrwoche sieben Jahre enthält. Es geht also um 490 Jahre. Hierbei soll es noch nicht um die Frage gehen, wie lang so ein Jahr in einer Jahrwoche ist. Die hebräische Zeitrechnung rechnet anders als unsere christliche[6]: ein Mondjahr[7] zum Beispiel hat 354 Tage. In Europa rechnen wir mit dem Solarkalender.[8]
Im ersten Teil der Prophetie geht es um die Zeiteinheit von sieben Jahrwochen, also 49 Jahrwochen-Jahre: in dieser Zeit soll die Heilige Stadt Jerusalem „mit ihren Plätzen und Gräben“ wiederaufgebaut werden.
Im zweiten Teil geht es um zweiundsechzig Jahrwochen, also um 434 Jahrwochen-Jahre, die nach dem Wiederaufbau der Mauern Jerusalems folgen. Jerusalem ist also wiederaufgebaut – und es folgen 434 Jahrwochen-Jahre an deren Ende wiederum „ein Gesalbter umgebracht“ wird.
Im dritten Teil geht es um die letzte der siebzig Jahrwochen, also um sieben Jahre: von dieser ganzen Zeit heißt es: „Vielen macht er den Bund schwer“. Und in der Hälfte der sieben Jahre, 3 ½, „setzt er den Schlachtopfern und Speiseopfern ein Ende“. Und: „Oben auf dem Heiligtum wird ein unheilvoller Gräuel stehen“.
Es geht also um eine Zeiteinheit von 490 biblischen Jahrwochen-Jahren, die die Zukunft präzise vorhersagen möchten.
- Erster und zweiter Teil: Sieben und die zweiundsechzig Jahrwochen-Jahre
Als Erstes geht es um die Umschreibung „Von der Verkündigung des Wortes“, was im hebräischen Original so bei Daniel steht: מִן־מֹצָ֣א דָבָ֗ר . Hier geht es also nicht um einen schriftlichen Erlass, sondern um ein Wortgeschehen, das sich ereignet: Verkündigung.
Hier scheint es um eine Anspielung auf das biblische Buch Nehemia zu gehen. Dort heißt es in Nehemia 1,1a: „Bericht des Nehemia, des Sohnes Hachaljas“, auf Hebräisch: דִּבְרֵ֥י נְחֶמְיָ֖ה .
Diese vorsichtigen Umschreibungen wie ‚Verkündigung‘ und ‚Bericht‘ machen Eines deutlich: es handelt sich um ein mündliches Wortgeschehen, das aufgeschrieben wurde, nicht um einen schriftlichen Befehl, wie z.B. ein Edikt, wie das des Kyros[9] oder Artaxerxes[10]: die Nehemia-Denkschrift.
Und wir wissen genau, woher die Vorsichtigkeit kommt, denn im zweiten Kapitel seines Buches schildert es uns Nehemia. In einem Gespräch im Beisein der Königin ringt der Jude Nehemia dem heidnischen König Artaxerxes das mündliche Versprechen ab, Jerusalem mitsamt Toren und Mauern wiederaufzubauen.
Der König soll dabei kein offizielles Dekret erlassen, sondern einen Brief schreiben, damit Nehemia die nötigen Baustoffe erhalten kann. Nehemia berichtet von dem mündlichen Gespräch: „Wenn der König es für gut findet, dann gebe man mir Briefe mit an die Statthalter des Gebiets jenseits des Stroms, damit sie mich bis nach Juda durchreisen lassen; ferner einen Brief an Asaf, den Verwalter der königlichen Wälder: Er soll mir Bauholz liefern für die Tore der Tempelburg, für die Stadtmauer und für das Haus, in das ich ziehen will.“[11]
Als Nehemia in Jerusalem angekommen war, befiehlt er den Israeliten: „Gehen wir daran und bauen wir die Mauern Jerusalems wieder auf!“[12]
Im Hebräischen lautet dies: אֶת־חֹומַ֣ת יְרוּשָׁלִַ֔ם וְנִבְנֶה֙ לְכ֗וּ.
Wir verstehen, warum es sich um einen mündlichen Bericht handelt, wenn wir begreifen, was vorher geschah.
Im so genannten Kyros-Edikt war es dem Gottesmann Esra möglich geworden, den Jerusalemer Tempel aufzubauen, um den Kult des jüdischen Gottes zu ermöglichen.[13]
Dieser Kult des jüdischen Gottes war Teil des Polytheismus der persischen Könige, die sozusagen fremden Göttern anderer Völker huldigten, damit diese wiederum der Macht der persischen Könige nicht im Wege waren, sondern im Gegenteil diese Macht zementierten. Im Buch Nehemia, das der Geschichtsschreibung des Buches Esra folgt, wird also der Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels vorausgesetzt.[14]
Den Jerusalemer Tempel aufzubauen war also nicht gleichbedeutend mit der Errichtung des jüdischen Staates. Im Buch Esra wird geschildert, wie der Versuch, die Jerusalemer Stadtmauer zu errichten, vereitelt wurde.[15]
Jetzt wird klar, warum Nehemia so großen Wert auf das Wort ‚Bericht‘ legt. Nehemia gibt einen ‚Bericht‘ nur seinem eigenen Volk Israel, sein Bericht bleibt also quasi geheim.
Das Kyros-Edikt wurde im Staatsarchiv Babyloniens aufbewahrt; der Nehemia-Bericht wiederum ist rein jüdische Geschichtsschreibung.
Das Handeln des Nehemia ist also bestenfalls in einem harmlosen Brief dokumentiert, in welchem es alleine um Baumaterial geht. Das ist im höchsten Maße klug.
Denn der Bau von Mauern um eine Stadt bedeutet ja Wehrhaftigkeit: nur wenn etwas verteidigt werden soll, benötigt man Mauern. Ansonsten bleibt die Stadt offen für alle, die sie betreten wollen. Mauern sollen trennen.
Nehemia erwähnt die in Daniel genannten Plätze insgesamt viermal[16] und schweigt wiederum über die in Daniel genannten Gräben[17]. Auffallend ist wiederum, dass Nehemia das hebräische Wort für Mauer 32mal erwähnt[18], während es in Daniel 9,25-27 kein einziges Mal auftaucht. Die von Nehemia gebauten Mauern umschließen die von Daniel erwähnten Plätze und Gräben. So geschieht also der von Daniel prophezeite Wiederaufbau Jerusalems, die Stadt des Messias: יְרֽוּשָׁלִַ֨ם֙ עַד־מָשִׁ֣יחַ .
Sind die Mauern einmal gebaut, so braucht es militärischen Wachschutz: Torwächter werden schon vor der Einweihung der Mauern[19] genannt, so in z.B. in Neh 7,1 sowie 10,29, und nach der Einweihung so z.B. in Neh 12,45. Wobei Nehemia schon vorher Wachen organisierte, quasi als Bauschutz.[20]
Und jetzt sehen wir, weshalb die Torwächter notwendig sind, gerade in leichter Bewaffnung, die wir voraussetzen können: nach innen nämlich. Im letzten Kapitel des Buches Nehemia können wir sehen, wofür die Mauern und ihre Torwächter nötig sind: zum einen, um die Sabbatordnung durchzusetzen und zum anderen, um die Mischehen aufzulösen (vgl. Neh 13,21-31).
Denn einer der wichtigsten Gründe für die Verschleppung aus dem Gelobten Land Israel nach Babylonien war die Nicht-Einhaltung des Sabbats: „Das Land bekam seine Sabbate ersetzt, es lag brach während der ganzen Zeit der Verwüstung“[21].
Der andere wichtige Grund war die Vielgötterei der Israeliten; Gott hatte dem jüdischen König Salomo eingeschärft: „Doch wenn ihr und eure Söhne euch von mir abwendet und die Gebote und Satzungen, die ich euch gegeben habe, übertretet, wenn ihr euch anschickt, andere Götter zu verehren und anzubeten, dann werde ich Israel in dem Land ausrotten, das ich ihm gegeben habe. Das Haus, das ich meinem Namen geweiht habe, werde ich aus meinem Angesicht wegschaffen und Israel soll zum Gespött und zum Hohn unter allen Völkern werden.“[22]
Mit der Fertigstellung der Jerusalemer Mauern kommen schließlich „kriegstüchtige Männer“[23] hinzu.
Mit der Einweihung der Jerusalemer Mauern und der militärischen Aufrüstung ist wiederum der volle Tempelkult möglich – mit einem Hohenpriester an der Spitze, wie es Neh 11,11 beschreibt: „Seraja, der Sohn Hilkijas, des Sohnes Meschullams, des Sohnes Zadoks, des Sohnes Merajots, des Sohnes Ahitubs, der Fürst des Hauses Gottes“; es handelt sich also um „Ahitub“.[24]
Der „Fürst“ des Jerusalemer Tempels heißt auf Hebräisch: נְגִ֖ד .[25] Das Wort kommt im Alten Testament 44mal vor.[26] Und es begegnet uns ebenfalls in Daniel 9,25.
Der „Fürst des Hauses Gottes“ (נְגִ֖ד בֵּ֥ית הָאֱלֹהִֽים ) ist dabei zugleich der Hohepriester, also ein Gesalbter (Maschiach[27]), wie es I Chr 29,22 nahelegt. Der Jerusalemer Tempelkult hat also mit den Mauern Jerusalems seine höchste Reinheit erhalten. Die Tore sind gesichert und das Priestertum hierarchisch installiert – sowie es das Mosaische Gesetz vorsieht.[28]
In Daniel 9,25 ist der Fürst zugleich Messias: יְרֽוּשָׁלִַ֨ם֙ עַד־מָשִׁ֣יחַ נָגִ֔יד .
Wir können nun endlich folgern: die sieben Jahrwochen (49 Jahrwochen-Jahre) beziehen sich auf die Zeit vom mündlichen Gespräch des Mundschenks Nehemia mit dem persischen König Artaxerxes bis zum Wiederaufbau und der Einweihung der Jerusalemer Mauern.
In dieser an und für sich kurzen Zeit von 49 Jahrwochen-Jahren hat sich der Staat Israel mit samt seiner Hauptstadt Jerusalem neuformiert, aus der Mitte des Jerusalemer Tempels heraus.
Und die nun folgenden zweiundsechzig Jahrwochen (434 Jahrwochen-Jahre) beginnen mit der Einsetzung des „Fürst des Hauses Gottes“, der zugleich ein Gesalbter, ein Maschiach, ist.
- Der dritte Teil: die letzte Jahrwoche
Am Ende der zweiundsechzig Jahrwochen stirbt wiederum „ein Gesalbter“, ein Maschiach, aber „ohne Richterspruch“, wie es in Daniel 9,26 heißt.
Und dann ist von einem „Volk eines Fürsten“ die Rede, ein Fürst, wie in 9,25.
Es geht um einen toten Maschiach und einen Fürsten, der nicht aus dem Volk Israel kommt. Unschwer ist es möglich, das ungerechte Todesurteil über Jesus Christus, den Messias, als „ohne Richterspruch“ zu deuten.
Und das Volk Israel war damals ohne einen ‚Fürsten‘, da es das ius gladii[29] nicht mehr besaß, denn es war der römische Statthalter Pontius Pilatus[30], der das ungerechte Todesurteil über Jesus Christus verhängte und dessen Vollstreckung durchsetzte.[31]
Der Staat Israel war seit dem Jahre 63 v.Chr. die römische Provinz Judea.[32] Das Imperium Romanum[33] hatte sich den schmalen Landstrich zwischen Mittelmeer und Jordan einverleibt.
Durch den Tod Jesu verlor das jüdische Volk seinen letzten Gesalbten und war zugleich seit knapp hundert Jahren ohne staatliche Gewalt.
Und jetzt heißt es: „Vielen macht er den Bund schwer, eine Woche lang.“
Das Ende der letzten Jahrwoche kann sich auf den Nachfolger des Pontius Pilatus, den römischen Präfekten, beziehen, der im Jahr 36 n.Chr. starb[34]: Gaius Caesar Augustus Germanicus, bekannt als Caligula[35].
Denn es war nicht nur Pontius Pilatus, der das ungerechte Urteil über Jesus Christus sprach, sondern er war es auch, der die christliche Urgemeinde verfolgte bzw. diese Verfolgung stillschweigend duldete – angefangen mit der Steinigung des Stephanus im Jahre 33 n.Chr.[36]
Die folgenden beiden Sätze lauten: „In der Mitte dieser Woche setzt er den Schlachtopfern und Speiseopfern ein Ende. Oben auf dem Heiligtum wird ein unheilvoller Gräuel stehen“[37].
Wahrscheinlich meint die Wendung „unheilvoller Gräuel“(שִׁקּוּצִים֙ מְשֹׁמֵ֔ם) ein heidnisches Götzenbild, das vom römischen Staat in den Tempel gebracht wurde und ihn unrein gemacht hat, weshalb „den Schlachtopfern und Speiseopfern ein Ende“ gesetzt wurde.
Eusebius von Cäsarea zitiert in seiner Kirchengeschichte den jüdischen Gelehrten Philo von Alexandrien, der von Caligula (Gaius) das Folgende berichtet: „In der Heiligen Stadt selbst änderte und gestaltete er den Tempel, der bis dahin noch unberührt geblieben war und sich völliger Unverletzlichkeit erfreut hatte, zu seinem persönlichen Heiligtum um, damit er Tempel des Gaius, des neuen, sichtbaren Jupiter genannt werde.“[38]
Der Vorgänger des Caligula (Gaius), Pontius Pilatus, hat es wohl ähnlich schlimm getrieben. Josephus schreibt in seinem ‚Jüdischen Krieg‘: „‘Pilatus, der von Tiberius als Prokurator nach Judäa geschickt worden war, ließ verhüllte Bilder des Kaisers bei Nacht nach Jerusalem bringen, welche Paniere heißen. Dies veranlasste bei Tagesanbruch eine gewaltige Bestürzung unter den Juden. Diejenigen, welche in der Nähe der Bilder standen, erklärten mit Entsetzen, ihre Gesetze seien mit Füßen getreten; denn diese gestatteten nicht, ein Bild in der Stadt aufzustellen.‘“[39]
Im Evangelium selbst spricht Jesus Christus von dem „Gräuel der Verwüstung […], der durch den Propheten Daniel vorhergesagt worden ist“[40] – und bezieht diesen Gräuel auf die Endzeit, also auf die Zeit nach seinem Tod.
Wahrscheinlich meint er alle Geschehnisse im Zusammenhang mit der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr., also auf noch kommende Ereignisse.
An der heiligen Stätte, dem Jerusalemer Tempel, errichteten die Römer nach dessen Zerstörung einen Tempel zur Ehre ihres Gottes Jupiter, der überall hin weit sichtbar war.[41]
- Die siebzig Jahrwochen in christlicher, jüdischer und prophetischer Berechnung
Nach der christlichen Zeitrechnung hat ein Jahr 365 Tage.
Die jüdische Zeitrechnung wiederum hat als Grundlage das Mondjahr mit 354 Tagen. Damit es zum Ausgleich mit den Sonnenjahren kommt, gibt es innerhalb eines Zeitintervalls von 19 Jahren sieben Jahre, in denen jeweils pro Schaltjahr ein Monat von 30 Tagen hinzugerechnet wird.[42]
Innerhalb eines so großen Zeitraums wie 490 Jahre sind die Unterschiede zwischen jüdischer und christlicher Zeitrechnung zu vernachlässigen.
In der prophetischen Zeitrechnung[43], wenn wir Stellen aus dem prophetischen Buch der Offenbarung des Johannes nehmen, hat ein Jahr 360 Tage. Der Unterschied ist auch hier eher geringfügig.
In der christlichen Zeitrechnung wird das Jahr Null als Geburt Jesu Christi angenommen, weshalb in der Zeit vor und nach seiner Geburt in der Rechnungsstellung die Zahl ‚1‘ minus genommen werden muss.[44]
Die Einsetzung Nehemias als Statthalter ist mit 445 v.Chr. anzusetzen[45], wenn der erwähnte persische König Artaxerxes 465 seine Herrschaft begann[46]. Nehemia 5,14 wiederum berichtet, dass die Statthalterschaft Nehemias im zwanzigsten Jahr des Artaxerxes begann.
Der mündliche Bericht, von dem Daniel 9,24 spricht, ist allerdings zeitlich vor diesem Beginn anzusetzen, wie Schunck meint, es gelte „die Datierung von 2,1 dem Jahr 444 v.Chr.“[47].
In Neh 5,14 ist von anderen Statthaltern vor Nehemia die Rede. Da wir annehmen können, dass eine reale Statthalterschaft erst mit der Ankunft des neuen Statthalters beginnt, so müssen wir ein paar Jahre als Zeit vor dem Jahre 444 hinzurechnen.
Es geht um die lange Reise von 1230 Kilometern Luftlinie, die Nehemia von der persischen Festung Susa nach Jerusalem zurücklegt – wohl gemerkt, nicht mit Eisenbahn, Zug oder Flugzeug. Zudem reiste er mit persischen Soldaten und Reitern sowie vor allen Dingen Baumaterial. Wir können eine Reisegeschwindigkeit von vier deutschen Meilen pro Tag zugrunde legen, was einem Soldatenmarsch entspricht.[48]
Vier deutsche Meilen entsprechen dabei 7,5 Kilometer[49]: das sind also 30 Kilometer am Tag, was sicher eher zu schnell ist, wenn wir bedenken, dass Baumaterial transportiert wird.
Da es allerdings der König ist, der Statthalter nominiert, sind ernannte Statthalter von Tag der Ernennung an als solche anzusehen; Terminus ad quem ist also 444 v.Chr.
Es ergibt sich folgende Berechnung nach christlicher Zeitrechnung:
- (Jahre von der mündlichen Ernennung zum Statthalter bis zur Tötung des Messias)- (Letzte Jahrwoche nach der Tötung des Messias): [(70×7)-(7×1)]= 483
- Jahr der mündlichen Ernennung Nehemias zum Statthalter (terminus ad quem): 444 v.Chr.
- Abzug von einem Jahr: das Jahr Null
- 444-483-1= 40.
Nach prophetischer Zeitrechnung – im Verhältnis von christlicher zu prophetischer Zeitrechnung als Quotient von 360 Tagen zu 365 Tagen, also 360/365:
444 – (69 x 7 : 360/365 = 476,38356) – 1 = 33,383562 Jahre
Genau können wir sagen: die Prophetie der siebzig Jahrwochen zielt auf den Tod Jesu Christi[50] im Jahre 30 n.Chr.
- Unterschiedliche Datierung der Regierungszeit des Artaxerxes
Mit einem Teil der englischsprachigen Forschung kann man den Beginn der Herrschaft des Artaxerxes auf 475 v.Chr. setzen: „Es gibt jedoch starke Beweise dafür, das letzte Jahr von Xerxes und das Thronbesteigungsjahr von Artaxerxes mit 475 v. u. Z. zu berechnen. Diese Beweise sind dreifach: aus griechischen Quellen, aus persischen Quellen und aus Babylonische Quellen.
Belege aus griechischen Quellen. Ein Ereignis in der griechischen Geschichte kann uns helfen zu bestimmen, wann Artaxerxes zu regieren begann. Der griechische Staatsmann und Kriegsheld Themistokles fiel bei seinen Landsleuten in Ungnade und floh nach Persien, um sich in Sicherheit zu bringen. Nach dem griechischen Geschichtsschreiber Thukydides (I, CXXXVII, 3), der sich durch seine Genauigkeit einen Namen gemacht hat, schickte Themistokles damals „einen Brief an den König Artaxerxes, den Sohn des Xerxes, der erst vor kurzem auf den Thron gekommen war“. In Plutarchs Leben (Themistokles, XXVII, 1) heißt es: „Thukydides und Charon von Lampsacus erzählen, daß Xerxes tot war und daß es sein Sohn Artaxerxes war, mit dem Themistokles seine Unterredung hatte.“ Charon war ein persischer Untertan, der den Herrschaftswechsel von Xerxes zu Artaxerxes miterlebte. Aus den Zeugnissen des Thukydides und des Charon von Lampsacus geht hervor, dass Artaxerxes, als Themistokles in Persien ankam, erst vor kurzem die Herrschaft übernommen hatte.
Wir können die Zeit, in der Artaxerxes zu herrschen begann, feststellen, indem wir von dem Tod des Themistokles zurückrechnen. Nicht alle Nachschlagewerke geben das gleiche Datum für seinen Tod an. Der Historiker Diodorus Siculus (Diodor von Sizilien, XI, 54, 1; XI, 58, 3) berichtet von seinem Tod in einem Bericht über Dinge, die sich zugetragen haben, „als Praxiergus Archon in Athen war“. Praxiergus war 471/470 v. u. Z. Archon in Athen (Griechische und römische Chronologie, von Alan E. Samuel, München, 1972, S. 206) Laut Thukydides folgte auf Themistokles‘ Ankunft in Persien ein einjähriges Sprachstudium zur Vorbereitung einer Audienz bei Artaxerxes. Darauf gewährte ihm der König mit vielen Ehren die Niederlassung in Persien. Wenn Themistokles 471/470 v. u. Z. starb, muss seine Ansiedlung in Persien nicht später als 472 v. u. Z. und seine Ankunft ein Jahr früher, 473 v. u. Z., gewesen sein. Zu jener Zeit war Artaxerxes »erst vor kurzem auf den Thron gekommen«.
Über die Zeit, als Xerxes starb und Artaxerxes den Thron bestieg, schrieb M. de Koutorga: „Wir haben gesehen, dass Xerxes nach der Chronologie des Thukydides gegen Ende des Jahres 475 v. u. Z. starb, und dass nach demselben Geschichtsschreiber Themistokles kurz nach der Thronbesteigung des Artaxerxes Longimanus in Kleinasien ankam.“ – Mémoires présentés par divers savants à l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres de l’Institut Impérial de France, erste Reihe, Bd. VI, zweiter Teil, Paris, 1864, S. 147.
Als weitere Bestätigung dafür bemerkte E. Levesque folgendes: „Daher ist es nach der alexandrinischen Chronik notwendig, den Tod des Xerxes auf das Jahr 475 v. u. Z. zu setzen, nach elfjähriger Herrschaft. Der Geschichtsschreiber Justinus, III, 1, bestätigt diese Chronik und die Behauptungen des Thukydides. Ihm zufolge war Artaxerxes, sein Sohn, zur Zeit der Ermordung von Xerxes noch ein Kind, puer [ein Knabe], was zutrifft, wenn Xerxes im Jahr 475 starb. Artaxerxes war damals 16 Jahre alt, während er im Jahr 465 sechsundzwanzig Jahre alt gewesen wäre, was Justins Ausdruck nicht mehr rechtfertigen würde. Nach dieser Chronologie erweist sich das 20. Jahr seiner Herrschaft seit Beginn der Herrschaft von Artaxerxes im Jahr 475 als im Jahr 455 und nicht im Jahr 445, wie man gemeinhin sagt“ (Revue apologétique, Paris, Bd. 68, 1939, S. 94).
Wenn Dareios 486 v. u. Z. und Xerxes 475 v. u. Z. starb, wie wäre es dann zu erklären, dass einige antike Dokumente Xerxes eine Herrschaft von 21 Jahren zuschreiben? Es ist allgemein bekannt, dass ein König und sein Sohn gemeinsam in einem Doppelkönigtum oder einer Mitregentschaft regieren konnten. Wenn dies der Fall war,Bei Darius und Xerxes konnten die Historiker die Jahre der Herrschaft von Xerxes entweder vom Beginn einer Auseinandersetzung mit seinem Vater bis zum Tod seines Vaters zählen. Wenn Xerxes 10 Jahre mit seinem Vater und 11 Jahre allein regierte, könnten einige Quellen ihm 21 Jahre Herrschaft zuschreiben, während andere ihm 11 Jahre zuschreiben könnten.“[51]
Wenn wir als diese Berechnungsweise der Herrschaft des Artaxerxes zugrunde legen, so müssen wir so wäre terminus ad quem das Jahr 454 v.Chr. und damit zielte die Prophetie des Daniel auf das Jahr 30: der Tod Jesu Christi.
Schließlich setzte im Jahre 33 n.Chr. mit der Steinigung des Stephanus die erste Christenverfolgung ein, der eine ebensolche Drangsal des jüdischen Volkes durch die heidnischen Römer einherging – bis hin zu Caligula (Gaius) im Jahre 37 n.Chr.
- Chronologische Parallelität von Tempel, Messias und Fürst in den Versen 25-27
In einem ersten Zeitabschnitt, den sieben Jahrwochen, gibt es einen Tempel in Jerusalem, aber weder einen jüdischen Messias noch Fürsten.
Am Beginn des zweiten Zeitabschnitts der zweiundsechzig Jahrwochen gibt es einen jüdischen Messias und einen Fürsten; am Ende wiederum nur noch einen umgebrachten jüdischen Messias; von einem jüdischen Fürsten ist nicht mehr die Rede.
Im letzten Zeitabschnitt der letzten Jahrwoche geht nur noch um einen heidnischen Fürsten, der größtes Unheil über die Juden bringt. Der Tempel wiederum hat seine Funktion verloren, weil es keine Opfer mehr gibt.
- Zusammenfassung der Argumente zu den Versen 25-27
Daniel 9,25f kann sich nur auf einen mündlichen Bericht beziehen, weil es niemals im Sinne eines persischen Königs sein kann, Jerusalem als Hauptstadt Israel neu entstehen zu lassen.
Die Abgötterei der persischen Könige kann wiederum niemals Sinn der jüdischen kultischen Handlungen auf dem Jerusalemer Altar sein.
Die Vorarbeiten Esras im Wiederaufbau des Tempels finden seine wunderbare Vollendung in der Errichtung der Jerusalemer Stadtmauern. Im genauen zeitlichen Zusammenhang beginnt die Bewaffnung des Volkes Israel.
Die Tatsache, dass im ersten Buch der Makkabäer die Kapitel drei (‚Gebet im Feuerofen‘)[52] und sechs (‚Daniel in der Löwengrube‘)[53] sowie 9,26 („Gräuel der Verwüstung“)[54] zitiert werden, heißt genau, dass das Buch Daniel lange vor der Abfassung der Makkabäer-Bücher bekannt sein musste.
- Der vierundzwanzigste Vers
Wie es im Hebräischen vorkommt, bildet der ersten Satz eines Kapitels nicht selten eine Art Überschrift, die den Sinn der folgenden Ausführungen zusammenfasst.[55]
Die unstrittige Einheit von Daniel 9,24-27 beginnt also in Vers 24 mit einer Zusammenfassung dessen, was in den Versen 25-27 genauer beschrieben wird.
In Daniel 9,24 heißt es: „Siebzig Wochen sind für dein Volk / und für deine heilige Stadt bestimmt, bis der Frevel beendet ist, / bis die Sünde versiegelt und für die Schuld Versöhnung erwirkt ist, bis ewige Gerechtigkeit gebracht wird, / bis Visionen und Weissagungen besiegelt werden / und das Allerheiligste gesalbt wird.“
In den siebzig Jahrwochen wird also „die Sünde versiegelt und „für die Schuld Versöhnung erwirkt“. Die Frage entsteht: durch den Tod des Gesalbten und die Vernichtung des Tempelkultes?
Auffällig sind folgende Gegensatzpaare ‚Jahrwoche‘ und ‚Ewigkeit‘. Die Frage muss erlaubt sein: wird in den „siebzig Wochen“ in der Weltzeit die „ewige Gerechtigkeit“ errungen?
Und der Gegensatz des Gesalbten springt in die Augen: ein gesalbter Mensch wird umgebracht, damit „das Allerheiligste gesalbt wird“?
Diese Fragen entstehen dann, wenn wir uns vor Augen halten, dass der vierundzwanzigste Vers eindeutig von Heil spricht, weil er mit zwei Hapaxlegomena[56], also einer Wortprägung, die nur ein einziges Mal innerhalb des Alten Testamentes vorkommt, Absoluta zum Ausdruck bringt: „ewige Gerechtigkeit“( צֶ֣דֶק עֹֽלָמִ֑ים) und „das Allerheiligste gesalbt“ (וְלִמְשֹׁ֖חַ קֹ֥דֶשׁ קָֽדָשִֽׁים).
Dabei muss man wissen, dass ‚der Heilige‘ ein Eigenname Gottes in der prophetischen Literatur ist.[57] In Vers 24 heißt es frei übersetzt: der Heiligste der Heiligen (קֹ֥דֶשׁ קָֽדָשִֽׁים ).
Sowohl bei dem Wort für Ewigkeit ( עֹֽלָמִ֑ים) als auch bei dem für Heiligkeit (קָֽדָשִֽׁים ) haben wir Pluralformen, die den denkbar größten Ausdruck bieten, der im Hebräischen möglich ist. Die deutsche Einheitsübersetzung bleibt also hier unter ihren Möglichkeiten.
Der Engel Gabriel also tröstet den Propheten Daniel durchaus – und verheißt ihm etwas Größeres, das in Worten noch schwer auszudrücken ist.
Einerseits gibt es also ein klares zeitliches Geschehen, das die Erfüllung von siebzig Jahrwochen innerhalb der menschlichen Geschichte verheißt.
Andererseits kann kein frommer Jude sagen, was eigentlich ‚ewige Gerechtigkeit‘ sein soll, wenn der Jerusalemer Tempel offenkundig zum zweiten Mal zerstört worden ist, weil der Opferkult abgeschafft wurde.
- Verfasserschaft
Pluralformen wie die Wendungen in Daniel 7,24 mit ‚Gerechtigkeit der Ewigkeiten‘ und ‚Ewiges der Ewigkeiten‘ sind solche, die typisch für die Sprache des Deuteronomisten ist, wie sie sich in Formeln, die den stärkst möglichen Ausdruck bieten, zeigen.
Typisch ist der Wunsch an den Frommen, Gott mit allem, also Seele, Geist und Körper zu lieben, wie z.B. im Buch Deuteronomium 6,5.
Der denkbar stärkste Ausdruck für Gott ist ebenfalls die Pluralform von „Gott über den Göttern“ ( אֱלֹהֵ֣י הָֽאֱלֹהִ֔ים) und „Herr über den Herren“ ( אֲדֹנֵ֖י הָאֲדֹנִ֑ים ).
Das deuteronomistische Geschichtswerk hat in besonderer Weise Interesse an einer Chronologie der jüdischen Geschichte, wie wir sie hier in Daniel 9,24-27 par excellence finden.[58]
Da das Buch Daniel im ersten Makkabäerbuch zitiert wird, kann gerade kein Beweis für deren zeitlichen Einfluss sein, sondern umgekehrt muss das Buch Daniel vor den Makkabäerbüchern verfasst worden sein.
- Gründe gegen die Makkabäer-These
Unter der Makkabäer-These wird der Erklärungsversuch verstanden, wonach das Buch Daniel seine endgültige Gestalt zur Zeit der Makkabäer erlangte: „Die Entstehung des Buches fällt in die Zeit zwischen der berichteten Entweihung des Tempels in Jerusalem durch Antiochus IV. Epiphanes (175-164 v. Chr.; vgl. Dan 11,31) und der Wiederaufnahme des jüdischen Kultes nach der Reinigung des Tempels durch die Makkabäer im Jahr 164 v. Chr.“[59]
Erstens fußt die Theologie von Dan 9,11 auf dem Gedanken der Bußschuld, wie es im Buch Deuteronomium beispielhaft dargelegt ist; Daniel betet: „Ganz Israel hat deine Weisung übertreten, ist davon abgewichen und hat nicht auf deine Stimme gehört.“[60] Im Gegensatz zum meditativen Beten Daniels und dem himmlischen Eingreifen des Engels Gabriel steht die Entschlossenheit des Judas Makkabäus, sein Geschick in die eigenen militärischen Hände zu nehmen.
Zweitens geht es Daniel um die Reinheit des Tempelkultes, der nur durch jüdische Soldaten erreicht werden kann. Letztlich sind durch den Freundschaftspakt der Makkabäer mit dem Römischen Reich die Machtverhältnisse klar: der gewünschte und ersehnte Fürst (נָגִ֔יד) ist nicht mehr ein Jude, sondern ein römischer Imperator (vgl. I Makk 8). Die Makkabäerbücher bestätigen also, was Daniel vorhersieht: es gibt keinen Fürsten (נָגִ֔יד) mehr in Israel.
Drittens ist der makkabäische Hohepriester Jonatan stolz darauf von einem heidnischen König namens Alexander bestätigt zu werden (vgl. I Makk 10,20f). Das ist grundsätzlich außerhalb des jüdischen Kultes stehend: Moses und Daniel würden alleine bei diesem Gedanken ihre Kleider zerreißen, weil es sich um Gotteslästerung handelt – der Hohepriester ist von Gott eingesetzt und der Titel wird vererbt.[61]
Der makkabäische Hohepriester ist also nicht ein Gesalbter (Maschiach), wie es Daniel wünscht.
Viertens spricht die Chronologie strikt gegen die Abfassungszeit der Makkabäer-Bücher; jeder, der rechnen kann, versucht es z.B. mit dem Kyrus-Edikt 539: 539-490= 49 v.Chr. Die Makkabäer-Zeit will nicht in das Blickfeld kommen; Koch urteilt zu Recht: „Die überwiegende Mehrheit der Exegeten beharrt darauf, daß der Verfasser a) + b) [= c] + d) addiert (=490 Jahre) und dennoch in seiner Zeit, um 165, enden will. Demnach aber muß ihm eine beträchtliche Fehlzählung unterstellt werden. Da er einerseits die Zeit vom Untergang Jerusalems bis zum Kyrosedikt richtig auf 49 Jahre enschätzt (a), aber andererseits mit der seleukidischen Ära vertraut gewesen sein muß (vgl. Makkabäerbücher) und damit eine genaue Jahreszählung mindestens seit 312, vermutlich ab Alexander 333 v.Chr. inbegriffen ist, muß der Fehler in der zeitlichen Spanne zwischen Kyros und Alexander liegen. Hier würden 50-70 Jahre zu viel vorausgesetzt.“[62]
Fünftens und letztens endet die Prophetie von Daniel 9 in der Zerstörung des Tempelschänders: ein Heilsgeschehen deutet sich damit gerade nicht an. Das Ende ist offen. Welcher Verfasser will eine Prophetie verfassen, die sowohl die Schändung des größten Heiligtums beschreibt, aber keine Hoffnung lässt, weil sowohl Messias und Fürst nicht mehr vorhanden sind?
- Literaturverzeichnis
- Biblia Hebraica Stuttgartensia, Stuttgart 4.Aufl.1990.
- Einheitsübersetzung, Freiburg-Basel-Wien 2016.
- Eusebius von Caeserea, Kirchengeschichte, Darmstadt 1997.
- Handwörterbuch über das Alte Testament, hg. v. Wilhelm Gesenius, Berlin-Göttingen-Heidelberg 17.Aufl.1962 (Gesenius).
- Koch, Klaus, Das Buch Daniel, EdF 144, Darmstadt 1980.
- Konkordanz zum hebräischen Alten Testament, hg. v. Gerhard Lisowsky, Stuttgart ²1958 (Lisowsky).
- Liebi, Roger, Weltgeschichte im Visier des Propheten Daniel, Bielefeld 2009.
- Schunck, Klaus-Dietrich, Nehemia, Biblischer Kommentar XXIII/2 1, Neukirchen-Vluyn 1998 (Schunck XXXIII/2 1).
- , Nehemia, Biblischer Kommentar XXIII/2, Neukirchen-Vluyn 2009 (Schunck, XXIII/2).
- Das Liebesgebot Jesu
Beim Propheten Daniel haben wir im neunten Kapitel in den Versen 24-27 gelesen, wie zuerst der Gesalbte Gottes, der Messias, stirbt und schließlich ein „Fürst“ über Israel und seinen Tempel herrschen wird.
Wir haben gesehen, dass sich ohne Schwierigkeiten die Prophezeiung Daniels auf Jesus Christus deuten ließ.
Und wir wissen aus der Geschichte Israels, dass der Jerusalemer Tempel im Jahre 70 zerstört wurde[63], vierzig Jahre nach dem Tode Jesu.
Vor seinem Tod hat Jesus Christus prophetisch die Tempelzerstörung vorhergesagt und seine Jünger gewarnt.[64]
Vor allen Dingen hat er das Gesetz des Moses neu ausgelegt, so dass es möglich wurde, Gottes Gesetz ohne den Jerusalemer Tempel zu halten.
Wenn also der Gesalbte Gottes vor der Tempelzerstörung das Mosaische Gesetz so ändert, dass es ohne den Jerusalemer Tempel zu halten ist, muss der Sohn Gottes ein Wissen gehabt haben, welches nicht von dieser Welt sein kann.
- Mose prophezeit den Zweiten Mose: Legislator Novus
Im Buch Deuteronomium[65], also ungefähr 600 Jahre vor der Geburt Jesu, spricht Mose: „Einen Propheten wie mich wird dir der HERR, dein Gott, aus deiner Mitte, unter deinen Brüdern, erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören.“[66]
Auf Hebräisch heißt es: נָבִ֨יא מִקִּרְבְּךָ֤ מֵאַחֶ֨יךָ֙ כָּמֹ֔נִי יָקִ֥ים לְךָ֖ יְהוָ֣ה אֱלֹהֶ֑יךָ אֵלָ֖יו תִּשְׁמָעֽוּן .[67]
Damit ist nicht gesagt, dass alles, was Mose als Gesetz Gottes offenbart hat, nicht mehr gültig sein soll.
Damit ist gesagt, dass es einen Nachfolger des Moses gibt, der mehr weiß, als Mose selbst. Jesus Christus, der Gesalbte Gottes, offenbart den Willen Gottes besser als Mose.
ER ist der neue Gesetzgeber, der Novus Legislator.
- Jesus offenbart das Neue Gesetz
„Gott ist Liebe“[68], so bezeugt der Evangelist Johannes. Das klingt wie ein romantisches Bekenntnis.
Jesus Christus spricht: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“[69]
Jesus spricht davon, dass die Christen, seine Jünger also, alle Menschen auf der ganzen Welt lieben sollen: ohne jede Ausnahme.
Das beinhaltet selbstverständlich die Feinde Gottes ebenfalls. In der großartigen Bergpredigt heißt es: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“[70]
Um es auf den Punkt zu bringen: mit Jesus ist kein Staat zu machen! Das universelle Liebesgebot und besonders die Feindesliebe sind im Staat Israel nicht zu verwirklichen. Ein Staatsgesetz, das diese beiden Forderungen durchsetzen möchte, ist nicht möglich.
Das neue Liebesgebot Jesu passt also haargenau zu der Prophetie Daniels, wonach der Tempel zerstört wird und es keinen „Fürsten“ in Israel mehr gibt, der mit staatlicher Gewalt für Recht und Ordnung sorgt.
Was genau besagt das Gesetz des Moses?
- Das Gesetz des Moses und der Jerusalemer Tempelkult
Die Israeliten waren vielfältigen Gesetzen, Geboten, Verboten, Vorschriften und Anweisungen unterworfen: fast das gesamte Leben war damit geregelt.
Dies alles war niedergelegt worden in den fünf Büchern Mose, der Tora[71].
Es gab zum Beispiel Gesetze
- Über den König: Dtn 17,14-20.
- Über Kredite: Dtn 15,7-11.
- Über Feste: Dtn 16,1-15.
- Über die Städte für die Leviten: Num 35,1-5.
- Über Asylstädte: Num 35,6-34.
- Über die Landzuteilung bei der Eroberung Israel östlich des Jordans: Num 32
- Über die Landzuteilung bei der Eroberung Israels jenseits des Jordans: Num 33,50-56 + Num 34.
Zudem gab es jede Menge Speisegebote, die die Fragen von Rein- und Unreinheit betreffen.[72]
All diese Gesetze drücken den Willen Gottes zum Volk Israel aus. Und sie dienen der Abgrenzung von den Heiden, den Gojim.[73]
- Nächstenliebe im Mosaischen Gesetz und bei Jesus Christus
Jesus gebietet in seiner wundervollen Bergpredigt: „Du sollst deinen Nächsten lieben“[74].
Und dies ist ein Zitat aus dem Alten Testament, aus dem Buch Leviticus: „Du sollst deinen Nächsten lieben“[75].
Der Unterschied liegt in der Zielgruppe: Jesus fordert die Liebe zu allen Menschen, auch den Feinden.
Mose will die Liebe zum eigenen Volk und allen, die dazugehören: Fremdlinge[76], Sklaven[77] und Proselyten[78].
Den Angehörigen der Fremdvölker, also zum Beispiel Kanaaniter, Ägypter, Babylonier und Römer, galt die Liebe der Israeliten nicht.
Zum einen führte das Volk Israel auf Anweisung des Moses Kriege mit größter Grausamkeit, indem es die so genannte Vernichtungsweihe[79] vollzog: „Aus den Städten dieser Völker jedoch, die der HERR, dein Gott, dir als Erbbesitz gibt, darfst du nichts, was Atem hat, am Leben lassen.“[80]
Und zum anderen waren Juden strikt im bürgerlichen Alltag von Heiden getrennt. Ein deutliches Beispiel ist der Apostel Petrus, der sich standhaft geweigert hat, das Haus eines Heiden, des römischen Hauptmanns Cornelius, auch nur zu betreten.[81]
Die Nächstenliebe im Christentum ist also auf alle bezogen: universell. Die Nächstenliebe im Judentum bleibt auf den Kreis der Juden und aller, die zu ihnen im weitesten Sinn gehören, bezogen.
- Das königliche Gebot: die Goldene Regel
Das Liebesgebot Jesu Christi ist ganz einfach zu verstehen. Es steht in der wundervollen Bergpredigt: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen!“[82]
Wir sollen uns fragen: was ich von anderen bekommen will, das tue ich ihnen auch. Einfacher geht es nicht.
Jeder Christ muss nur einen Perspektivenwechsel vollziehen: ich tue etwas, damit es die anderen auch tun.
Vielleicht liegt hier der größte Unterschied zum Gesetz des Moses: der Christ tut etwas in Vorleistung, weil er mit Recht erwarten kann, dass der andere es auch tut. Tut der andere es nicht, so ist es dennoch gutgetan, weil es die Feindesliebe beinhaltet.
Das Mosaische Gesetz betreibt im Letzten Besitzstandswahrung, das als Bedingung den staatlichen Schutz benötigt, um die Feinde im Widerspruchsfall zu bezwingen.
Das königliche Gesetz Christi liebt dagegen bedingungslos alle – selbst die Feinde. Es benötigt gerade keinen Staat, weil die Liebe mit Vernunft gewinnen will. Sie will und kann nicht mit Zwang arbeiten, sonst wäre sie keine Liebe.
Das königliche Gesetz der Liebe benötigt also einen König, der ein Reich führt, das nicht von dieser Welt ist.
Jesus Christus, der Gesalbte Gottes, antwortet dem römischen Statthalter Pontius Pilatus: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier.“[83]
Der Sohn Gottes ist also vor der Zerstörung des Tempels gekommen, um die Liebe zu bringen, die staatlichen Zwang nicht benötigt, ja nicht benötigen kann.
Denn die göttliche Liebe gehört allen: Guten und Bösen, Frommen und Gotteslästern, Friedfertigen und Gewalttätern.
Bis heute ist der Jerusalemer Tempel zerstört, nur die Westmauer, die heutige Klagemauer, steht. Der Sohn Gottes kam 40 Jahre vor der Zerstörung, um das Mosaische Gesetz zu erweitern und alle Menschen zu lieben: Punktlandung!
- Jesaja 53,10
- Gerechtigkeit nach dem Sündenfall – Sintflut
Gott spricht zu Kain[84], nachdem dieser seinen Bruder Abel ermordet hat: „Das Blut deines Bruders erhebt seine Stimme und schreit zu mir vom Erdboden.“[85]
Kain hat eine himmelschreiende Sünde begangen, weil er kaltblütig aus niedrigsten Beweggründen, aus reiner Eifersucht, seinen leiblichen Bruder umgebracht hat.
Das Urteil über Kain ist im Wesentlichen das, was Gott über alle Menschen spricht: „Die Erde war vor Gott verdorben, die Erde war voller Gewalttat. Gott sah sich die Erde an und siehe, sie war verdorben; denn alle Wesen aus Fleisch auf der Erde lebten verdorben.“[86]
Der Sündenfall im Paradies und seine schwerwiegenden Folgen sind genau das Thema der Heiligen Schrift: wie geht Gott mit der menschlichen Sünde um? Und wie können wir Menschen mit unserer Sünde umgehen?
Um Gerechtigkeit zu üben, blieb Gott zunächst nur die Möglichkeit, die Menschen zu bestrafen: Blut für Blut heißt – Leben für Leben.
- Der Auszug Israels aus Ägypten: das stellvertretende Opfer
Weil der ägyptische Pharao die Kinder Israel nicht aus der Sklaverei Ägyptens freigeben wollte, strafte ihn Gott mit zehn Plagen[87].
Die letzte der zehn Plagen war die schlimmste: die Tötung aller männlichen Erstgeburten der Ägypter.
Weil die Ägypter so hart für ihre Sünden bestraft wurden, entstand die Frage: und die männliche Erstgeburt der Israeliten – sind Israeliten ohne Sünde?
Und so kam es zum stellvertretenden Opfer: nicht mehr die Menschen sollen sterben, sondern ein anderes Lebewesen – an dessen Stelle.
Es war derselbe Israelit Mose, der die Kinder Israels aus Ägypten führte, der von Gott das Gesetz über den Opferkult empfing.
- Grundsatz im Opferkult
Im dritten Buch Mose im siebtzehnten Kapitel steht der Grundsatz für die Versöhnung mit Gott: „Denn das Leben des Fleisches ist im Blut. Und ich selbst habe es für euch auf den Altar gegeben, um für euer Leben Versöhnung zu erwirken; denn das Blut ist es, das durch Leben Versöhnung erwirkt.“[88]
Der Opferkult, wie Mose es den Israeliten in der Tora überliefert, beruft sich auf diesen Grundsatz: blutige Tieropfer bringen den Kinder Israel die Versöhnung mit Gott für ihre Sünden.
Dies wird dann genauestens in vielen Einzelbestimmungen ausgeführt, so im Heiligkeitsgesetz Lev 19-26.[89]
Es gibt drei Geschehnisse, in denen von einem Menschenopfer die Rede ist, das von einem leiblichen Menschenkind selbst kommt: Abrahams Sohn Isaak, die Tochter Jiftahs und der erstgeborene Sohn eines moabitischen Königs.
- Menschenopfer I: Abrahams Sohn Isaak
Das erste Menschenopfer ist der Sohn Abrahams, Isaak. Isaak war ein erwünschtes Kind, das Abraham im hohen Alter bekam.
Gott spricht zu Abraham: „geh in das Land Morija und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne, als Brandopfer dar“[90]
Die hebräische Wendung für ‚als Brandopfer darbringen‘ lautet: הַעֲלֵ֤הוּ שָׁם֙ לְעֹלָ֔ה .
- Menschenopfer II: Jiftachs Tocher
Das zweite Menschenopfer ist die Tochter Jiftachs[91], von der ihr Vater schwört, sie im Siegesfall „als Brandopfer darbringen.“[92] Wenn also Gott dem streitbaren Anführer den Sieg über die Feinde Israels, die Ammoniter bringt. Auf Hebräisch steht für ‚Brandopfer darbringen‘: הַעֲלִיתִ֖הוּ עֹולָֽה .
- Menschenopfer III: der moabitische Königssohn
Der Grundsatz ‚Blut für Blut‘ gilt nicht nur für jüdische Blut, sondern auch für heidnisches. Im zweiten Königsbuch, im dritten Kapitel, Vers 27, wird geschildert, wie ein moabitischer König den Angriff Israels in letzter Minute abwehrt, indem er seinen eigenen Sohn[93] opfert: „Nun nahm er seinen erstgeborenen Sohn, der nach ihm König werden sollte, und brachte ihn auf der Mauer als Brandopfer dar. Da kam ein gewaltiger Zorn über Israel. Sie zogen von Moab ab und kehrten in ihr Land zurück.“[94]
Im Hebräischen steht für die deutsche Übersetzung von ‚brachte als Brandopfer dar‘: וַיַּעֲלֵ֤הוּ עֹלָה֙ .
- Der Fachausdruck הַעֲלֵ֤הוּשָׁם֙ לְעֹלָ֔ה
Wie wir gesehen haben, steht an allen drei wichtigen Belegstellen der gleiche Fachausdruck: הַעֲלֵ֤הוּ שָׁם֙ לְעֹלָ֔ה . Der Begriff ist der terminus technicus für die Darbringung eines Ganzopfers: holocaustum.
So begegnet dieser terminus technicus z.B. in Leviticus 15,7: אֲשֶׁר־יַעֲלֶ֥ה עֹלָ֖ה .
- Erstgeburt
Gott allein gehört die ganze Schöpfung. Zum Zeichen dafür sind die Erstgeborenen von Besonderheit. Von ihnen heißt es: „Erkläre alle Erstgeburt als mir geheiligt! Alles, was bei den Israeliten den Mutterschoß durchbricht, bei Mensch und Vieh, gehört mir.“[95]
Und bei den drei Belegstellen handelt es sich genau um diese Erstgeburt, die Gott als Opfer annimmt.
- Der Gottesknecht in Jesaja 53,10
Im zehnten Vers des dreiundfünfzigsten Kapitels des Jesaja-Buches heißt es: „Doch der HERR hat Gefallen an dem von Krankheit Zermalmten. Wenn du, Gott, sein Leben als Schuldopfer einsetzt, wird er Nachkommen sehen und lange leben. Was Gott gefällt, wird durch seine Hand gelingen.“
Im Hebräischen steht für die Wendung ‚sein Leben als Schuldopfer einsetzen‘:
אִם־תָּשִׂ֤ים אָשָׁם֙ נַפְשֹׁ֔ו .
Eindeutig ist der genannte Gottesknecht ein lebendiger männlicher Mensch, der von einer Frau geboren wurde: „Der HERR hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt.“ (Jes 49,1b)
- Blut für Blut
Der Grundsatz ‚Blut für Blut‘ zieht sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte. Gott will das Leben, nicht den Tod. Dennoch ist er gerecht: Entweder wird Blut als Sühne geopfert oder ER nimmt Rache, wie z.B. in der Sintflut[96].
Es ist eine Tatsache, dass der Jerusalemer Tempel im Jahre 70 n.Chr. zerstört wurde – und damit die Möglichkeit, Gott mit Opfern zu versöhnen.
Der gleiche Gott, der die Zerstörung Seines Tempels zuließ, ist derjenige, der das Opfer Seines einzigen Sohnes am Kreuz annahm: Jesus Christus, der Gesalbte Gottes, ist derjenige, der „sein Leben als Schuldopfer einsetzt“.
Und Nachkommen sieht ER, weil er auferstanden ist und dadurch lebt: Halleluja!
- Leiden Christi und das Leiden der Menschen
Im Brief des heiligen Paulus an die Galater heißt es: „Denn ich trage die Leidenszeichen Jesu an meinem Leib.“[97]
Hier steht im Griechischen das Wort Stigmata ( στίγματα ): ἐγὼ γὰρ τὰ στίγματα τοῦ Ἰησοῦ ἐν τῷ σώματί μου βαστάζω.
Es geht also um einen Beitrag zum Erlösungsgeschehen, wenn Christen die Malzeichen Jesu Christi, Seine Stigmata, tragen, um ihr Kreuz zu tragen.
Jesus Christus mahnt alle Christen, ihr Kreuz zu tragen: „Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. Wer das Leben findet, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.“[98]
Die katholische Kirche lebt diesen Zusammenhang, indem sie lehrt, dass es möglich ist, die Leiden der Christen mit denen Jesu Christi zu vereinigen. Der heilige Papst Johannes Paul II hat dazu die Enzyklika Salvifici doloris geschrieben.[99]
Ja, im Leiden liegt dann eine heilbringende Kraft, wenn sie mit den Leiden Christi vereinigt werden.
- Abraham
- Biographische Daten
Erzvater Abraham[100] wurde nach jüdischer Zeitrechnung 1996[101] vor Christus in Ur[102] in Chaldäa geboren. Er kam also aus Mesopotamien[103], dem Zweistromland.
Das Zweistromland hat seinen Namen von Euphrat und Tigris: das sind zwei der vier Flüsse, die den Garten Eden bewässerten. Adam und Eva sind dort von Gott geschaffen worden.
Abraham ist also ein klassischer Heide, der alleine durch seine Beschneidung zum Erzvater des Judentums wurde.[104]
Im 5.Mose heißt es von den Juden, seinen Nachfahren: „Mein Vater war ein heimatloser Aramäer. Er zog nach Ägypten, lebte dort als Fremder mit wenigen Leuten und wurde dort zu einem großen, mächtigen und zahlreichen Volk.“ (Dtn 26,5b) Aus der Beschreibung des Moses geht hervor: lange nach seinem Tode erfüllte sich die Verheißung Gottes an Abraham, ein großes Volk zu werden.
Zu seinen Lebzeiten war Abraham heimatlos und ein Fremder, überall, wo er wohnte.
Er wanderte als Aramäer aus und wohnte in Ägypten. Und er musste die Vertreibung seines Neffen Lot[105] aus Sodom miterleben.
Dabei ist es erwähnenswert, dass die Aramäer[106] und Ägypter[107] Todfeinde Israels waren, was sich in verheerenden Kriegen ausdrückte.
- Abrahambund
Gott spricht zum Erzvater Abraham: „Sieh doch zum Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein. Und er glaubte dem HERRN und das rechnete er ihm als Gerechtigkeit an. Er sprach zu ihm: Ich bin der HERR, der dich aus Ur in Chaldäa herausgeführt hat, um dir dieses Land zu eigen zu geben.[…] Deine Nachkommen werden als Fremde in einem Land wohnen, das ihnen nicht gehört. Sie werden dort als Sklaven dienen und man wird sie vierhundert Jahre lang unterdrücken. Aber auch über das Volk, dem sie als Sklaven dienen, werde ich Gericht halten und nachher werden sie mit reicher Habe ausziehen. Du aber wirst in Frieden zu deinen Vätern heimgehen; im glücklichen Alter wirst du begraben werden. Erst die vierte Generation wird hierher zurückkehren“ (Gen 15,5+13-15a)
Gott spricht also prophetische Worte zu Abraham. ER teilt ihm die Volkwerdung in Ägypten mit und den Auszug in das verheißene Land Israel.
- Jesus und Abraham
Jesus nimmt vielfältigen Bezug auf unseren Erzvater Abraham, vielmehr als auf Moses. Zwar kommt das Wort ‚Moses‘ mit 80 Belegstellen häufiger vor als Abraham mit 73. An Moses ist weniger seine geschichtliche Gestalt von Interesse[108] als mehr die Tatsache des Gesetzes Gottes, das an ihn überliefert wurde und deshalb seine Namen trägt.[109]
Im Johannesevangelium spricht ER zu den Juden: „Noch ehe Abraham wurde, bin ich.“[110] Im griechischen Urtext heißt es: πρὶν Ἀβραὰμ γενέσθαι ἐγὼ εἰμί.
Damit ist alles gesagt: der Sohn des Einen lebte vor demjenigen, der nach ihm kam und aus dessen Samen er dennoch kam.
Das Matthäusevangelium beginnt mit der Feststellung, dass Jesus Christus ein Sohn Abrahams ist.[111] Und drei Kapitel weiter bekennt Johannes der Täufer im Stile einer Bußpredigt: „und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken.“[112]
Im Griechischen steht hier: καὶ μὴ δόξητε λέγειν ἐν ἑαυτοῖς· πατέρα ἔχομεν τὸν Ἀβραάμ. λέγω γὰρ ὑμῖν ὅτι δύναται ὁ θεὸς ἐκ τῶν λίθων τούτων ἐγεῖραι τέκνα τῷ Ἀβραάμ. .
Das Wort für Stein ( λίθων ) begegnet uns in zweifacher Weise später in zwei markanten Drohworten wieder.
Einmal heißt es beim Einzug in Jerusalem: „Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.“[113]
Im Griechischen steht dort: λέγω ὑμῖν, ἐὰν οὗτοι σιωπήσουσιν, οἱ λίθοι κράξουσιν.
Und dann geht es um den berühmten Eckstein, den die Bauleute verworfen haben: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden“[114].
Im Griechischen lautet es: λίθον ὃν ἀπεδοκίμασαν οἱ οἰκοδομοῦντες,
οὗτος ἐγενήθη εἰς κεφαλὴν γωνίας .
Die Stein-Metaphorik ist überdeutlich: Gott kann einen unbeschnittenen Heiden aus Ur in Chaldäa führen, um ihn zum Erzvater eines großen Volkes zu machen, den Israeliten.
Und Gott kann einen Sohn Abrahams, Jesus Christus, zu einem größeren Volk machen, wenn ER zum Stein geworden ist, „den die Bauleute verworfen haben“.
Es reizte die damaligen Juden bis auf das Blut daran erinnert zu werden, dass es Gott ist, der beruft und Gott ist, der verwirft.
- Die Zerstörung Jerusalems
Jesus hat im Gleichnis ‚Von den Winzern‘ den eben erwähnten verworfenen Eckstein auf sich selbst gedeutet und prophetisch die Zerstörung Jerusalems vorhergesagt: „Als die Winzer den Sohn sahen, überlegten sie und sagten zueinander: Das ist der Erbe; wir wollen ihn umbringen, damit das Erbe uns gehört. Und sie warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um. Was wird nun der Herr des Weinbergs mit ihnen tun? Er wird kommen und diese Winzer vernichten und den Weinberg anderen geben.“[115]
Ja, Jesus prophezeit, dass vom Jerusalemer Tempel kein Stein mehr auf dem anderen bleiben wird: sie „werden keinen Stein in dir auf dem andern lassen“ (Lk 19,44b).
Im Griechischen heißt dies: καὶ οὐκ ἀφήσουσιν λίθον ἐπὶ λίθον ἐν σοί .
- Abraham und Jesus
Die Radikalität mit welcher Jesus den damaligen Juden vor Augen führt, woher ihre Wurzeln stammen, nämlich von einem unbeschnittenen Chaldäer, einem Heiden also, ist atemberaubend provokativ.
Und noch atemberaubender ist, wenn wir uns vor Augen führen, dass Jesus Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, nichts weniger vorhersagt, als die Zertrümmerung nicht nur des israelischen Staatwesens, das de facto schon durch die Römer nicht mehr bestand.
Nein, noch erstaunlicher ist die Prophetie der Zerstörung des Jerusalemer Tempelkultes: es wird buchstäblich kein Stein auf dem anderen bleiben.
Und damit wiederum bleibt nichts vom Mosaischen Gesetz über die Versöhnung Gottes mit den Menschen übrig.
Die Zeit der Steine, des Jerusalemer Tempel, ist vorbei, es kommt wiederum die Zeit der Zelte, derjenigen des wandernden Gottesvolkes auf der Pilgerschaft zu Gott – wie Abraham.
- Maria
- Maria und Jesus?
Das Wort ‚Evangelium‘ heißt auf Deutsch: Frohe Botschaft. Die gibt es, weil es den Sohn Mariens gibt, Jesus Christus, der zugleich Sohn Gottes ist.
Und der wiederum hat zur Berufung, der Heiland der Welt zu sein, weil ER die Menschen von ihren Sünden befreit hat.
Und Maria?
- Magnificat: die Prophetie im Lobgesang Mariens
Inwieweit das Magnificat von Maria selbst stammt, braucht an dieser Stelle nicht behandelt zu werden.
Auffällig ist zweierlei: es spielt an Gottesnamen an, die Erzvater Abraham offenbart worden sind.[116] Und es spricht davon, dass es eine immerwährende Marienverehrung geben wird.
Maria spricht: „Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.“ (Lk 1,48b). Auf Griechisch steht dort: ἰδοὺ γὰρ ἀπὸ τοῦ νῦν μακαριοῦσίν με πᾶσαι αἱ γενεαί .[117]
Woher nimmt Maria diese verwegene Aussage?
- Maria in den Evangelien
Es wird nur wenig von Maria, der Gottesmutter, berichtet. Das Interesse an ihr tritt auffällig zurück, es geht ja schließlich um Gott, nämlich um den Sohn Gottes, ihren Sohn: Jesus Christus.
Das Meiste über Maria erfahren wir beim Evangelisten Lukas in den ersten beiden Kapiteln seines gleichnamigen Evangeliums.
Sie ist noch nicht einmal ordentlich verheiratet, sondern nur verlobt, was ungefähr das Gleiche ist, mit Josef.
Ihr Kind Jesus kommt in einer Krippe zur Welt, in der Gegend von Bethlehem. Es sind Schafshirten, die als erste von der Geburt Jesu erfahren.
Maria ist keine Unbekannte in den frommen Kreisen rund um den Tempel: Elisabeth ist ihre Base, deren Ehemann ein levitischer Priester ist. Bei der Darstellung Jesu, um das vorgeschriebene Opfer im Jerusalemer Tempel darzubringen, gibt es weitere jüdische Fromme, die sich über Jesus freuen, die namentlich genannt werden. Ende.
Die zärtlichen Muttergefühle Mariens werden von ihrem Sohn barsch zurückgewiesen. Schon der Zwölfjährige[118] spricht zu seiner verzweifelten Mutter im Tempel: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ (Lk 2,49)
Nett klingt irgendwie anders.
Als wollte Jesus einer zu schnellen Verehrung Seiner Mutter einen Riegel vorschieben, weist er die Verehrung seiner Mutter harsch zurück: „Selig, der Schoß, der dich getragen, und die Brust, die dich gestillt hat! Er aber erwiderte: Ja, selig sind vielmehr, die das Wort Gottes hören und es befolgen.“ (Lk 11,27b.28)
Natürlich lassen sich beide Zurückweisungen erklären: der zwölfjährige Jesus im Tempel beginnt zu tun, was Seines Amtes ist – und den Eltern gehorsam zu sein, widerspricht dem nicht.
Und natürlich ist es geistlich gesehen wichtiger, das Wort Gottes zu hören und es zu befolgen, als ein Kleinkind aufzuziehen.
Eines allerdings können wir den Worten Jesu entnehmen: Gott gilt die Ehre – nicht den Menschen. Und Maria ist ein Mensch.
- Die Frau in der Offenbarung des Johannes
Und was für ein Mensch. DIE Frau schlechthin. Die Frau, die das ausgleicht, was Eva verbockt hat.
Der Lieblingsjünger Johannes spricht von der Muttergottes, die ihm Ihr Sohn unter dem Kreuz anvertraut hat[119], von Maria als DER apokalyptischen Frau schlechthin: „Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Sie war schwanger und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen. Ein anderes Zeichen erschien am Himmel und siehe, ein Drache, groß und feuerrot, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen. Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne vom Himmel und warf sie auf die Erde herab. Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte; er wollte ihr Kind verschlingen, sobald es geboren war. Und sie gebar ein Kind, einen Sohn, der alle Völker mit eisernem Zepter weiden wird. Und ihr Kind wurde zu Gott und zu seinem Thron entrückt. […] Als der Drache erkannte, dass er auf die Erde gestürzt war, verfolgte er die Frau, die den Sohn geboren hatte. Aber der Frau wurden die beiden Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste an ihren Ort fliegen konnte. Dort wird sie eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit lang ernährt, fern vom Angesicht der Schlange. Die Schlange spie einen Strom von Wasser aus ihrem Rachen hinter der Frau her, damit sie von den Fluten fortgerissen werde. Aber die Erde kam der Frau zu Hilfe; sie öffnete ihren Mund und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Rachen gespien hatte. Da geriet der Drache in Zorn über die Frau und er ging fort, um Krieg zu führen mit ihren übrigen Nachkommen, die die Gebote Gottes bewahren und an dem Zeugnis für Jesus festhalten. Und der Drache trat an den Strand des Meeres.“ (Off 12,1-5+13-18)
Eines ist klar: DIESE Frau lebt und handelt und kämpft, denn sie ist der Beistand aller, „die die Gebote Gottes bewahren und an dem Zeugnis für Jesus festhalten.“
Diese Schilderung des Kampfes zwischen DER Frau und dem teuflischen Drachen ist atemberaubend, denn sie geht bis heute!
- Bescheidene Anfänge der Marienerscheinungen bis Guadalupe
Das Buch von Hierzenberger und Nedomansky zählt für die ersten tausenddreihundert Jahre gerade einmal 126 Personen auf, denen Maria erschien.[120]
Das klingt nicht nach einem Selbstläufer. Und ein Schneeballeffekt ist hier nicht zu erkennen. Es ist bei der Marienverehrung gerade nicht so, wie es mit der Verehrung ihres Sohnes ist.
In der Liturgie der katholischen Messe wird Maria nur gelegentlich erwähnt, im Wesentlichen nur in den Fürbitten.
Und dann kommt der kosmische Impakt: Maria erscheint einem getauften Indio in Guadalupe, einem Stadtviertel von Mexiko-Stadt, im Jahre 1531.[121]
Bis zu diesem Zeitpunkt war die spanische Eroberung Mexikos zwar erfolgreich, aber die aztekischen Ureinwohner bekehrten sich nicht.
Als Maria dem Azteken Juan Diego[122] das berühmte Gnadenbild schenkte (siehe mein Foto), kam es zur entscheidenden Wende. Wikipedia schreibt: „Nach der Erscheinung der Mutter Gottes vor Juan Diego – der mit seiner Familie schon zuvor Jesus Christus als Heiland angenommen hatte – und in Anbetracht des wundersam entstandenen Gnadenbildes bekehrten sich innerhalb weniger Jahre Millionen Indios zum Christentum.“[123]
Guadalupe ist der größte Marienwallfahrtsort der Welt geworden mit jährlich zwanzig Millionen Pilgern.[124]
- Fazit
Es ist vernünftig nicht zu erklären, wie eine Mutter, die im meist verkauften Buch der Welt[125] mit wenigen Notizen biographisch erwähnt wird, ihre größte Verehrung nach fünfzehnhundert Jahren erfährt. Es muss sich um eine echte Prophetie handeln, denn es gibt hier keine natürliche Steigerung der Beliebtheit wie in einem Schneeballsystem.
- Die katholische Kirche – älteste Institution der Welt
- Vorbemerkung
Die katholische Weltkirche bestand 2019 aus 1,34 Milliarden Getauften – so viele Mitglieder wie keine andere Institution der Welt.[126]
Und sie ist seit zweitausend Jahren immer die gleiche geblieben, weil sie an den Worten Jesu Christi, ihres Herrn, festgehalten hat.
- Die apostolische Grundstruktur
Der heilige Völkerapostel Paulus schreibt in seinem ersten Brief an die Korinther im zwölften Kapitel: „So hat Gott in der Kirche die einen erstens als Apostel eingesetzt, zweitens als Propheten, drittens als Lehrer; ferner verlieh er die Kraft, Machttaten zu wirken, sodann die Gaben, Krankheiten zu heilen, zu helfen, zu leiten“[127].
Es ist derselbe Paulus, der in seinem ersten Brief an seinen geistlichen Sohn Timotheus die apostolische Grundstruktur so beschreibt: erstens gibt es Diakone ( Διακόνους )[128], dann Älteste ( πρεσβύτεροι )[129] und schließlich Bischöfe ( ἐπισκοπῆς )[130].
Die drei Weihegrade sind also schon von Paulus in einem Brief erwähnt worden.[131]
Das Diakonat entstand schon frühzeitig. Mein Namensvetter Stephanus war der Erste der Diakonen, die für die Fürsorge von Witwen und Armen zuständig waren.[132]
Das Wort für Älteste, Presbyter, ist genau das Gleiche für Priester.
Und der Aufseher, Episkopus, ist der heutige Bischof.
- Das berühmte Kriterium des Vinzenz von Lérins
In seinem Commonitorium schreibt der Mönch Vinzens von Lérins[133]: „das ist nämlich wahrhaft und eigentlich katholisch“, „was überall, was immer, was von allen geglaubt wurde“[134].
Auf Latein heißt dies: quod ubique, quod semper, quod ab omnibus creditum est.[135]
- Mit sich selbst identisch seit zweitausend Jahren
Es gibt keine andere Institution der Welt, die seit zweitausend Jahren vorhanden ist und eindeutig klar mit sich selbst identisch ist – ohne jede Veränderung.
Nur durch Gottes ewige Vorsehung ist das möglich.
- Die Weisheit Gottes – warum der Materialismus nicht möglich ist
- Für den Materialismus ist Gott eine Illusion
Der Materialismus behauptet, Gott wäre ein Hirngespinst des Wunschdenkens.
Ludwig Feuerbach, auf den sich Karl Marx in seinen gleichnamigen Thesen[136] beruft, schreibt: „Die Religion ist der Traum des menschlichen Geistes.“[137]
Genau in die gleiche Kerbe schlägt der große Tiefenpsychologe Sigmund Freud. Die christlichen Lehrsätze „sind nicht Niederschläge der Erfahrung oder Endresultate des Denkens, es sind Illusionen, Erfüllungen der ältesten, stärksten dringendsten Wünsche der Menschheit; das Geheimnis ihrer Stärke ist die Stärke dieser Wünsche.“[138]
- Worte predigen statt Wunder wirken oder Weisheit drechseln
Paulus schreibt in seinem ersten Brief an die Korinther: „Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft. […] Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, beschloss Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten. Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“ (I Kor 1,18. 21-24)
Gott will also in Jesus Christus retten – „durch die Torheit der Verkündigung“ (διὰ τῆς μωρίας τοῦ κηρύγματος).
Gott geht in Jesus Christus nicht den jüdischen Weg, sich mit Machttaten zu erweisen (σημεῖα αἰτοῦσιν).
Und Gott geht in Jesus Christus nicht den griechischen Weg, sich mit Weisheit zu beweisen (σοφίαν ζητοῦσιν).
Nein, der gekreuzigte Christus ist „für die Berufenen“ (αὐτοῖς δὲ τοῖς κλητοῖς). Es muss eine Berufung zum Glauben geben.
Gott zeigt sich also individuell in jedem Einzelnen selbst: nicht die Masse, die Wunder staunend zur Kenntnis nimmt, erfährt Gott.
Und nicht die Masse, die Weisheitslehre studieren darf, findet zu Gott. Nein, es ist die Torheit von gepredigten Worten, „das Wort vom Kreuz“ ( Ὁ λόγος γὰρ ὁ τοῦ σταυροῦ ).
- Der Inhalt des Kreuzeswortes
Der Inhalt des Kreuzeswortes lautet so einfach wie das Evangelium.
Jesus Christus ist am Kreuz geopfert worden „als unser Paschalamm“ (I Kor 5,7b: τὸ πάσχα ἡμῶν); in dem Blut Jesu sind die Christen „reingewaschen“ (I Kor 6,11b) – rein gewaschen von der Sünde durch die Taufe!
Wer nicht reingewaschen ist, der muss sich fragen lassen: „Wisst ihr denn nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden?“ (I Kor 6,9a)
Die Predigt vom Kreuz schenkt also die Weisheit Gottes, weil sie uns Sünder über uns selbst belehrt.
Wir denken nur an uns selbst, nicht an Gott und seine Gebote. Weil dies so ist, sündigen wir. Der Heilsweg in Christus ist also unbedingt ein innerer Weg, kein äußerer.
Wir müssen uns durch das „Wort vom Kreuz“ innerlich überführen lassen, um unsere eigene Sünde zu verstehen.
Jesus ist ja gerade auf Golgatha rein äußerlich zunichte gemacht worden. Zwar ist ER auferstanden, aber nicht, um in einem Schauwunder zu beeindrucken, sondern weil Sein Vater im Himmel Sein Kreuzesopfer annahm.
Machttaten und Weisheit helfen uns hier gar nicht, sondern allein die innere Umkehr. Wir sollen also nicht nach Gottes Machttaten und Weisheit Ausschau halten, sondern uns bekehren: nicht äußerlich immer mehr zu Gott, sondern die Sünde auskehren.
Es ist etwas in uns, was nicht gut ist: die Sünde, die uns von Gott trennt.
- Die Sünde schließt vom Reich Gottes aus
Paulus warnt vor der Sünde, die darin besteht, den Willen Gottes nicht zu tun. Er warnt die Korinther mit deutlichen Worten: „Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Lustknaben, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habgierige, keine Trinker, keine Lästerer, keine Räuber werden das Reich Gottes erben.“ (I Kor 6,9b-10).
Es nützen also weder den Juden noch den Griechen sowohl Machttaten als auch Weisheit, wenn sie nicht auf den Anruf Gottes im „Wort vom Kreuz“ hören.
Nicht Äußeres rettet, sondern die Umkehr zu Gott durch die Abkehr von der Sünde.
- Die guten Früchte in Christus
Mit Gott ist also gerade kein Staat zu machen, denn das schon genannte „Reich Gottes“ (βασιλείαν θεοῦ) ist rein inwendig und zeigt sich allein durch die guten Taten, die in Liebe gewirkt sind, wie es Paulus im Galaterbrief so schön auf den Punkt bringt: „Denn in Christus Jesus vermag weder die Beschneidung noch die Unbeschnittenheit etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirkt.“ (Gal 5,6: ἐν γὰρ Χριστῷ Ἰησοῦ οὔτε περιτομή τι ἰσχύει οὔτε ἀκροβυστία ἀλλὰ πίστις δι’ ἀγάπης ἐνεργουμένη. )
Auf Latein heißen die bekannten Worte an die Christen Galatiens: fides caritate formata – Glaube, der durch die Liebe Gestalt gewinnt, denn ohne die Liebe, so lehrt uns Paulus im genannten Brief an die Korinther, „wäre ich nichts.“ (I Kor 13,2c: οὐθέν εἰμι )
Wir Christen müssen sozusagen Gott beweisen, dass wir Seines Sohnes würdig sind: Gott dreht also die Beweislast einfach um, denn wer nicht umkehrt und Buße tut, der verwirft ja „das Wort vom Kreuz“.
Und einen Weisen ( σοφός ) braucht es, wenn es nämlich um die Unterscheidung von gerechtem Verteilen zwischen Christ und Christ geht: „Ich sage das, damit ihr euch schämt. Gibt es denn unter euch wirklich keinen, der über die Weisheit verfügt, zwischen Brüdern zu entscheiden?“ (I Kor 6,5b)
Denn die Christen werden einmal die Engel richten (vgl. I Kor 6,3).
- Die schlechten Früchte
Weil die Macht der Sünde, wie im Korintherbrief gesehen, weiterhin vorhanden ist, können die Christen niemals wissen, wer in ihnen Sieger bleibt: Satan oder Christus.
Denn das Reich Gottes gehört nicht ihnen, sondern Gott, dessen Willen sie erfüllen sollen: „Wisst ihr denn nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Lustknaben, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habgierige, keine Trinker, keine Lästerer, keine Räuber werden das Reich Gottes erben.“ (I Kor 6,9f)
Wer also von Christus in der Taufe reingewaschen wurde, ist noch nicht derjenige, der einmal mit Christus weise ist und über die Engel richten wird.
Nein, wer nicht den Willen Gottes erfüllt, der bezeugt, ein Nicht-Weiser zu sein.
Paulus mahnt die Korinther, weise zu werden vor Gott: „Keiner täusche sich selbst. Wenn einer unter euch meint, er sei weise in dieser Welt, dann werde er töricht, um weise zu werden. Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott. In der Schrift steht nämlich: Er fängt die Weisen in ihrer eigenen List.“ (I Kor 3,18f)
Denn die Weisheit der Welt (σοφία τοῦ κόσμου) ist reine Selbstliebe, die an Gott nicht mehr denkt und Gottes Willen nicht mehr tun möchte.
Die Weisheit der Welt ist deshalb Sünde und Torheit vor Gott.
- Das Wort vom Kreuz ist die doppelte Verborgenheit Gottes
Zum einen verbirgt sich Gott, weil Er die Umkehr und Buße des Sünders will; Er erweist sich gerade darum nicht, weil Seine Weisheit ganz anders geartet ist, denn Sie ist Liebe. Er zeigt sich nur in den guten Früchten der Christen, nicht vorher.
Zum anderen verbirgt sich Gott, weil Er nicht bei denen bleiben wird, die den Willen Gottes nicht erfüllen wollen. Trotz eventuell guter Werke kann das Endurteil im Gericht Gottes negativ sein. Wir haben Gott nicht in der Gnade Christi, sondern haben den Willen Gottes zur Aufgabe.
- Fazit
Der Materialismus, der Gott als reines Hirngespinst des Menschen erklären will, ist durch die Verborgenheit Gottes selbst ad absurdum geführt.
Zum einen ist es Gott, der die Christen erwählt, Sein „Wort vom Kreuz“ anzunehmen, um Buße zu tun und umzukehren.
Zum anderen ist es Gott, der die erwählten Christen am Ende der Zeit richten wird, ob sie den Willen Gottes erfühlt und gute Früchte gebracht haben; andernfalls droht ihnen die ewige Verdammnis.
- Logik und Weisheit – Zeit und Ewigkeit
- Gödels Unvollständigkeitssatz
Es war der Mathematiker Kurt Gödel[139], der 1931 die Unvollständigkeit[140] von formal logischen Systemen erkannte und darüber in seinem berühmten Aufsatz ‚Über formal unentscheidbare Sätze der Principia mathematica und verwandter Systeme I‘ feststellte: „Es liegt daher die Vermutung nahe, daß diese Axiome und Schlußregeln dazu ausreichen, alle mathematischen Fragen, die sich in den betreffenden Systemen überhaupt formal ausdrücken lassen, auch zu entscheiden. Im folgenden wird gezeigt, daß dies nicht der Fall ist, sondern daß es […] sogar relativ einfache Probleme aus der Theorie der gewöhnlichen ganzen Zahlen gibt, die sich aus den Axiomen nicht entscheiden lassen.“[141]
Genau genommen gilt dies schon für die Klasse natürlicher Zahlen K, die Gödel bildet: dabei geht es um die mathematische Intuition der natürlichen Zahlen: jeder erkennt intuitiv, was natürliche Zahlen sind.
Natürliche Zahlen werden in der Addition genutzt: 1, 2, 3, 4 etc.[142]
Ist also ganz einfach möglich, die intuitiv gebildete Klasse der natürlichen Zahlen in der formalen Logik auszudrücken: n € K = Bew [R (n); n]
Es zeigt sich nun, dass eine beliebige natürliche Zahl q zwar intuitiv gesehen Teil der Klasse der natürlichen Zahlen K ist, aber der Beweis im formalen System PM ist nicht erbracht.
Gödel schließt daraus: „Es läßt sich überhaupt jede epistomologische Antinomie zu einem derartigen Unentscheidbarkeitsbeweis verwenden.“[143]
Gödel selbst nennt die „Antinomie Richard“ und den „‘Lügner‘“[144].
Über die Erweiterung des Systems lässt sich der unentscheidbare Satz dennoch entscheiden. Gödel stellt fest: „Der im System PM unentscheidbare Satz wurde also durch metamathematische Überlegungen doch entschieden.“[145]
- Intuition und Zeichen
Es ist dabei sicher höchst einfach, den Unvollständigkeitssatz von Kurt Gödel von der mathematischen formalen Logik auf die philosophische Logik zu übertragen[146].
Und noch einfacher ist es, ihn auf die Grundschwierigkeit jedes Zeichen-Systems, also auf Zeichen wie Worte, Zahlen etc. herunterzubrechen.
Ein Zeichen ist nur dann ein Zeichen, wenn es etwas Anderes bedeutet, als es selbst ist.[147] Das Wort ‚Eins‘ soll ein sprachlicher Ausdruck für die Zahl ‚1‘ sein. Zufällig ist das Wort ‚Eins‘ ein einzelnes Wort.
Wenn ich als Sender mich zeichenhaft ausdrücke, dann verstehe ich selbst intuitiv, was ich meine. Der Empfänger meines Zeichens kann allerdings daraus nicht eineindeutig verstehen, was ich meine.
Das Zeichen verweist auf etwas Anderes als es selbst, aber es ist selbst etwas, das so definiert werden muss. Das meint Gödel mit Beweis bzw. Definition.
So ist die Definition der Speisekarte selbst etwas, das definiert werden muss. Die Definition der Definition der Speisekarte wiederum ist damit nicht gegeben. Das führt zu unendlicher Klassenbildung, die nur möglich ist, wenn beide – Sender und Empfänger – die gleiche Intuition teilen.
Eigentlich müssen Sender und Empfänger die gleiche Intuition teilen, aber sie wissen es nicht, denn der Empfänger kann ja nicht die Intuition des Senders sehen, er kann sie nur mit Hilfe von Beweisen nachvollziehen.
- Halte-Problem und Glaube
Dem Grundsatz nach ist jedes Zeichensystem unendlich unvollständig, weil immer der n-Beweis letztlich fehlen muss.
Es ist letztlich die Entscheidung des Empfängers, ob er dem System S des Senders über den Weg traut und sozusagen das Gespräch abbricht, indem er der Intuition des Senders vertraut.
Oder um es in der Sprache des christlichen Glaubens zu sagen: wir glauben der Liebe Gottes, wenn wir der christlichen Lehre vertrauen.
Die Zeichen erläutern die Voraussetzungen (Prämissen) meiner Gedanken, die wiederum vor meinen Zeichen liegen.
Wer meine zeichenhaft ausgedrückten Gedanken teilt, teilt meine Prämissen.
- Glauben und Wahrheit
Eigenartig ist, dass es nur möglich ist, einem unvollständigen System S zu vertrauen, wenn wir überhaupt Vertrauen haben. Wenn der Empfänger kein Vertrauen zum System S findet, bleibt er im unendlichen Rückfragen stecken: im progressus in infinitum.
Denn nur in der Wahrheit, macht ein System S Sinn. Und nur dann macht Vertrauen Sinn.
- Raumzeit und Ewigkeit
Wenn es stimmt, dass unsere Vernunft Aussagen mit ‚wahr‘ oder ‚falsch‘ bewertet, dann stimmt es auch, dass die Raumzeit, in der geurteilt wird, getragen sein müssen, von etwas, das über die Raumzeit hinausgeht: etwas über sie Hinausweisendes und Ewiges.
Denn jede Aussage gleicht einem Punkt, also einem Einzelding, das dadurch im Widerspruch zum Kontinuum steht.
Denn jede Entscheidung ist braucht einen Zeitpunkt in der Raumzeit, von dem wiederum auf das Bisherige geschaut werden kann.
Ein Zusammenhängendes (Kontinuum) kann also der Raumzeit nicht unterworfen sein.
- Fazit
Einfachste philosophische Überlegungen lassen uns unsere Grenzen erfahren und geben der christlichen Weisheit, wonach alle Erkenntnis Stückwerk ist, Recht, wie es der heilige Völkerapostel Paulus schreibt: „Stückwerk ist unser Erkennen“ (I Kor 13,9a: ἐκ μέρους γὰρ γινώσκομεν ).
Und es muss im Menschen etwas angenommen, das über die Raumzeit hinausgeht: die ewige Seele.
- Credo ut intelligam
- Liebe ist mehr als Romantik
Das Wort für Liebe hat viele Bedeutungen: von der Zuneigung von Verliebten über die eheliche Erotik bis zur Freundschaft zwischen den Menschen.
Es scheint aufgrund dieser Vieldeutigkeit ungeeignet zu sein, für ernsthafte Erörterungen. Doch das ist weit gefehlt.
- Das Wesen der Liebe
Thomas von Aquin zitiert in seiner Summa theologiae (II, 26, 4) den heidnischen Philosophen Aristoteles, der in seiner Rhetorik feststellt: lieben heißt „sie wollen uns Gutes tun“[148].
Ein anderem „Gutes tun“ zu wollen, ist ein Anspruch, den ein jeder Mensch an den anderen hat und der genau besehen vielgestaltig ist.
Meistens wird die Liebe als reine Romantik gesehen. Philosophisch bedeutet sie mehr, nämlich dem anderen gerecht zu werden.
Dem anderen „Gutes tun“, heißt ihn verstehen zu wollen.
- Halte-Problem
Da alle logischen Systeme notwendig unvollständig sind, wie es uns der Gödelsche Unvollständigkeitssatz[149] lehrt und wir im achten Gottesbeweis gesehen haben[150], kommt es immer wieder zu unvermeidbaren Missverständnissen.
Zum einen muss der Sender der Zeichen sein Zeichen-System ständig nachbessern, was zu einem unendlichen Fortschritt der Klassenbildung führen muss: progressus in infinitum.
Zum anderen muss der Empfänger der Zeichen das Zeichen-System des Empfängers beständig in Frage stellen. Ja, noch schlimmer: der Empfänger des Zeichen-Systems des Senders muss selbst wiederum zum Sender werden, denn seine Nachfragen geschehen selbst in Zeichen; es geschieht also ein unendlicher Rückgriff auf die Zeichen-Systeme des jeweils anderen: regressus ad infinitum.
Dieses an und für sich mühevolle Unterfangen, unvollständige Zeichen-Systeme verstehen zu wollen, ist in dieser Raumzeit unvermeidlich, denn es ist systemimmanent notwendig.
Und es ist tatsächlich nicht nur mühevoll, sondern systemimmanent unmöglich!
Hier brauchen wir tatsächlich den Geist Gottes, um verstehen zu können, denn ohne Erleuchtung, wie der andere zu verstehen ist, geht es nicht: wir brauchen die barmherzige Liebe Gottes, um aus den Wirrnissen des Lebens hinauszufinden.
- Bewegung
Die Aussagen in logischen Systemen sind nur möglich, wenn ein Zustand (Status) festgestellt werden kann: es geht um Ist-Aussagen.
Aussagen über Gegenstände, die sich verändern, müssen angepasst werden.
Dabei gibt es eben das Grundsatzproblem der Bewegung, bei welcher eine Ist-Aussage grundsätzlich nicht möglich ist.
Das Zenonsche Paradox der Bewegung, das besagt, einfach umschrieben, dass das Bewegte sich nicht bewegt, dort, wo es ist und dort, wo es nicht ist.
Wikipedia fasst zusammen: „Im Pfeil-Paradoxon denkt Zenon von Elea über die Wirklichkeit von Bewegung nach. Zenon sagt, ein fliegender Pfeil nehme in jedem Moment seiner Flugbahn einen bestimmten, exakt umrissenen Ort ein. An einem exakt umrissenen Ort befinde sich der Pfeil in Ruhe, denn an einem Ort könne er sich nicht bewegen.“[151]
Anders gesagt: wir wissen mittels unserer Intuition, was ‚Bewegung‘ ist. Mit Hilfe eines Zeichen-Systems können wir das sichtbare Phänomen der Bewegung gerade nicht ausdrücken. Noch nicht einmal annähernd.
Wir sagen ja gerade eine Nicht-Bewegung aus, wenn wir sagen, etwas sei an einem Ort und etwas sei nicht an einem Ort. Was an einem Ort ist, bewegt sich ja nicht. Und was an keinem Ort ist, ebenfalls nicht.
- Erleuchtung und das Bewegungs-Paradox
Wenn unser Gesprächspartner also meint, etwas bewege sich, drückt aber aus, es bewege sich weder an dem Ort, an dem es ist, noch an dem Ort, an dem es nicht ist, so muss unser eigenes intuitives Wissen, wonach Bewegung vorhanden ist, nämlich in unserer Vernunft, dem anderen aufhelfen.
Wir benötigen hier göttliche Erleuchtung, um den anderen verstehen zu können, gerade dann, wenn wir ihn nicht verstehen, genauer wir brauchen die göttliche Erbarmung Gottes, indem ER sich liebend zu uns herabbeugt.
- Fazit
Die wunderbare Formulierung des heiligen Anselm von Canterbury credo ut intelligam trifft den Kern der philosophischen Probleme: wir brauchen göttliche Erleuchtung, um verstehen zu können.
- Kirche ist das Sakrament der Einheit der Menschheit
- 1 Schatten zeugt vom Licht
Logisches Denken schließt von der Wirkung auf die Ursache.
So kann derjenige, der nur den Schatten eines Gegenstandes sieht, auf etwas folgern, das Licht sein muss.
- Wo Liebe ist, wird die Sünde aufgedeckt
Aristoteles schreibt in seiner ‚Rhetorik‘, dass die Liebe „Gutes tun“[152] will.
Weil Gott der Schöpfer ist, liebt Er alle seine Geschöpfe. Gott muss die Liebe sein, weil Er alle liebt.
Gäbe es den Sündenfall nicht, so gäbe es keinen Hass. Weil es die Sünde gibt, so deckt die Liebe die Werke der Sünde, das Böse, auf.
Der Evangelist Johannes schreibt: „Denn darin besteht das Gericht: Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse.“(Joh 3,19)
Auf Griechisch lautet der Satz: αὕτη δέ ἐστιν ἡ κρίσις ὅτι τὸ φῶς ἐλήλυθεν εἰς τὸν κόσμον καὶ ἠγάπησαν οἱ ἄνθρωποι μᾶλλον τὸ σκότος ἢ τὸ φῶς· ἦν γὰρ αὐτῶν πονηρὰ τὰ ἔργα.
- Die Kirche ist der Leib Christi
Dieser Satz des Johannes bezieht sich auf das irdische Leben Jesu Christi, den Sohn des lebendigen Gottes.
Und Jesus prophezeite seinen Jüngern: „Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen“(Joh 14,12b).
Auf Griechisch heißt dies: ὁ πιστεύων εἰς ἐμὲ τὰ ἔργα ἃ ἐγὼ ποιῶ κἀκεῖνος ποιήσει .
- Die Kirche ist das Sakrament der Einheit der Welt
Weil die Kirche der Leib Christi ist, lieben die Christen alle Menschen: die Guten und die Schlechten, denn alle Menschen sind Geschöpfe Christi.
Jesus Christus lehrt uns in seiner wunderbaren Bergpredigt: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen“(Mt 5,44: ἀγαπᾶτε τοὺς ἐχθροὺς ὑμῶν καὶ προσεύχεσθε ὑπὲρ τῶν διωκόντων ὑμᾶς).
Seinen Feind zu lieben ist die mit Abstand größte Liebe: statt Liebe finden wir Hass, statt Dankbarkeit den Tod.
Alle katholischen Märtyrer bezeugen mit ihrem Blut, dass Sein Blut in ihnen ist, denn die Feindesliebe ist konsequent nur in der Kraft Jesu Christi möglich.
So sind die Werke der Christen größer als diejenigen, die jeder andere Mensch tut.
- Die Liebe ist das Grundgesetz der Einheit
Die katholische Kirche lehrt im Zweiten Vatikanischen Konzil: „die Kirche in Christus [ist] gleichsam das Sakrament bzw. Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott und für die Einheit des ganzen Menschengeschlechts“[153](Lumen gentium 1,1: sacramentum unitatis).
Denn nur die Kirche Christi lehrt die Völker, dass alle Menschen Brüder sind, weil nur die Kirche Christi lehrt, dass alle Menschen von Gott abstammen.
Denn nur die Kirche Christi lehrt die Wahrheit, dass jeder Hass überwunden werden muss, weil alle Menschen Brüder sind.
Nur die Liebe lässt uns in der Wahrheit der Bruderliebe leben, weil wir mit dem Sohn Gottes, Jesus Christus, den Hass nicht in Worten, sondern in Taten überwinden.
- Fazit
Deshalb ist die Kirche Christi auf Erden unbesiegbar, weil in ihr Christus wirkt, denn die ewige Sonne Jesu gibt ihr die Herzenswärme, die sie beständig braucht, um die Sünde des Hasses zu überwinden.
So ist die Kirche Christi selbst ein beständiger Gottesbeweis, denn sie wirkt die Werke, die Jesus Christus selbst wirkte.
Sie tut, was Jesus so ausdrückte: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“(Joh 15,13: μείζονα ταύτης ἀγάπην οὐδεὶς ἔχει, ἵνα τις τὴν ψυχὴν αὐτοῦ θῇ ὑπὲρ τῶν φίλων αὐτοῦ. )
Der Samen der Kirche ist das Blut der Märtyrer: semen est sanguis christianorum.[154]
- Warum wir die Königsherrschaft Christi brauchen
- Vorbemerkung
Am letzten Sonntag, den 8.Mai 2022, habe ich wieder einmal gute Taten vollbracht und fünf Einkaufswagen ihrem Eigentümer zurückgebracht: zwei von ‚Lidl‘, zwei von ‚Hit‘ und einer von ‚Edeka‘. Dieses Jahr sind es schon 25, die ich zurückgebracht habe (siehe Titelfoto). Im letzten Jahr 2021 waren es insgesamt 56. Rein statistisch ist es also nochmals eine kleine Steigerung. Innerhalb des rein statistisch reichsten Berliner Stadtbezirkes Steglitz-Zehlendorf gibt es innerhalb eines Karrees zwischen Hindenburgdamm, Birkbuschstraße, Albrechtstraße und Schlossstraße 56 Menschen, die fremdes Eigentum entwenden und nicht wieder zurückbringen.
Es geht also um eine kriminelle Mischung von Vandalismus und Diebstahl. Mitten am Tag, denn es dürfte sich um Menschen handeln, die gekauftes Eigentum in diesem fremden Eigentum transportierten, meistens in der Nähe von Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs. Und immerhin beträgt der Wert solcher Einkaufswagen, je nach Größe, 100-200 Euro. Ziemlich große Diebstähle mitten am Tag in belebten Straßen, denn alle vier genannten sind ziemlich große, drei Ausfallstraßen Richtung Brandenburg, eine Einkaufsstraße mit dabei.
Ich hatte vermutet, dass mir dem Wegfall der Covid-19-Schutzmassnahmen die Berliner wieder ziviler miteinander und fremdem Eigentum umgehen würden. Weit gefehlt.
Stellen wir nochmals fest: mitten am Tag, wenn alle Berliner einkaufen, gibt es Berliner, die kriminell handeln. Und einen Berliner von Tausenden, der das sieht und seit mehreren Jahren das Eigentum zurückbringt. Einer von Zehntausenden, statistisch gesehen. Zwei Augen von Zehntausenden von Augen.
Als Christ überlege ich mir seit vielen Jahren, ob das Absinken des christlichen Grundwasserspiegels, also das einfache Nicht-Wissen oder sogar Leugnen von Gott, etwas mit der Verlotterung, ja Kriminalisierung, des Alltags zu tun hat.
- Die Liebe will dem Anderen Gutes tun
Liebe ist nach der Definition des Philosophen Aristoteles dem anderen „Gutes tun“(Rhetorik 4 B).
Wohlgemerkt: es ist der heidnische Philosoph Aristoteles, der meint, Liebe will dem anderen „Gutes tun“. Es geht hier also nicht um überhöhte Gefühlsausdrücke im Überschwang, sondern um etwas, was den Alltag prägt. Schon jetzt.
Wenn der griechische Heide, der knapp 300 Jahre[155] vor Jesus lebte, das wusste, geht es also um etwas, was wir alle wissen können.
Unserem Mitmenschen Gutes zu tun, heißt ihn zu lieben. Das gilt in der Ehe und für die Freundschaft untereinander. Und es gilt natürlich darüber hinaus: für die Christen.
Aristoteles gibt diese Definition für die Freundschaft. Anwendbar ist sie darüber hinaus: für alle Menschen.
In eine Familie sind wir hineingeboren. Ehe und Freundschaft sind freiwillige Bindungen.
- Weil Gott Vater ist, sind alle Menschen Seine Kinder
Wir Christen meinen, einen Gott zum Vater zu haben, der uns geschaffen hat und uns will. Deshalb beten wir im Gebet des ‚Vaterunsers‘: „Unser Vater im Himmel“(Mt 6,9: Πάτερ ἡμῶν ὁ ἐν τοῖς οὐρανοῖς ).
Weil Gott gut ist, ist es Seine Schöpfung ebenfalls. Und weil wir Kinder Gottes sind, sind wir dazu verpflichtet, ebenfalls gut zu sein.
Damit wir in den Himmel gelangen können, müssen wir die Gebote Gottes einhalten. Deshalb fordert Jesus in seiner wunderbaren Bergpredigt: „damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“(Mt 5,45: ὅπως γένησθε υἱοὶ τοῦ πατρὸς ὑμῶν τοῦ ἐν οὐρανοῖς, ὅτι τὸν ἥλιον αὐτοῦ ἀνατέλλει ἐπὶ πονηροὺς καὶ ἀγαθοὺς καὶ βρέχει ἐπὶ δικαίους καὶ ἀδίκους.)
Weil alle Menschen letztlich Gottes Kinder sind, haben die wiedergeborenen Kinder Gottes, die Christen, die Pflicht, alle Menschen zu lieben.
Gott ist der Schöpfer von allem, was ist. ER will die Liebe zu allen Seinen Geschöpfen.
- Die Einfachheit der Nächstenliebe
Jesus lehrt uns, was Liebe ist, in seiner ‚Goldenen Regel‘: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen!“(Mt 7,12a: Πάντα οὖν ὅσα ἐὰν θέλητε ἵνα ποιῶσιν ὑμῖν οἱ ἄνθρωποι, οὕτως καὶ ὑμεῖς ποιεῖτε αὐτοῖς· )
Wir sollen uns als in unseren Nächsten hineinversetzen und mit dessen Augen die Welt sehen und uns fragen: „Was will ich, wenn ich an Stelle meines Nächsten wäre?“ und „Was brauche ich, wenn ich in der Lebenslage von ihm wäre?“
Wir sollen also verstehen lernen, was unser Nächster gerechterweise braucht. Weil wir uns alle selbst lieben. Die Grundlage der Nächstenliebe ist ganz einfach: die gerechte Selbstliebe. Es gibt keine Ausreden.
Das Grundgesetz im Reich Gottes ist die Nächstenliebe, die geübt wird, weil wir die Liebe zu uns selbst genauestens kennen. Es gibt keine Ausreden.
Das Reich Gottes breitet sich immer dann aus, wenn wir unseren Nächsten lieben. Und Gott will, dass wir unseren Nächsten lieben.
Der Nächste wiederum ist derjenige, den mir Gott über den Weg schickt. Nicht ich suche mir aus, wer mein Nächster ist, sondern Gottes Wege zeigen mir meinen Nächsten.
Die Nächstenliebe ist also ein Gebot, das für alle Christen gilt – und zugleich eines, das gerade nicht überfordert, weil es in Beziehung zum Weg mit Gott steht. Dieser Gott schenkt mir den Nächsten: Auf meinem Weg mit Gott.
Die Nächstenliebe ist also kategorisches Gebot, aber deshalb kein Gesetz, weil jedes einzelne Individuum es unterschiedlich anwenden soll.
Relationale Individuation quasi: die Wege Gottes mit mir sind nicht Zufall, sondern Geschenk in einer Beziehung (Relation). Und ich als Ebenbild Gottes antworte auf das Gebot höchst unterschiedlich, eben individuell (Individuation).
- Ius Divinum versus Bürgerliches Recht
Hier sehen wir schon die unterschiedliche Geltungsweise, der beiden Rechtsansprüche. Das göttliche Recht, ius divinum, erstreckt sich auf die gesamte Schöpfung: Gott will alle. Alle Christen sind verpflichtet, brüderlich für alle anderen mit zu denken und zu sorgen.
Das Bürgerliches Recht, ius civilium, wiederum braucht Gesetze und einen Staat, der diese Gesetze durchsetzt.
Vor allen Dingen braucht das Bürgerliche Recht Bürger, die Augen haben. Diese Bürger müssen nämlich Missstände erkennen und entsprechend handeln.
Diesen Rechtsgrundsatz nennt man: „Wo kein Kläger, da kein Richter“(nullus querens, nullus iudex).
Gott sieht alles in Seiner Allwissenheit. Wenn allerdings zehntausend menschliche Augen sehen und doch nicht sehen, dann kann kein Recht geschehen.
Wenn alle Bürger wegschauen, dann hat das Recht keine Chance. Egal, wie schnell der Staat über sein Ordnungsamt dem Vermüllen wehrt.
- Warum werden Christen für das Gute gehasst?
Damit zehntausend Augen wegschauen können, brauchen sie eine Kraft. Dabei ist es höchst eigenartig nach dieser Kraft zu fragen.
Denn einen Einkaufswagen des Sonntags als gute Tat bei gutem Wetter seinem Eigentümer zurückzubringen, kann Spaß machen.
Keinen Spaß macht es sicher, die Augen abzuwenden und seines Weges zu gehen. So zu handeln, braucht eine Begründung. Und für diese Begründung eine Energie.
Es ist wahrscheinlich die Verachtung für denjenigen, der seine Stadt verschandelt und den Einkaufswagen rein egoistisch abstellt.
Und es ist vielleicht sogar Hass, weil es Menschen gibt, die sich an keine Regeln halten wollen. Diese Verachteten sind wohlhabend und kerngesund, denn sie konnten einkaufen und einen Einkaufswagen schieben. Und sie überlassen die Drecksarbeit, das Zurückschieben, anderen.
Eigenartig nur, dass diese Verachtung zu nichts führt, jedenfalls zu nichts Gutem. Denn die Zehntausend tun ja nicht das Gute und räumen den Müll weg.
Wenn nun ein Christ, die Eigentumsverhältnisse wiederherstellt und dem Vandalismus wehrt, müssten man annehmen, dass ihm Dankbarkeit entgegenschlägt.
Das ist mitnichten der Fall. Eine Frau hat sich im letzten Jahr bedankt. Die meisten halten mich für einen Narren, der mindestens fragwürdig ist, vielleicht sogar geistesgestört.
Es ist eine geistige Kraft, die dahintersteht, wenn Zehntausend Augen bewusst wegschauen. Wahrscheinlich ist es mehr als nur Verachtung für andere, wahrscheinlich ist es Hass. Vielleicht Selbsthass, weil ich selbst nicht fähig bin, mit einfachen Mitteln für Ordnung zu sorgen.
Ja, ein sonntäglicher Spaziergang mit einem Einkaufswagen vorweg ist ein einfaches Mittel.
Paulus fordert in seinem Brief an die Epheser: „und habt nichts gemein mit den Werken der Finsternis, die keine Frucht bringen, deckt sie vielmehr auf!“(Eph 5,11: καὶ μὴ συγκοινωνεῖτε τοῖς ἔργοις τοῖς ἀκάρποις τοῦ σκότους, μᾶλλον δὲ καὶ ἐλέγχετε. )
- Die Königsherrschaft Christi ist notwendig
Wenn Christen gute Werke tun, also zum Beispiel das Eigentumsdelikt der Entwendung von Einkaufswagen quasi aus der Welt schaffen, dann fühlen sie sich gut.
Sie hassen den Delinquenten nicht, sondern lieben es, das Unrecht gut zu machen. Und die Christen lieben das Gut des Nächsten, hier das Eigentum des Supermarktes, den Einkaufswagen.
Wir Christen sind das Ja zu allen Menschen, deshalb sind wir sogar im Hass glücklich, nicht über den Hass, sondern weil wir den Hass überwinden.
Wir Christen sind in allem ein Ja, wo die Weltmenschen ihr Nein findet. Wir Christen leben besser, weil die Liebe erfinderisch macht. Das weckt Neid.
Und eigenartig genug: wir haben das Heilmittel für unsere Feinde – die Bekehrung!
- Fazit
Gott will das Gute für die ganze Welt: 100%.
Die Weltmenschen wollen es vielleicht, wenn es sie unmittelbar betrifft: alleine zum Überleben. Ansonsten schauen sie weg.
Wir Christen tun das Gute für alle Menschen: wir teilen das, was wir haben, mit allen.
Die Königsherrschaft Jesu ist das, was der Welt fehlt!
- Warum Jesus Christus der neue Adam ist
- Vorbemerkung
Bis jetzt meinte ich immer, dass die bürgerliche Ethik eine in sich gute sei, allerdings die christliche eine bessere.
Das war die Vorstellung, wonach der Geltungsbereich der bürgerlichen Rechtsvorstellungen kleiner ist, während wir Christen eben eine weitergefasste Vorstellung haben.
Das ist nicht falsch, dennoch zu kurz gegriffen.
- Das Wesen der Freundschaft bei Aristoteles
Aristoteles schreibt in seiner ‚Rhetorik‘ über die Eigenart der Freunde: „sie wollen uns Gutes tun“(Rhetorik B 4,14).[156]
Dem Anderen gut sein, um ihm Gutes zu tun: die Grundlage der Freundschaft ist also Gleichheit, indem ich im Freund etwas Gutes erkenne, das mir guttut. Tut mir der Freund gut, so tue ich ihm Gutes.
Auf Latein: Do ut des – „‚ich gebe, damit du gibst‘“, wie es Wikipedia ausdrückt.[157]
Hier drückt sich der Gedanke der Demokratie aus: „Einheit und Recht und Freiheit“[158]
- Das Wesen der Nächstenliebe bei Jesus Christus
Jesus lebte gut dreihundert Jahre nach Aristoteles (384-322 vor Christus). Sicher kannte er die Rhetorik des großen Philosophen nicht.
Und doch gibt es eine bemerkenswerte Übereinstimmung: Jesus übernahm den Grundgedanken der Freundschaft, indem Er sie auf alle Christen ausdehnte, letztlich allerdings auf alle Menschen.
Jesus Christus spricht: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.“(Joh 15,14f: ὑμεῖς φίλοι μού ἐστε ἐὰν ποιῆτε ἃ ἐγὼ ἐντέλλομαι ὑμῖν. οὐκέτι λέγω ὑμᾶς δούλους, ὅτι ὁ δοῦλος οὐκ οἶδεν τί ποιεῖ αὐτοῦ ὁ κύριος· ὑμᾶς δὲ εἴρηκα φίλους, ὅτι πάντα ἃ ἤκουσα παρὰ τοῦ πατρός μου ἐγνώρισα ὑμῖν.)
Weil wir Christen alle gleich sind, wünscht sich Jesus von uns: „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!“(Joh 15,9: Καθὼς ἠγάπησέν με ὁ πατήρ, κἀγὼ ὑμᾶς ἠγάπησα· μείνατε ἐν τῇ ἀγάπῃ τῇ ἐμῇ.)
Letztlich geht es darum: Der Sohn Gottes wurde ein Mensch – und brachte den Menschen die Liebe Gottes.
- Die Liebe: Grundlage jeder Gesellschaft
Die Liebe Gottes wiederum ist kein Luxus, den wir uns leisten können oder nicht. Sie ist die Grundlage des Zusammenlebens.
Das zu verstehen ist ganz einfach: wenn alle Menschen Brüder sind, dann muss jeder seinem Nächsten „Gutes tun“, wie es Aristoteles schreibt.
Der Grundgedanke der Menschenrechte finden wir genau hier, im Evangelium Jesu Christi.
- Wer die Liebe nicht will, muss einen Grund finden
Das wiederum können wir leicht verstehen, wenn wir uns die Gegenfrage stellen: wer soll ausgeschlossen sein von der Liebe?
Warum aber soll jemand ausgeschlossen werden?
Genau hier liegt der Casus Knacksus.[159]
Wir geben die Brüderlichkeit auf, wenn wir Gründe suchen, warum ein Bruder kein Bruder ist. Die Liebe zu allen Menschen schließt alle Menschen ein. Wer andere ausschließt, verstößt gegen die Liebe, weil er den anderen aus sich selbst heraus als ‚Nicht-Guter‘ ansehen muss.
Aus der Allklasse[160] der Guten werden so Trennungen und Spaltungen, ja, sogar Verachtung und Hass.
Und dies können wir erkennen, wenn wir uns einfach fragen: wenn wir Menschen nicht alle Brüder sind, wer soll kein Bruder sein?
Hier deuten sich die Irrungen und Wirrungen der Menschheitsgeschichte an: Rasse, Klasse, Schichten, Geschlechter und Sprachen.
Letztlich zwingt die Liebe Gottes uns dazu, Farbe zu bekennen: Liebe oder Hass? So gesehen ist die Liebe der Menschen untereinander zwar ein Gebot Jesu, dennoch aber etwas, was schon immer bestanden haben muss.
Die Liebe, also dem Mitmenschen „Gutes tun“, ist die Bewegung die das Menschsein erst ermöglicht.
Es ist nichts Neues im eigentlichen Sinne, sondern Kern und Stern des Miteinanders überhaupt.
Wenn Jesus Christus von uns die Nächstenliebe fordert, will Er uns daran erinnern, wer wir sind: Menschen!
- Nächstenliebe versus Hass der Welt
So gesehen verstehen wir endlich, warum die Liebe der Christen auf den Hass der Welt stößt.
Jesus Christus spricht: „Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.“(Joh 3,20f: πᾶς γὰρ ὁ φαῦλα πράσσων μισεῖ τὸ φῶς καὶ οὐκ ἔρχεται πρὸς τὸ φῶς, ἵνα μὴ ἐλεγχθῇ τὰ ἔργα αὐτοῦ· ὁ δὲ ποιῶν τὴν ἀλήθειαν ἔρχεται πρὸς τὸ φῶς, ἵνα φανερωθῇ αὐτοῦ τὰ ἔργα ὅτι ἐν θεῷ ἐστιν εἰργασμένα.)
Die Nächstenliebe stößt einen Prozess an, der entweder zur Bekehrung führt oder zum Widerstand, dessen Endergebnis der Hass ist.
Das wiederum ist nicht, wie ich bisher immer annahm, die Abwehr von angeblichem christlichem Luxus, nämlich alle Menschen zu lieben.
Nein, es ist nicht Luxus zu lieben, sondern allein das Lieben ist Möglichkeit der Brüderlichkeit.
Lieben wir nicht, sind wir keine Brüder. Dann aber gibt es letztlich keine Demokratie, die auf dieser Gleichheit aufbaut.
Die Nächstenliebe ist also nicht das Sahnehäubchen einer christlichen Sonderethik, sondern das, was die Welt im Innersten zusammenhält.[161]
- Fazit: Jesus Christus ist der Neue Adam
Der Hass der Welt bezeugt also, dass das Gebot ‚Liebt einander‘ das Einzige ist, was die Menschheit zusammenführt, weil es ihr Grundgesetz ist.
So bringt uns Jesus Christus nur wieder, was wir durch den Sündenfall Adams verloren haben.
So gesehen ist Jesus Christus der Neue Adam: Er bringt uns das Gebot uns zu lieben und durch Sein Kreuzesopfer die Kraft, zu lieben.
[1] Prophetie – Wikipedia (abgerufen am 26.3.22).
[2] Vgl. Babylonisches Exil – Wikipedia (abgerufen am 26.3.22).
[3] Vgl. Dan 9,2.
[4] Dan 9,21c.
[5] Daniel 9 | Einheitsübersetzung 2016 :: ERF Bibleserver (abgerufen am 26.3.22).
[6] Christliche Jahreszählung – Wikipedia (abgerufen am 26.3.22).
[7] Mondjahr – Wiktionary (abgerufen am 26.3.22).
[8][8] Solarkalender – Wikipedia (abgerufen am 26.3.22).
[9] Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet :: bibelwissenschaft.de (abgerufen am 26.3.22).
[10] Artaxerxes I. – Wikipedia (abgerufen am 26.3.22).
[11] Neh 2,7f.
[12] Neh 2,17c.
[13] Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet :: bibelwissenschaft.de (abgerufen am 26.3.2022).
[14] Kyros-Zylinder – Wikipedia (abgerufen am 27.3.2022).
[15] Vgl. Esr 4,7-23, worauf Schunck, XXIII/2 1, 34, hinweist.
[16] Lisowsky, 1328.
[17] Vgl. Lisowsky, 531.
[18] Lisowsky, 468f.
[19] Vgl. Neh 12,27-43.
[20] Vgl. Neh 4,3.
[21] II Chr 36,21.
[22] I Kön 9,6f.
[23] Neh 11,6. 14.
[24] Schunck, XII/2, Neukirchen-Vluyn 2009, 328.
[25] Vgl. Gesenius, 483.
[26] Vgl. Lisowsky, 898.
[27] Messias – Wikipedia (abgerufen am 27.3.22).
[28] Vgl. Hohepriester – Wikipedia (abgerufen am 26.3.22).
[29] Ius gladii – Wikipedia (abgerufen am 26.3.22.).
[30] Pontius Pilatus – Wikipedia (abgerufen am 27.3.22).
[31] Vgl. die Passionsgeschichten der vier Evangelien, z.B. in Jesus von Nazaret – Wikipedia (abgerufen am 27.3.22).
[32] Judäa – Wikipedia (abgerufen am 27.3.22).
[33] Römisches Reich – Wikipedia (abgerufen am 27.3.22).
[34] Pontius Pilatus – Wikipedia (abgerufen am 27.3.22).
[35] Vgl. Caligula – Wikipedia (abgerufen am 4.8.25).
[36] Stephanus – Wikipedia (abgerufen am 27.3.22).
[37] Dan 9,27.
[38] Zitiert nach: Eusebius, 124.
[39] Zitiert nach Eusebius, 124.
[40] Mt 24,15.
[41] Aelia Capitolina – Wikipedia (abgerufen am 27.3.22).
[42] Jüdischer Kalender – Wikipedia (abgerufen am 10.4.22).
[43] Vgl. Liebi, 119.
[44] Jahr null – Wikipedia (abgerufen am 27.3.22).
[45] Einheitsübersetzung, 491.
[46] Artaxerxes I. – Wikipedia (abgerufen am 10.4.22).
[47] Schunck, XIII, 2, 17.
[48] Soldatenmarsch – Wikipedia (abgerufen am 10.4.22).
[49] Meile – Wikipedia (abgerufen am 10.4.22).
[50] Jesus von Nazaret – Wikipedia (abgerufen am 27.3.22).
[51] Artaxerxes I (Longimanus) König von Persien 475 – 423 v. u. Z. (3. November 475 v. Chr. – 19. Februar 423 v. Chr.) (Zeitleiste) (abgerufen am 5.8.25).
[52] I Mak 2,59.
[53] I Mak 2,60
[54] I Mak 1,54.
[55] So z.B. Gen 1,1 im Schöpfungsbericht.
[56] Hapax legomenon – Wikipedia (abgerufen am 31.3.22).
[57] Vgl. z.B. Jesaja Jesaja – Wikipedia (abgerufen am 31.3.22).
[58] Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet :: bibelwissenschaft.de (abgerufen am 31.3.22).
[59] Daniel / Danielbuch – www.die-bibel.de (abgerufen am 4.8.25).
[60] Vgl. Dtn 28,15-68.
[61] Vgl. Jerusalemer Hohepriester – Wikipedia (abgerufen am 4.8.25).
[62] Koch, 151.
[63] Eroberung von Jerusalem (70 n. Chr.) – Wikipedia (abgerufen am 9.4.2022).
[64] Z.B. in Matthäus 24,1f.
[65] Deuteronomistisches Geschichtswerk – Wikipedia (abgerufen am 9.4.2022).
[66] Deut 18,15.
[67] Lesen im Bibeltext :: bibelwissenschaft.de (abgerufen am 10.4.22)
[68] I Joh 4,8.
[69] Joh 13,34f.
[70] Mt 5,44f.
[71] Tora – Wikipedia (abgerufen am 9.4.22).
[72] Jüdische Speisegesetze – Wikipedia (abgerufen am 9.4.22).
[73] Goi – Wikipedia (abgerufen am 9.4.22).
[74] Mt 5,43a.
[75] Lev 19,18b.
[76] Der Fremdling im Land – Israelnetz (abgerufen am 9.4.22).
[77] Sachwort (die-bibel.de) (abgerufen am 9.4.22).
[78] Sachwort (die-bibel.de) (abgerufen am 9.4.22).
[79] Bann (Bibel) – Wikipedia (abgerufen am 9.4.22).
[80] Dtn 20,16.
[81] Hauptmann Kornelius – Wikipedia (abgerufen am 9.4.22).
[82] Mt 7,12a.
[83] Joh 18,36.
[84] Kain – Wikipedia (abgerufen am 13.4.22).
[85] Gen 4,10b.
[86] Gen 6,11f.
[87] Zehn Plagen – Wikipedia (abgerufen am 13.4.22).
[88] Lev 17,11.
[89] Levitikus/ 3.Mose :: bibelwissenschaft.de (abgerufen am 11.4.22).
[90] Gen 22,2b.
[91] Jiftach – Wikipedia (abgerufen am 11.4.22).
[92] Ri 11,31c.
[93] Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet :: bibelwissenschaft.de (abgerufen am 12.4.22).
[94] 2.Könige 3,27 | Einheitsübersetzung 2016 :: ERF Bibleserver (abgerufen am 11.4.22).
[95] Ex 13,2.
[96] Sintflut – Wikipedia (abgerufen am 12.4.22).
[97] Gal 6,17b.
[98] Mt 10,18f.
[99] Salvifici Doloris (11. Februar 1984) | Johannes Paul II. (vatican.va) (abgerufen am 13.4.22).
[100] Abraham – Wikipedia (abgerufen am 13.4.22).
[101] Abraham – Ökumenisches Heiligenlexikon (abgerufen am 13.4.22).
[102] Ur (Stadt) – Wikipedia (abgerufen am 13.4.22).
[103] Mesopotamien – Wikipedia (abgerufen am 13.4.22).
[104] Brit Mila – Wikipedia (abgerufen am 13.4.22).
[105] Lot (Bibel und Koran) – Wikipedia (abgerufen am 13.4.22).
[106] Aram (Land) – Wikipedia (abgerufen am 13.4.22).
[107] Ägypten – Wikipedia (abgerufen am 13.4.22).
[108] Einzig die Verklärung Jesu in Mt 17,3 ist zu nennen, in der Moses ( Μωϋσῆς ) und Elia dabei sind – und das großartige Zeugnis des Moses im Hebräerbrief (11,23-29).
[109] Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet :: bibelwissenschaft.de (abgerufen am 13.4.22).
[110] Joh 8,58b.
[111] Mt 1,1.
[112] Mt 3,9.
[113] Lk, 19,40b.
[114] Lk 20,17b.
[115] Lk 20,13-16a.
[116] Vgl. Der Lobgesang Mariens – Stephanus Berolinensis (abgerufen am 14.4.22).
[117] Lesen im Bibeltext :: bibelwissenschaft.de (abgerufen am 14.4.22).
[118] Der zwölfjährige Jesus im Tempel – Wikipedia (abgerufen am 14.4.22).
[119] Vgl. Joh 19,26f.
[120] Erscheinungen und Botschaften der Gottesmutter Maria, Augsburg 2006, hg. von Gottfried Hierzenberger und Otto Nedomansky, 38.
[121] Unsere Liebe Frau von Guadalupe – Wikipedia (abgerufen am 14.4.22).
[122] Juan Diego – Wikipedia (abgerufen am 14.4.22).
[123] Unsere Liebe Frau von Guadalupe – Wikipedia (abgerufen am 14.4.22).
[124] Guadalupe (Mexiko-Stadt) – Wikipedia (abgerufen am 14.4.22).
[125] Top-10 der meistverkauften Bücher der Welt | Statista (abgerufen am 14.4.22).
[126] Anzahl der Katholiken nach Weltregionen 2019 | Statista (abgerufen am 16.4.22).
[127] I Kor 12,28a.b.
[128] I Tim 3,8.
[129] I Tim 5,17.
[130] I Tim 3,1.
[131] Weihesakrament – Wikipedia (abgerufen am 16.4.22).
[132] Vgl. Act 6.
[133] Vinzenz von Lérins – Wikipedia (abgerufen am 16.4.22).
[134] Zitiert nach Vinzenz von Lérins, Commenitorium, hg. von Michael Fiedrowicz und übersetzt von Claudia Barthold, Mühlheim 2011, 187.
[135] A.a.O., 186.
[136] Thesen über Feuerbach, MEW 3, 5-7.
[137] Ludwig Feuerbach, Das Wesen des Christentums, Köln 2014, 32.
[138] Sigmund Freud, Die Zukunft einer Illusion (1927), in: Massenpsychologie und Ich-Analyse / Die Zukunft einer Illusion, 107-158, Frankfurt/M. 10.Aufl. 2015, 133.
[139] Kurt Gödel – Wikipedia (abgerufen am 21.4.22).
[140] Gödelscher Unvollständigkeitssatz – Wikipedia (abgerufen am 21.4.22).
[141] Kurt Gödel, Über formal unentscheidbare Sätze der Principia mathematica und verwandter Systeme I, Collected Works I (Deutsch-Englisch), 144-195, New York 1986, 144.
[142] Natürliche Zahl – Wikipedia (abgerufen am 21.4.22).
[143] Gödel, a.a.O., Fußnote, 14, 148.
[144] Gödel, 148.
[145] Gödel, 150.
[146] Vgl. Horst Wessel, Berlin 1998, 26.
[147] Zeichen – Wikipedia (abgerufen am 21.4.22).
[148] Aristoteles, Dietzingen 2018 (Reclam UB 19397), 169.
[149] Gödelscher Unvollständigkeitssatz – Wikipedia (abgerufen am 22.4.22).
[150] Gottesbeweis VIII – Stephanus Berolinensis (abgerufen am 22.4.22).
[151] Pfeil-Paradoxon – Wikipedia (abgerufen am 22.4.22).
[152] Aristoteles, Rhetorik, 2, 1381a, zitiert nach: reclam UB 19397, Ditzingen 2018, 169.
[153] Zitiert nach: Die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils, Lateinisch-deutsche Studienausgabe, herausgegeben von Peter Hünermann, Freiburg-Basel-Wien 3.Aufl. 2012, 73.
[154] Tertullian – Wikipedia (abgerufen am 30.4.2022).
[155] Aristoteles – Wikipedia (abgerufen am 14.5.22).
[156] Zitiert nach: Aristoteles, Rhetorik, reclam UB 19397, 169.
[157] Do ut des – Wikipedia (abgerufen am 21.5.22).
[158] Deutsche Nationalhymne – Wikipedia (abgerufen am 21.5.22).
[159] Casus knacksus – Wiktionary (abgerufen am 21.5.22).
[160] Allklasse – Wikipedia (abgerufen am 21.5.22).
[161] (Seite:Faust I (Goethe) 034.jpg – Wikisource (abgerufen am 21.5.22).
