Felix Corona

Wie die Heimsuchung Gottes zu meinem Segen wurde

Sylvester 2020

Keine Frage: wenn ich Corona an seinen mutmaßlich chinesischen Entstehungsort zurück transportieren könnte, um diese ganz unheilvolle Entwicklung ungeschehen machen zu können – ich würde es tun.

Wie alle Krisen zeigt uns diese Krankheit namens Covid-19 unsere ganze menschliche Schwäche und Hinfälligkeit.

Krankheiten sind eine Geißel Gottes, die zum Tode führen können: egal, wen es trifft – es trifft immer einen Sünder.

So schonungslos habe ich eine solche Prüfung über nun fast ein Jahr noch nicht erlebt. Ich kann das Gitter des Siebes förmlich fühlen, mehrmals die Woche.

Fühlt sich ein bisschen wie die Bohlen eines Floßes unter meinen Füßen an, das dabei ist, sich in alle Einzelteile aufzulösen: was bisher trug, hält nicht mehr.

Gott nimmt uns unsere Sicherheiten und fragt uns wie einst Petrus: „Liebst du mich?“ Und ER wiederholt: „Wie stark liebst du mich?“ Und nochmals ER: „Wann liebst du mich?“

Keine Frage: Gott ist ein eifersüchtiger Gott, der geliebt werden will. Immerhin hat ER uns geschaffen – und alles um uns herum, um uns eine Freude zu machen.

Wie kann nun eine Heimsuchung Gottes, seine Strafe für unsere Sünden namens Covid-19, zur Glückseligkeit werden: zum Felix[1] Corona?

Wir singen in der Osternacht von der Felix Culpa[2], der glücklichen Schuld: der böse Sündenfall von Adam und Eva wurde von Gott beispiellos überboten, indem ER etwas noch Größeres schenkte als nur die Wiederherstellung des irdischen Paradieses.

ER hat noch Größeres geschenkt, indem ER uns das himmlische Jerusalem schenken wird: dort können wir ununterbrochen Halleluja rufen!

Nun, wir müssen (!), denn wir haben keine Möglichkeit mehr, uns an IHM zu versündigen, oh Schreck…

Nein, natürlich gar kein Schreck, sondern Freude und Frieden und Gerechtigkeit und Glückseligkeit: das alles, was wir schon jetzt ebenfalls haben können, nur nicht mehr unterbrochen durch unseren alltäglichen Kleinkram.

  1. Mein erstes echtes Ostern fand im Corona-Jahr statt

Ich liebte bisher Weihnachten: so heimelig und voller schöner Lieder, so richtig zum Anfassen.

Ostern, geht es dabei nicht vor allen Dingen um den Tod? Warum muss ich mir an einem christlichen Fest meine Gedanken über so etwas Kaltes und Dunkles machen?

Keine Lust, alle Jahre wieder nicht. Tod ist grauenerregend und doof.

Dann kam Covid-19. Und das erste Mal in meinem Leben stand ich vor verschlossenen Kirchentüren. Es war Sonntag, der 22.März 2020. Im vorauseilenden Gehorsam hatten die Bischöfe in Deutschland dem Gottesdienstverbot zugestimmt.

In Berlin sollte das Gottesdienstverbot erst ab Montag, 23.März2020, greifen.[3] Aber der Berliner Erzbischof war noch schneller als die Polizei erlaubt; er war noch eifriger als die ärgsten Hygiene-Bürokraten.

Dabei bröckelte der Gottesdienstbesuch gewaltig, leere Kirchen all überall. Schon Mitte März 2020 hatten wir letztlich genau die Corona-Schutzmaßnahmen durchgesetzt, die wir angeblich erst neu von so genannten Experten erarbeitet werden mussten: die AHA-Regeln sind wirklich nicht schwer zu verstehen.[4] Und in leeren großen Hallen, wie Kirchen genannt werden können, leicht durchzusetzen.

Tja, was sollte ich machen? Ich machte das, was ich schon vorher tat: ich verteilte meine christliche Literatur und legte sie in der Kirche aus, die meine Heimatgemeinde hat und offenstand, immerhin. Und ich besuchte eine alte Frau, die sich bisher immer über meine Literatur freute. Und die half mir und nannte mir eine Gemeinde am Winterfeldtplatz, die nicht nur offenstand, sondern die Eucharistie austeilte – ohne Heilige Messe. Immerhin.

Und die alte Frau sprach die Wahrheit. Sie log nicht. Sie hatte Recht. Und ich nahm Urlaub. Den ersten Osterurlaub seit vielen Jahren. Drei Wochen: statt im Sommer nun im Frühling.

War das herrlich: alle Straßen wie leergefegt – und ich allein im Doppeldecker. So schnell durch die Millionenstadt wie niemals mehr im Leben.

Und ich hatte meine Bugatti-Jacke an, die so aussieht, wie die BVG[5]-Jacken. Und stieg aus dem Bus und wurde wie ein BVGler gegrüßt. Echt knorke, wah? Voll echt!

  1. Eine Berliner Oase am Winterfeldtplatz

Drei Wochen jeden Tag den ganzen Jesus in der Eucharistie: so viel Gnade gab es noch nie! So schön, dass es sich reimt.

Und der Frühling drehte auf: um die 20 Grad, alles roch nach Auferstehung und Leben.

Und dann ich also: studierter Theologe und übersetzte aus dem Griechischen einen Teil des Evangeliums. Und legte es aus. Nämlich mein geliebtes Magnificat, den Lobgesang Mariens.[6]

Hatte ich noch nie gemacht. Und entdeckte: der Evangelist Matthäus hat hier die gesamte Programmatik seines Evangeliums untergebracht. Und noch viel mehr.

Hauptpunkt: Maria ruht ganz in Abrahams Schoß, will sagen – alle Verheißungen an Erzvater Abraham finden ihre Erfüllung in Jesus.

Und schon Maria wusste es. Viel mehr als mir bewusst war.

Und auf einmal war ich drin, in diesem klugen Wort der katholischen Tradition: per Mariam ad Jesum – von Maria zu Jesus.

Und dann wusste ich zum ersten Mal: die Eucharistie ist das himmlische Manna, das uns unbedingt notwendig ist, damit wir mit dieser Liebesgabe in den Himmel kommen.

Ehrlich gesagt, war bisher mein Lieblingssakrament die heilige Beichte. Das war theologisch schon immer nicht so ganz richtig. Natürlich muss die Eucharistie mehr geschätzt werden als das Sakrament der Versöhnung, denn die Beichte soll im Wesentlichen nur wiederherstellen, was wir an Sünde verbockt haben. Und die Eucharistie ist schon mehr das tägliche Ration Überlebensmittel.

Das wusste ich: aber wie geht das im Kopf? Es geht über Abraham. Gott ist in der Eucharistie unser Freund, wie Gott, der Vater, Seinen Weg mit Abraham ging. Nur Abraham wird in der Bibel „Freund Gottes“[7] genannt.

Und so sind wir durch Seinen Sohn Jesus Christus durch die Taufe zu Freunden Gottes geworden. Und ER lässt uns nicht im Stich.

Die Eucharistie also kann am besten vom Gründonnerstag her begriffen werden: als Liebesmahl Jesu mit seinen Freunden – die Eucharistie ist unser Proviant durch diese Weltzeit.

  1. Und was hat das alles mit Ostern zu tun?

Wenn wir Ostern jetzt nicht so sehr von der Auferstehung her begreifen, also vom nackten Grauen des Todes, sondern vom Kreuzesopfer Jesu auf Golgatha, in welchem ER uns Sein Leben in der Vergebung unserer Sünden schenkt, dann verstehen wir: die Auferstehung Jesu ist nur das Siegel Gottes auf das Kreuzopfer!

Die Auferstehung war schon immer die Bestätigung Gottes, wonach ER als Vater den Tod Seines Sohnes als Opfer für die Sühne unserer Sünden annahm.

Mein Problem war nur: ich blieb bisher am kalten Felsen vor dem Grab Jesu stehen. Und schaute nicht tiefer in das Herz Gottes.

Ich sah den Stein und nicht das pulsierende Herz des lebendigen Gottes.

  1. Lernen wir die Anfechtungen zu erdulden, weil sie große Frucht bringen

Hier also können wir vom Apostel Jakobus lernen, der uns mahnt: „Nehmt es voll Freude auf, meine Brüder und Schwestern, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet! Ihr wisst, dass die Prüfung eures Glaubens Geduld bewirkt. Die Geduld aber soll zu einem vollkommenen Werk führen, damit ihr vollkommen und untadelig seid und es euch an nichts fehlt. […] Selig der Mann, der in der Versuchung standhält. Denn wenn er sich bewährt, wird er den Kranz des Lebens erhalten, der denen verheißen ist, die Gott lieben.“[8]

[1] felix | Übersetzung Latein-Deutsch (dict.cc)

[2] Felix culpa – Wikipedia

[3] Eindämmung des Coronavirus – Berliner Senat beschließt weitgehende Kontaktbeschränkungen – Berlin.de

[4] AHA-Formel: Alltagsleben in Coronazeiten – infektionsschutz.de

[5] Willkommen bei den Berliner Verkehrsbetrieben | BVG

[6] Der Lobgesang Mariens – Stgroene (stephanusberolinensis.blog)

[7] Jk 2,23.

[8] Jak 1,2-4. 12.

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