Warum sie für uns im Kreuz verborgen bleibt
Berlin, 19.November 2022
Bisher dachte ich immer, dass das erste Gebot der Liebe zu Gott sich darin erfüllen würde, dass wir das zweite Gebot, die Nächstenliebe, tun, sozusagen automatisch.
Dass wir die Gottesliebe mit erfüllen, wenn wir die Nächstenliebe tun, ist an und für sich nicht falsch. Nur tun wir in Gedanken den zweiten vor dem ersten Schritt, was sicher nicht richtig ist. Gott gebührt mehr Ehre!
Die Gefahr kann sein, dass wir nur Gott die Ehre geben, wenn wir die Kraft für die Nächstenliebe in uns fühlen. Das kann zu einem falsch verstandenen Aktivismus führen.
- Die Verborgenheit Jesu im Kreuz
Paulus schreibt in seinem ersten Korintherbrief: „Nein, wir verkünden, wie es in der Schrift steht, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was in keines Menschen Herz gedrungen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“ (I Kor 2,9; ἀλλὰ καθὼς γέγραπται·ἃ ὀφθαλμὸς οὐκ εἶδεν καὶ οὖς οὐκ ἤκουσεν καὶ ἐπὶ καρδίαν ἀνθρώπου οὐκ ἀνέβη,ἃ ἡτοίμασεν ὁ θεὸς τοῖς ἀγαπῶσιν αὐτόν.)
Bisher dachte ich immer, dass diese Worte des Völkerapostels sich im Evangelium Christi erfüllt haben, ein für alle Mal. Das stimmt auch. Aber es ist noch schöner! Denn wir Christen leben das Evangelium, und die Verborgenheit Gottes bleibt in unserem Leben dennoch bestehen.
Beides stimmt also: das Evangelium kann beschrieben werden – und dennoch ist es in das Herz eines jeden Christen geschrieben und wird weiter in dieser Erdenzeit geschrieben!
Es ist das Evangelium Christi: „Von ihm her seid ihr in Christus Jesus, den Gott für uns zur Weisheit gemacht hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung.“ (I Kor 1,30; ἐξ αὐτοῦ δὲ ὑμεῖς ἐστε ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ, ὃς ἐγενήθη σοφία ἡμῖν ἀπὸ θεοῦ, δικαιοσύνη τε καὶ ἁγιασμὸς καὶ ἀπολύτρωσις, )
- Die zwei Seelen in unserer Brust: Sünde und guter Wille
Paulus schreibt im Römerbrief: „Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das vollbringe ich. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, dann bin nicht mehr ich es, der es bewirkt, sondern die in mir wohnende Sünde.“ (Röm 7,19f; οὐ γὰρ ὃ θέλω ποιῶ ἀγαθόν, ἀλλ’ ὃ οὐ θέλω κακὸν τοῦτο πράσσω. εἰ δὲ ὃ οὐ θέλω [ἐγὼ] τοῦτο ποιῶ, οὐκέτι ἐγὼ κατεργάζομαι αὐτὸ ἀλλ’ ἡ οἰκοῦσα ἐν ἐμοὶ ἁμαρτία.)
Weil die Sünde weiterhin in uns wohnhaft ist, müssen wir sie bekämpfen und dem Guten zum Siege verhelfen.
Das aber geht nur durch die Liebe zu Gott.
- Die Liebe zu Gott
Und Paulus führt aus: „Denn in meinem Innern freue ich mich am Gesetz Gottes, ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das mit dem Gesetz meiner Vernunft im Streit liegt und mich gefangen hält im Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern herrscht. Ich elender Mensch! Wer wird mich aus diesem dem Tod verfallenen Leib erretten? Dank aber sei Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! Es ergibt sich also, dass ich mit meiner Vernunft dem Gesetz Gottes diene, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde.“ (Röm 7,22-25; συνήδομαι γὰρ τῷ νόμῳ τοῦ θεοῦ κατὰ τὸν ἔσω ἄνθρωπον, βλέπω δὲ ἕτερον νόμον ἐν τοῖς μέλεσίν μου ἀντιστρατευόμενον τῷ νόμῳ τοῦ νοός μου καὶ αἰχμαλωτίζοντά με ἐν τῷ νόμῳ τῆς ἁμαρτίας τῷ ὄντι ἐν τοῖς μέλεσίν μου. Ταλαίπωρος ἐγὼ ἄνθρωπος· τίς με ῥύσεται ἐκ τοῦ σώματος τοῦ θανάτου τούτου; χάρις δὲ τῷ θεῷ διὰ Ἰησοῦ Χριστοῦ τοῦ κυρίου ἡμῶν. Ἄρα οὖν αὐτὸς ἐγὼ τῷ μὲν νοῒ δουλεύω νόμῳ θεοῦ τῇ δὲ σαρκὶ νόμῳ ἁμαρτίας.)
Nur die Liebe zu Gott rettet uns schließlich, denn nur sie lässt uns zu Gott um die Erlösung beten und das Gesetz Gottes erfüllen.
- Nur wer sein Kreuz trägt, lebt mit Gott
Paulus sagt es im Galaterbrief deutlich: „Die zu Christus Jesus gehören, haben das Fleisch und damit ihre Leidenschaften und Begierden gekreuzigt. Wenn wir im Geist leben, lasst uns auch im Geist wandeln!“ (Gal 5,24f; οἱ δὲ τοῦ Χριστοῦ [Ἰησοῦ] τὴν σάρκα ἐσταύρωσαν σὺν τοῖς παθήμασιν καὶ ταῖς ἐπιθυμίαις. Εἰ ζῶμεν πνεύματι, πνεύματι καὶ στοιχῶμεν.)
- Gebet um Erleuchtung, um den Willen Gottes zu erkennen
Paulus schreibt in seinem Brief an die Epheser: „Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit ihr ihn erkennt. Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt.“ (Eph 1,17f; ἵνα ὁ θεὸς τοῦ κυρίου ἡμῶν Ἰησοῦ Χριστοῦ, ὁ πατὴρ τῆς δόξης, δώῃ ὑμῖν πνεῦμα σοφίας καὶ ἀποκαλύψεως ἐν ἐπιγνώσει αὐτοῦ, πεφωτισμένους τοὺς ὀφθαλμοὺς τῆς καρδίας [ὑμῶν] εἰς τὸ εἰδέναι ὑμᾶς τίς ἐστιν ἡ ἐλπὶς τῆς κλήσεως αὐτοῦ, τίς ὁ πλοῦτος τῆς δόξης τῆς κληρονομίας αὐτοῦ ἐν τοῖς ἁγίοις,)
- Gottesliebe lehrt uns beten
Paulus schreibt im Römerbrief: „denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ (Röm 5,5; ἡ δὲ ἐλπὶς οὐ καταισχύνει, ὅτι ἡ ἀγάπη τοῦ θεοῦ ἐκκέχυται ἐν ταῖς καρδίαις ἡμῶν διὰ πνεύματος ἁγίου τοῦ δοθέντος ἡμῖν.)
Nur in der Liebe zu Gott, können wir erfahren, was wir tun sollen, denn ohne Gott herrscht in uns die Sünde, die uns in die falsche Richtung führt.
- Fazit
Das Evangelium Christi kann mit Worten beschrieben werden. Die christlichen Werke im Heiligen Geist können mit Worten beschrieben werden.
Der innere Kampf, die Kreuzigung des inneren Schweinehundes, ist Kern und Stern des täglichen Lebens eines jeden Christen.
Von diesem inneren Kampf ist äußerlich nichts sichtbar, denn nur der Geist Gottes wirkt hier.
Die Königsherrschaft Gottes ist in den guten Werken der Christen sichtbar, aber nur durch den Heiligen Geist erfahrbar.
Gott selbst bleibt für die Welt unbekannt – nur in den guten Werken und im zeugnishaften Bekenntnis scheint Seine Kraft auf!
